Jena ist «Stadt der Wissenschaft 2008»
Die thüringische Universitätsstadt setzte sich gegen ihren einzigen Mitbewerber Potsdam durch.
Jena ist «Stadt der Wissenschaft 2008»
Braunschweig/Jena (dpa) - Jena ist Deutschlands «Stadt der Wissenschaft 2008». Die thüringische Universitätsstadt setzte sich gegen ihren einzigen Mitbewerber Potsdam durch. «Es war eine ganz knappe Entscheidung», sagte der Juryvorsitzende Joachim Treusch, Präsident der Jacobs University Bremen, am Mittwoch im niedersächsischen Braunschweig. Mit der Auszeichnung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft ist ein Preisgeld von bis zu 250 000 Euro verbunden. 2005 war Bremen mit Bremerhaven die erste Stadt der Wissenschaft, es folgten Dresden und in diesem Jahr Braunschweig. Mit der Auszeichnung sollen Städte bedacht werden, die die Wissenschaft als Motor für ihre Entwicklung nutzen.
«Jena ist eine lebendige Stadt. Ein Schmelztiegel, in dem all die Dinge zusammen kommen, auf die der Stifterverband Wert legt», sagte Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD). Dazu gehöre ein gutes Netzwerk zwischen Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Wissenschaft ebenso wie eine Öffnung der Wissenschaft für die Bevölkerung.
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte: «Es ist eine Ehre, gegen Jena zu verlieren.» Er bedauere es, ohne Titel in seine Stadt zurückzukehren. Aber schon die Bewerbung habe das Profil Potsdams als Wissenschaftsstadt geschärft. «Die Wissenschaft steht in Potsdam im Schatten anderer Attraktivitäten», räumte Jakobs ein. Die Hauptstadt Brandenburgs werde vor allem mit Schlössern, Gärten und der Filmindustrie in Verbindung gebracht.
Für Jena und Potsdam war es jeweils die zweite Bewerbung um den Titel. Beide Städte gingen davon aus, insgesamt einen Etat von knapp 1,3 Millionen Euro für das Programm zu benötigen. Jeweils eine halbe Million Euro sollte von Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert werden. Jena überzeugte nach Auskunft der Jury - wenn auch knapp - durch Kreativität und einen weit fortgeschrittenen Planungsstand zur Realisierung des Projekts.
Weil sich nur zwei Städte beworben hatten, stand der bis 2009 ausgeschriebene Wettbewerb zwischenzeitlich auf der Kippe. Im Vorjahr hätten sich zehn Städte um den Preis bemüht, sagte der Sprecher des Stifterverbandes, Michael Sonnabend: «Wir hoffen, dass das Interesse an dem Wettbewerb wieder steigt und wir dann in die Verlängerung gehen können.»
Hintergrund:
Jena, die «Stadt der Wissenschaft 2008», ist das Wissenschaftszentrum Thüringens. Sie zählt bundesweit zu den Städten mit der höchsten Akademikerdichte. Unter den 120 000 Einwohnern sind 20 Prozent Studenten, weitere 20 Prozent besitzen einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss. Neben der Friedrich-Schiller-Universität, die im kommenden Jahr 450 Jahre alt wird, und der Fachhochschule existiert eine große Zahl außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und -netze, die die wirtschaftliche Umsetzung von Ideen und Erfindungen beschleunigen.
Mit der Zusammenarbeit des Unternehmers Carl Zeiss und der Wissenschaftler Ernst Abbe und Otto Schott wurde im 19. Jahrhundert der Grundstein für die erfolgreiche Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft gelegt, die Jena prägt. Nicht zuletzt unter dem Einfluss von Goethe und Schiller erlebte die Jenaer Universität im späten 18. Jahrhundert eine Blüte. In Jena lehrten Philosophen wie Fichte, Schelling und Hegel.
Schwerpunkte sind heute Hochleistungsoptik, Biotechnologie, Medizintechnik, Ökologie und Geisteswissenschaften. Forscher der Jenaer Universität meldeten zwischen 2002 und 2004 anteilmäßig deutschlandweit die meisten Hochschulpatente an. In Jena sind 30 Forschungseinrichtungen beheimatet, darunter drei Max-Planck- Institute, zwei Leibniz-Institute und ein Fraunhofer-Institut.
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