11.12.2025 • Leibniz-Preis

Leibniz-Preis: Präzisionsmessungen und topologische Phasen

Die beiden Physiker Klaus Blaum und Frank Pollmann gehören zu den DFG-Leibniz-Preisträgern 2026.

Maike Pfalz / DFG

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnet drei Wissen­schaftle­rinnen und sieben Wissen­schaftler mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2026 aus. Darunter sind der experi­mentelle Physiker Klaus Blaum vom Max-Planck-Institut für Kern­physik in Heidel­berg und der theore­tische Physiker Frank Poll­mann von der TU München. Der Preis ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert, welche die Ausge­zeich­neten bis zu sieben Jahre lang nach eigenen Vorstel­lungen und ohne bürokra­tischen Aufwand für ihre Forschungs­arbeit verwenden können.

Klaus Blaum (links) und Frank Pollmann erhalten jeweils einen der...
Klaus Blaum (links) und Frank Pollmann erhalten jeweils einen der Leibniz-Preise 2026.
Quelle: Klaus Blaum: MPIK / Peter Vogel; Frank Pollmann: Andreas Heddergott / TUM

Klaus Blaum wird ausgezeichnet für seine Präzisionsmessungen von Natur­konstanten und Symme­trien mithilfe von Ionen in elektro­magnetischen Fallen. Er möchte fundamen­tale physika­lische Konstanten genauer bestimmen, Symmetrien und Kräfte der Natur präziser verstehen und das Standardmodell der Teilchen­physik experimentell auf den Prüfstand stellen. Dazu fängt er einzelne Ionen in einer Über­lagerung aus elektrischen und magne­tischen Feldern und vermisst Eigen­schaften wie ihre Massen und magne­tischen Momente.

Er erzielte bahnbrechende Ergebnisse bei der Unter­suchung der Unter­schiede von Materie und Anti­materie, unter anderem gelang ihm der genaueste Vergleich des Ladungs-zu-Masse-Verhält­nisses von Protonen und Anti­protonen. In der Atom­physik konnte er theoretische Vorhersagen für das magne­tische Moment eines Elektrons in einem wasserstoff­ähnlichen Zinn-Ion mit noch nicht erreichter Genauig­keit testen und bestätigen. In einem solchen Ion erfährt ein Elektron ein extrem starkes elektri­sches Feld. Zudem führte er die weltweit genaueste Messung der maximalen frei werdenden Energie im radio­aktiven Zerfall von Holmium 163 durch – ein bedeu­tendes Ergebnis für die welt­weiten Versuche, die Masse von Neutrinos absolut zu bestimmen.

Klaus Blaum studierte Physik an der Univer­sität Mainz, wo er auch promovierte. Ab 2000 arbeitete er als wissen­schaft­licher Mitarbeiter am CERN bei Genf, Schweiz. 2004 übernahm er die Leitung einer Helmholtz-Hochschul-Nachwuchs­gruppe an der Univer­sität Mainz und wurde dort 2006 habili­tiert. Ein Jahr später wurde er als Direktor an das Max-Planck-Institut für Kern­physik in Heidelberg berufen und lehrt seit 2008 als Honorar­professor an der Univer­sität Heidelberg. Blaum erhielt zweimal einen ERC Advanced Grant (2011, 2019) und unter anderem im vergangenen Jahr die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physika­lischen Gesell­schaft und 2020 den Lise-Meitner-Preis der Europä­ischen Physika­lischen Gesell­schaft. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissen­schaften Leopoldina sowie Auswär­tiges Mitglied der Königlich Schwedi­schen Akademie der Wissen­schaften.

Artikel der Preisträger

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Klaus Blaum • 9/2025 • Seite 45

Von Massen und g-Faktoren

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Klaus Blaum, Sven Sturm und Stefan Ulmer • 1/2017 • Seite 31

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David J. Luitz und Frank Pollmann • 11/2018 • Seite 47

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Frank Pollmann und Andreas Schnyder • 9/2015 • Seite 65

Klassifizierung symmetriegeschützter topologischer Phasen

Frank Pollmann von der TU München erhält den Leibniz-Preis für seine Arbeiten zur theore­tischen Quantenphysik, insbesondere zur Statis­tischen Mechanik vieler Teilchen und deren Verbindung zur Quanten­informations­theorie. Materie tritt in verschie­denen Phasen mit unterschiedlichen Eigen­schaften auf – Frank Pollmann interes­siert sich insbe­sondere für topolo­gische Phasen, die sich mit ihren niedrigen Energie­anregungen stark von herkömmlichen Phasen der Materie unterscheiden. Diese „exotischen“ Phasen könnten in Zukunft als Bausteine für Quanten­computer dienen. Als theoretischer Physiker arbeitet Pollmann unter anderem daran, konkrete dynamische Eigenschaften solcher Phasen vorherzusagen und in Modellsystemen zu simulieren. Bei der Erkundung neuer Phäno­mene liegt sein Schwer­punkt auf Spin-Gitter-Modellen. Hierzu hat er bahn­brechende Methoden zur numerischen Simulation dieser Modelle entwickelt. In jüngster Zeit zeigte er durch eine Fehler­analyse, dass real exis­tierende Quanten­rechner zur numerischen Simulation von topolo­gischen Phasen in Quanten-Gitter-Modellen dienen können. Diese und weitere Arbeiten machen ihn zu einem Vorreiter des wissen­schaft­lichen Rechnens.

Frank Pollmann studierte Physik an der TU Braunschweig und dem Royal Institute of Techno­logy in Stock­holm, Schweden. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme (MPIPKS) und der TU Dresden im Jahr 2006 forschte er als Postdoc am MPIPKS, an der University of California, Berkeley, USA, und an der Academia Sinica in Taipeh, Taiwan. 2011 kehrte er nach Deutschland zurück, um eine Nach­wuchs­gruppe am MPIPKS zu leiten. Im Jahr 2016 wurde Pollmann zum Associate Professor und 2022 zum Full Professor an der TU München ernannt. Er erhielt zahlreiche wissen­schaftliche Auszeich­nungen, unter anderem die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesell­schaft 2007, den Walter-Schottky-Preis der Deutschen Physika­lischen Gesell­schaft 2015 und einen ERC Consoli­dator Grant 2017. 

Verliehen werden die Leibniz-Preise am 18. März 2026 in Berlin. 

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