07.11.2024

In den Fußstapfen von Saint Exupéry

Projekt bringt marokkanischen Schülern die Astronomie näher.

Vom 7. bis 17. November 2024 wird ein Team mit Forschern sowie Wissenschaftsvermittlern des Center for Space and Habitability CSH der Universität Bern und der Semlalia Fakultät für Naturwissenschaften und des Oukaimeden-Observatoriums der Cadi-Ayyad-Universität in Marrakesch mit zwei Kleinflugzeugen in Marokko unterwegs sein. Im Rahmen des Outreach-Projekts „Les Étoiles du Petit Prince“ besuchen sie Grund- und Sekundarschulen in abgelegenen Gebieten von Marokko zur Vermittlung von Astronomie. Im Gepäck haben sie unter anderem Teleskope und ein aufblasbares Planetarium.


Abb.: Brice-Olivier Demory von der Universität Bern
Abb.: Brice-Olivier Demory von der Universität Bern
Quelle: A. Moser

Toulouse – Tanger – Essaouira – Agadir – Tarfaya – Laayoune – Tan Tan - Zagora – Ouarzazate: Dies sind die Stationen, die die Forschungsgruppe der Universität Bern und der Cadi-Ayyad-Universität in Marrakesch vom 7. bis 17. November 2024 im Rahmen des Projekt besuchen wird. Das Projekt soll das Interesse an der Astronomie wecken sowie den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern. Entwickelt wurde es in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen, darunter den National Outreach Coordinators NOC Marokko der Internationalen Astronomischen Union IAU, dem Verband SpaceBus Marokko, dem Verband Amateur Astronomie Marrakesch (3AM) und dem Verband Les Roses des Vents – Cap Juby, Getragen von einem Team, das mehrheitlich aus Frauen besteht, hebt das Projekt auch die Bedeutung wissenschaftlicher Karrieren für junge Mädchen hervor.

Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Olivier d'Agay, dem Urgrossneffen von Antoine de Saint Exupéry und Vorsitzenden der Stiftung Antoine de Saint Exupéry pour la Jeunesse, die das Projekt unterstützt. Das Projekt lässt auch die Erinnerung an die vor mehr als einem Jahrhundert gegründete „Aéropostale“ lebendig werden, einer transatlantischen Fluglinie für Post- und Passagierdienste von Toulouse nach Rabat. In den 1920er Jahren ist jeder Flug ein riskantes Abenteuer, das tödlich enden kann. Der Alltag und die Heldentaten dieser Piloten wurden insbesondere vom Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry – selbst Pilot der Aéropostale – in seinem Roman „Vol de nuit“, der einen Postflug in Südamerika beschreibt, und in anderen Werken festgehalten. Auch die erfahrene Pilotin Virginia Mouseler ist Patin des Projekts und engagiert sich, um es buchstäblich zum Fliegen zu bringen. 

Bisher war ein Team in Zusammenarbeit mit dem Verein SpaceBus Maroc mit einem Bus unterwegs, um Astronomie zu vermitteln. Mit dem Flugzeug können nun auch abgelegene Gebiete erreicht werden, in denen der Verein seine Aktivitäten ausweiten möchte. Verschiedene Aktivitäten, inspiriert von der astrophysikalischen Forschung an den Universitäten Bern und Cadi-Ayyad in Marrakesch, dienen als roter Faden für den Austausch zwischen den Forschern und Schülerinnen und Schülern in den Städten im Süden und Osten Marokkos. Im Gepäck der Kleinflugzeuge befinden sich unter anderem Teleskope und ein aufblasbares Planetarium.

Das Center for Space and Habitability CSH der Universität Bern arbeitet seit mehreren Jahren mit der naturwissenschaftlichen Fakultät Semalia und dem Oukaimeden-Observatorium der Cadi-Ayyad-Universität zusammen. Ihre gemeinsame wissenschaftliche Arbeit konzentriert sich auf die Suche nach neuen felsigen Exoplaneten um kühle Sterne wie TRAPPIST-1. Diese Forschung findet zum Teil am SAINT-Ex-Observatorium in Mexiko statt, das vom CSH geleitet wird. Beide Universitäten sind ausserdem an mehreren Beobachtungsprogrammen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop beteiligt. Diese Zusammenarbeit bildete die Grundlage für die Entwicklung des Projekts.

