Mainzer Forschungsreaktor seit 60 Jahren in Betrieb
Neben dem der TU München ist der TRIGA Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) einer von nur zwei Forschungsreaktoren in Deutschland.
Mit dem Einsetzen des 57. Brennelements in den Reaktorkern wurde der Reaktor am 3. August 1965 erstmals kritisch, es war also ausreichend Brennstoff in den Reaktorkern eingebracht, um den Reaktor in Betrieb zu nehmen. Die offizielle Inbetriebnahme des TRIGA Mainz erfolgte schließlich im April 1967 durch Nobelpreisträger Otto Hahn, Mitentdecker der Kernspaltung. Seitdem ist der Reaktor bis auf eine kurze Umbauphase im Jahr 1995 störungsfrei in Betrieb.



Reaktoren vom TRIGA-Typ besitzen eine inhärente Sicherheit, die auf den chemischen und physikalischen Eigenschaften des hier verwendeten Brennstoffs basiert: Bei Erhöhung der Brennstofftemperatur über den üblichen Wert von rund 90 Grad Celsius hinaus schaltet sich der Reaktor innerhalb von Millisekunden automatisch ab – ohne jegliches Eingreifen durch mechanische oder elektronische Regelungen. Der TRIGA Mainz ist somit ideal geeignet für Aufgaben in Forschung, Lehre sowie in der Aus- und Weiterbildung.
Der Reaktor wird intensiv für Grundlagen- und angewandte Forschung in den Bereichen Kernchemie und Kernphysik, Neutronenphysik, chemische Analytik sowie in der medizinischen Forschung genutzt. Für hochpräzise Messungen der Eigenschaften des freien Neutrons werden derzeit am TRIGA Mainz zwei Quellen für sogenannte ultrakalte Neutronen betrieben. Damit ist die JGU eine der wenigen Institutionen weltweit, an der solche Messungen möglich sind.
Zudem spielt der Reaktor eine wichtige Rolle in der Ausbildung von Studierenden der chemischen und physikalischen Disziplinen sowie in der Ausbildung und im Kompetenzerhalt im Bereich Strahlenschutz für Lehrkräfte, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, für Studierende sowie für Technikerinnen und Techniker. So finden hier regelmäßig Strahlenschutzpraktika für Feuerwehrleute der Feuerwehren in Rheinland-Pfalz statt.
Damit liefert der TRIGA Mainz auch nach sechzig Betriebsjahren einen wertvollen Beitrag zu Forschung, wissenschaftlicher Ausbildung und Kompetenzerhalt am Wissenschaftsstandort Deutschland, auch weit über die Grenzen der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hinaus. Dem nicht so hohen Neutronenfluss im Dauerbetrieb steht eine inhärente Sicherheit gegenüber, was den Reaktor zu einem idealen, vielseitig einsetzbaren Werkzeug im universitären Betrieb macht. In direkter Nachbarschaft zum Reaktor entsteht derzeit ein neues Laborgebäude, benannt zu Ehren von Fritz Strassmann, Mitentdecker der Kernspaltung und Mitbegründer des TRIGA Mainz. [JGU / dre]
Anbieter
Johannes Gutenberg-Universität MainzSaarstr. 21
55122 Mainz
Deutschland
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