Landung auf dem virtuellen Roten Planeten
Nach 250 simulierten Reisetagen wird die Crew der Mars500-Mission am 14. Februar aus ihrem Moskauer Isolationscontainer steigen und kurz darauf bereits die "Rückkehr" zur Erde antreten.
Nach 250 simulierten Reisetagen wird die Crew der Mars500-Mission am 14. Februar aus ihrem Moskauer Isolationscontainer steigen und kurz darauf bereits die "Rückkehr" zur Erde antreten.
Halbzeit für die Mars500-Mission: Nach einem 250-tägigen virtuellen Flug zum Mars werden drei Crewmitglieder am 12. Februar 2011 auf dem Roten Planeten landen. Zwei Tage später steigen sie aus ihrem Isolationscontainer im Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP) aus, anschließend simulieren sie die Erkundung des Mars. Anfang März wird dann der achtmonatige Rückflug zur Erde beginnen. "Die insgesamt elf deutschen Experimente wurden bisher mit hoher Genauigkeit professionell durchgeführt", sagt Peter Gräf vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), zuständig für die deutsche Projektleitung.
Abb.: Tägliche Essensration für die Mars500-Crew (Bild: ESA)
Wenn der Russe Alexandr Smoleevsky und der Italiener Diego Urbina am 14. Februar 2011 in ihren Raumanzügen aus dem Landemodul steigen, haben sie bereits eine lange Zeit der Isolation hinter sich gebracht: Ihre virtuelle Reise zum Mars startete am 3. Juni 2010, als sich hinter ihnen die Luke für das längste jemals durchgeführte Weltraum-Simulationsexperiment schloss. "Alle sechs Crew-Mitglieder befinden sich in sehr guter körperlicher Verfassung", erklärt Gräf. 550 Quadratmeter groß ist das "Raumschiff", in dem die sechs Männer aus Russland, Europa und China leben. Dabei befolgen sie nicht nur einen strikten Zeitplan, der genaue Vorgaben für Experimente, Wartungsarbeiten und Fitnesstraining gibt. Auch der Ernährungsplan für die "Kosmonauten" ist genau geplant. Bis zum 8. Februar 2011 fand die Ernährung unter deutscher Regie statt: Jens Titze von der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte mit seinem Team detaillierte Ernährungspläne für die erste Hälfte der Mission, von nun an werden unter russischer Regie bis zum Ende der Mission im November 2011 Astronautenkost sowie russische und koreanische Produkte auf dem Speiseplan der Crew stehen.
Die elf deutschen Experimente der Mars500-Mission werden durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) über das DLR gefördert. Für die beteiligten Wissenschaftler ist die Mission bisher sehr erfolgreich verlaufen. Die lang andauernde Isolation der Crewmitglieder unter kontrollierten Bedingungen, die Monotonie im Alltag, aber auch der hohe Leistungsdruck schaffen Bedingungen, die für die Forschung einzigartig und von großem Vorteil sind. "Selbst bei gesunden Probanden führte eine verminderte Kochsalzzufuhr in der Nahrung zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks", erklärt Titze. Dies belege, dass salzreduzierte Ernährung nicht nur für Nieren- und Bluthochdruckkranke von Nutzen sei, sondern auch bei Gesunden langfristig Schlaganfall, Herzinfarkt und Arteriosklerose vorbeugen könne. Titze hatte bei dieser weltweit längsten Stoffwechselstudie den "Kosmonauten" die tägliche Kochsalzzufuhr über die Monate hinweg schrittweise heruntergesetzt, während alle anderen Nahrungsbestandteile konstant gehalten wurden. Die Ergebnisse des Isolationsexperiments sollen in Zukunft auch dazu dienen, in klinischen Studien mit den Mars500-Menüplänen den Blutdruck unter Alltagsbedingungen zu senken. Parallel dazu untersuchen Wissenschaftler des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin unter anderem die Zusammenhänge von Salzzufuhr und Knochenhaushalt sowie die Ausbreitung von Keimen in einem geschlossenen Lebensbereich.
Für die sechs Kosmonauten geht die Reise noch weiter: Nach drei Spaziergängen auf der simulierten Marsoberfläche kehren Aleksandr Smoleevsky, Diego Urbina und Wang Yue am 27. Februar 2011 aus dem Landemodul wieder in die Raumstation zurück. Anschließend dauert der Rückflug noch einmal acht Monate, bis sich am 5. November 2011 dann wieder die Luke zur Außenwelt öffnen wird.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt / AL