Die Vision des Projekts beruht auf einem langfristigen Austausch, bei dem zukünftige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Grundschule bis zur Universität begleitet werden sollen“, erklärt Brice-Olivier Demory, Professor für Astrophysik am CSH sowie am Physikalischen Institut der Universität Bern und Mitglied des Nationalen Forschungsschwerpunkts NFP PlanetS. Demory ist auch Pilot und wird eines der Kleinflugzeuge in Marokko fliegen. Die beiden Universitäten wollen mit dem Projekt auch die Mobilität der Studierenden während ihrer akademischen Laufbahn erleichtern, indem sie beispielsweise Forschungsaufenthalte zwischen den beiden Institutionen fördern. „Dies ist eine Reaktion auf die von der Universität Bern ins Leben gerufenen ‚Initiative Afrique‘, deren Konzept laut Koordinator Djouroukoro Diallo darin besteht, gleichberechtigte Partnerschaften zwischen Institutionen zu fördern“, sagt Demory weiter.

Den Himmel in einem aufblasbaren Planetarium oder mit einem Teleskop beobachten, Meteoriten berühren und untersuchen und vieles mehr: „Das pädagogische Projekt ‚Les Étoiles du Petit Prince’ ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, im Dialog mit Forscherinnen und Forschern wissenschaftliche Tätigkeiten zu erproben“, sagt Sophie Krummenacher, die am CSH für die Wissenschaftsvermittlung in der Weltraumforschung zuständig und Mitglied des NFP PlanetS ist. 

Meriem Elyajouri ist Postdoc-Forscherin am Institut d'Astrophysique Spatiale in Frankreich und assoziierte Forscherin am Oukaimeden-Observatorium der Cadi Ayyad-Universität in Marrakesch. Heute koordiniert sie das Netzwerk NOC (National Outreach Coordinators) Marokko der Internationalen Astronomischen Union IAU und ist Vorsitzende des Vereins SpaceBus Maroc, der mit einem umgebauten Lastwagen durch das Land fährt, um die Begeisterung für die Wissenschaft zu vermitteln. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung, zum ersten Mal durch die Luft reisen zu können, um der marokkanischen Jugend die Astronomie näher zu bringen“, sagt sie und fährt fort: „Dieses Projekt ist Teil einer langfristigen Vision: Unser Ziel ist es, im Laufe der Jahre weite Teile der marokkanischen Wissenschafts- und Vereinsgemeinschaft einzubeziehen, indem wir uns auf das nationale NOC/IAU-Netzwerk stützen und unsere Beziehungen zur Schweiz und zu Frankreich stärken, um gemeinsam die nächste Generation zu inspirieren, ihre Augen zum Himmel zu erheben.“

Von Bern über Toulouse bis nach Tarfaya werden mehrere Klassen Briefe schreiben, die im Rahmen des Projekts transportiert werden, um Verbindungen zwischen Schülerinnen und Schülern aus Schweizer, französischen und marokkanischen Schulen zu knüpfen. Kinder der französischsprachigen Kantonsschule Bern besuchen im Rahmen einer vom CSH und der französischen Botschaft in der Schweiz und in Liechtenstein organisierten Veranstaltung am Tag vor der Abreise des Teams die Universität Bern, um mehr über die Weltraumforschung zu erfahren. Und sie werden ihren ersten Brief an Schüler marokkanischer Schulen schreiben. „Die gesamte Crew wünscht sich, dass diese erste Reise der Beginn einer langfristigen Zusammenarbeit von Schulen in der Schweiz, Frankreich und Marokko ist, die sich alle denselben Himmel teilen“, so Demory abschließend.

U. Bern / DE



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