Kristall aus Wirbeln
Skyrmionen bilden zweidimensionales System, das auf einsetzende hexatische Phase hinweist.
Durch eine Zusammenarbeit von experimentellen und theoretischen Physikern im Rahmen des rheinland-pfälzischen Landesforschungszentrums Dynamics and Topology (TopDyn) ist es gelungen, ein System von vielen kleinen magnetischen Wirbeln so zu präparieren, dass sie sich regelmäßig anordnen. Ein solcher Übergang von einer ungeordneten in eine geordnete Phase verläuft ähnlich wie eine Kristallisation, die hier allerdings in zwei Dimensionen stattfindet. Für die Forschungsarbeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben Experimentalphysiker um Mathias Kläui und eine Gruppe theoretischer Physiker um Peter Virnau kooperiert.
Zweidimensionale Systeme sind ein aktuelles Forschungsgebiet: Sie können eine Reihe von exotischen Zuständen und Übergängen aufweisen, die es in drei Dimensionen gar nicht gibt. Ein Beispiel hierfür ist der Kosterlitz-Thouless-Übergang, für dessen Beschreibung im Jahre 2016 der Nobelpreis für Physik verliehen wurde, oder die hexatische Phase, die in Systemen aus zweidimensionalen harten Scheiben zwischen der flüssigen und der festen Phase angetroffen werden kann.
Bei der jetzt vorgestellten Arbeit haben die Forscher magnetische Wirbel, Skyrmionen, in sehr dünnen Metallfilmen erzeugt. Die Anzahl der Skyrmionen und deren Größe lässt sich durch anliegende Magnetfelder variabel einstellen. Dies sind ideale Voraussetzungen zur experimentellen Realisierung von dichten zweidimensionalen Modellsystemen. Dabei ist es gelungen, ein experimentelles System aus magnetischen Wirbeln zu erzeugen, das Anzeichen einer einsetzenden hexatischen Phase aufweist. Damit zeigt sich, dass es sich in der Tat um ein zweidimensionales System handelt, das effektiv als System von harten Scheiben beschrieben werden kann. Darüber hinaus konnten die abstoßenden Wechselwirkungen zwischen Skyrmionen mit Hilfe von Simulationen beschrieben und im Computer nachgestellt werden.
„Ich freue mich, dass die gemeinsame Arbeit zwischen der Soft-Matter-Theorie-Gruppe von Herrn Virnau und uns in diese gemeinsame Veröffentlichung gemündet hat. Solche neuen Kooperationen sind genau das Ziel des Forschungszentrums TopDyn", sagt Mathias Kläui, Sprecher des Forschungszentrums.
Da sich die Eigenschaften von Skyrmionen über externe Felder flexibel einstellen lassen, ist dies ein erster wichtiger Schritt zur gezielten Präparation und Untersuchung auch der Dynamik von zweidimensionalen Phasen- und Phasenübergängen. Das Landesforschungszentrum Dynamics and Topology wurde 2019 als Kooperation der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der TU Kaiserslautern und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung Mainz gegründet. Es wird vom Land Rheinland-Pfalz finanziert und verfolgt einen ausgesprochen interdisziplinären Ansatz.
JGU / DE