Im Formationsflug durch die Milchstraße
Schmetterlingsförmige planetarische Nebel weisen eine überraschend uniforme Ausrichtung auf.
Astronomen untersuchten mit dem New Technology Telescope der ESO und dem Weltraumteleskop Hubble mehr als hundert planetarische Nebel im Bulge, der zentralen Ausbuchtung unserer Galaxis. Wie sie feststellten, sind viele der schmetterlingsförmigen Mitglieder dieser abgestoßenen stellaren Gashüllen auf die gleiche Art und Weise ausgerichtet. Alle diese Nebel sind an verschiedenen Orten entstanden und besitzen unterschiedliche Eigenschaften. Weder die einzelnen Nebel, noch die Sterne aus denen sie entstanden sind, konnten jemals miteinander wechselwirken.
Abb.: Die Form des bipolaren planetarische Nebels NGC 6537 erinnert an einen Schmetterling oder eine Sanduhr. (Bild: ESO)
„Das ist ein wirklich überraschender Befund und, wenn er sich bewahrheitet, ein sehr wichtiger”, erklärt Bryan Rees von der University of Manchester. „Viele dieser geisterhaften Schmetterlinge scheinen ihrer Längsachse nach entlang der Ebene unserer Milchstraße ausgerichtet zu sein. Anhand der Bilder von Hubble und dem NTT konnten wir einen detaillierten Blick auf diese Objekte werfen und sie somit mit hoher Genauigkeit untersuchen.” Die Astronomen haben 130 planetarische Nebel im Bulge untersucht, drei verschiedene Typen idenfizierten sie und betrachteten deren Eigenschaften und Erscheinungsbild genauer. „Während zwei dieser Populationen wie erwartet vollkommen zufällig am Himmel ausgerichtet waren, wies die dritte Population – die bipolaren Nebel – eine erstaunliche Präferenz für eine bestimmte Ausrichtung auf,“ erläutert Rees' Kollege Albert Zijlstra. „Obwohl jegliche axiale Ausrichtung überraschend wäre, ist es noch überraschender diese in der überfüllten Zentralregion unserer Galaxie zu finden.”
Die Rotation des Sterns bedingt letztlich auch die Ausrichtung des planetarische Nebels abhängig von den Eigenschaften des jeweiligen Systems ab – etwa, ob es ein Doppelsternsystem ist oder ob sich Planeten auf Umlaufbahnen um den Stern befinden. Beide Merkmale können die Form der abgestoßenen Gashülle stark beeinflussen. Die bipolaren Nebel gehören zu den extremsten Formen und werden vermutlich durch Gasjets verursacht, die Masse aus dem Doppelsternsystem senkrecht zu dessen Umlaufbahn ausstoßen.
„Die Ausrichtung, die wir für diese bipolaren Nebel beobachten, deutet darauf hin, dass an Sternsystemen innerhalb des Bulge irgendetwas skurril ist”, ergänzt Rees. „Damit sie sich so aufreihen, wie wir das beobachten, muss die Rotation der Sternsysteme, die sie gebildet haben, senkrecht zu den interstellaren Wolken gewesen sein, aus denen sie entstanden sind, was sehr merkwürdig ist.” Während die Eigenschaften ihrer Vorgängersterne in der Tat diese Nebel formen, deutet dieser neue Fund auf einen anderen rätselhaften Einflussfaktor hin.
Neben diesen komplexen stellaren Eigenschaften kommen noch jene unserer Milchstraße in Frage: Der gesamte zentrale Bulge rotiert, und durch seine Magnetfelder könnte er einen stärkeren Einfluss auf die gesamte Galaxis haben als bisher gedacht. Starke Magnetfelder, die während der Bildung des Bulge präsent waren, könnten das geordnete Verhalten der planetarischen Nebel verursacht haben. Da sich solche Nebel in unserer Nähe nicht auf so geordnete Weise ausrichten, müssen die Magnetfelder um ein Vielfaches stärker gewesen sein als in unserer heutigen Nachbarschaft.
ESO / CT