01.09.2014

Jubiläum: 75 Jahre Düsenflug

Luftfahrt-Koordinatorin Zypries und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt würdigen Meilenstein der Luftfahrttechnologie.

Am 27. August 1939 flog das erste Düsenflugzeug der Welt mit einem Strahltriebwerk des deutschen Luftfahrtpioniers Hans-Joachim Pabst von Ohain. „Dem deutschen Physiker von Ohain gelang es heute vor 75 Jahren, die Luftfahrt zu revolutionieren“, sagt Brigitte Zypries, die Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrt. „Mit dem Düsentriebwerk wurde eine schnelle und bequeme Luftfahrt möglich, die aus der heutigen Wirtschafts- und Reisewelt nicht mehr wegzudenken ist. Die von Pabst von Ohain entwickelten Triebwerkstechnologien sind der Ausgangspunkt für den technologischen Fortschritt in der Luftfahrt. Heute arbeiten Forscher in der Industrie daran, die Triebwerke effizienter, umweltverträglicher und ressourcenschonender zu machen.“

Abb.: Der Vorläufer des ersten Jets. (Bild: DLR)

„Die Entwicklung des Strahltriebwerks ist ein Beispiel, wie Nationen und Völker über Technologien und Forschung näher zueinander zu bringen sind“, kommentiert Jan Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. „Es eine der Aufgaben des DLR, das System Luftverkehr zu erforschen, weiterzuentwickeln und Vorschläge zu unterbreiten, die das Funktionieren dieses Systems auch in der Zukunft gewährleisten, als eine der Säulen unserer modernen, mobilen Gesellschaft.“

Von Ohain studierte an der Georg-August-Universität in Göttingen Physik und forschte dort bereits an dem neuen Antriebssystem. Der Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Ernst Heinkel stellte von Ohain daraufhin ein und finanzierte die Entwicklung eines Versuchsflugzeugs mit Düsenantrieb. Mit einer kleinen Entwicklungsgruppe schuf von Ohain das Düsentriebwerk He S 3 B, mit dem das Versuchsflugzeug He 178 wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkriegs -vom Heinkel-Werksflugplatz Rostock-Marienehe zum ersten Düsenflug der Welt startete. Das Vorhaben erhielt keine staatliche Unterstützung durch das Reichsluftfahrtministerium. Heinkel selbst bleibt als Rüstungsunternehmer im Dritten Reich eine streitbare Figur: Seine Werke setzten, ebenso wie viele andere Flugzeugfirmen, auch Häftlinge aus Konzentrationslagern und Zwangsarbeiter ein.

Abb.: Das erste Düsenflugzeug der Welt, die Heinkel He 178. (Bild: DLR)

Neben von Ohain gilt auch Frank Whittle aus Großbritannien als Vater des Jettriebwerks, er arbeitete seit 1930 an der Entwicklung eines Turbostrahltriebwerks. Beide Pioniere waren nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA tätig und wurden 1991 mit dem renommierten Draper-Preis der National Academy of Engineering geehrt. 1992 erhielt von Ohain mit dem Ludwig-Prandtl-Ring die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt.

Nach Kriegsende revolutionierte die neue Antriebstechnik auch die zivile Luftfahrt. Noch heute findet die durch Hans von Ohain entwickelte Technologie des Strahltriebwerks mit den Komponenten Laufrad, Verdichter, Brennkammer, Turbine und Schubdüse Verwendung. Der Jetantrieb machte Flugreisen schneller und die leistungsstarken Jettriebwerke erlaubten immer größere Passagierzahlen pro Flugzeug, längere Reichweiten sowie einen geringeren Verbrauch und damit auch sinkende CO2-Emissionen.

DLR / RK

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