Industrie: Galileo wird teurer
Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo wird aus Sicht der Industrie teurer als die von der EU bislang geschätzten 3,4 Mrd. Euro.
Bremen (dpa) - Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo wird aus Sicht der Industrie teurer als von der EU bislang geschätzt. Die von der EU-Kommission genannten 3,4 Milliarden Euro seien «sehr, sehr optimistisch», sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von EADS-Astrium, Evert Dudok, am Donnerstag in Bremen. «Wir von der Industrie glauben, dass hier mindestens eine Milliarde mehr notwendig sein wird.» In den vorliegenden Dokumenten der EU seien entsprechende Risiken bereits berücksichtigt. Eine klare Absage erteilte Dudok EU-Plänen zur kompletten Neuausschreibung des krisengeschüttelten Prestigeobjektes. Das würde Galileo weitere zwei Jahre Verzögerung bringen. Eine Realisierung vor Ende 2015 sei dann nicht möglich.
Galileo, mit dem die EU unabhängig vom US-Navigationssystem GPS (Global Positioning System) werden will, sollte ursprünglich 2008 bereitstehen. Die Entwicklungsphase läuft seit zweieinhalb Jahren. Inzwischen ist der Starttermin um fünf Jahre auf Mitte 2013 verschoben. Bei der Finanzierung klafft noch ein Milliardenloch. Das sollen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union auf ihrem Gipfel im Dezember stopfen. Dodok glaubt nicht an ein Scheitern des Projektes. «Europa und Deutschland brauchen diese Schlüsseltechnologie.» Astrium will die Systemführung übernehmen und die 30 Satelliten bauen, die später in mehr als 23.000 Kilometer Höhe um die Erde kreisen sollen. Den Auftragswert bezifferte Dudok auf knapp 1,5 Milliarden Euro.