07.12.2004

Maschinenbau boomt

Nach jahrelanger Durststrecke verzeichnet der deutsche Maschinenbau dieses Jahr das zweithöchste Produktionswachstum seit zehn Jahren.


 

Nach jahrelanger Durststrecke verzeichnet der deutsche Maschinenbau dieses Jahr das zweithöchste Produktionswachstum seit zehn Jahren.

Frankfurt/Main (dpa) - Viele deutsche Branchen stecken derzeit in der Krise - der deutsche Maschinenbau erlebt dagegen eine goldene Zeit. Nach jahrelanger Durststrecke boomt die Vorzeigebranche der deutschen Industrie. Wachsende Aufträge, neue Produktionsrekorde und gute Renditen werden zum Jahresende unterm Strich stehen. «2004 wird der Maschinenbau mit einem Produktionszuwachs von fünf Prozent das zweithöchste Plus seit zehn Jahren einfahren», sagt der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Dieter Brucklacher. «Unsere Erwartungen haben sich mehr als erfüllt. Für 2005 rechnen wir mit einem Plus von drei Prozent.»

Für die drittgrößte Industriebranche nach der Autoindustrie und Elektrotechnik läuft derzeit einfach alles rund. Die Unternehmen verbuchen mehr Aufträge, die Gewinne steigen. Der weltgrößte Hersteller von Getränkeabfüllanlagen Krones erhielt in den ersten neun Monaten 12 Prozent mehr Aufträge, der Weltmarktführer bei Werkzeugmaschinen Gildemeister 16 Prozent. Zum Jahresende rechnet der VDMA mit einem neuen Umsatzrekord von 140 Milliarden Euro.

Grund ist die große Nachfrage aus dem Ausland nach Maschinen «Made in Germany». «Keine andere Branche profitiert so stark vom Exportboom», sagt Deka-Bank Chefvolkswirt Ulrich Kater. Von Januar bis August lagen die Exporte um 10,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Schon jetzt gehen sieben von zehn Maschinen ins Ausland. Die Branche erschließt zudem neue Märkte, vor allem in Osteuropa - damit können die Konzerne die Kosten drücken.

Selbst den hohen Ölpreis können die Maschinenbauer locker wegstecken. «Nur ein Prozent der Produktionskosten geht auf Energiekosten zurück», sagt Kater. Der starke Euro, der inzwischen die Marke von 1,30 Dollar übersprungen hat, könne im nächsten Jahr allerdings zum Wettbewerbsnachteil werden. «Bei 1,50 Dollar wird es eng.» Ein starker Euro verteuert deutsche Maschinen im außereuropäischen Ausland.

Den Weltmeistertitel verteidigen die deutschen Maschinenbauer nach wie vor. Ihr Weltmarktanteil liegt derzeit bei 19,3 Prozent (Vorjahr: 18,9 Prozent), vor Japan und den USA. Das liegt vor allem am technologischen Vorsprung. «Die deutschen Hersteller gehen auf die Wünsche der Kunden ein, sie liefern maßgeschneiderte Produkte und bieten guten Service an», erklärt Volkswirtin Nora Schaefer von der Commerzbank den Erfolg. Die mittelständisch strukturierte Branche investiert im Schnitt drei Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung - das liegt ein Prozentpunkt über dem weltweiten Mittelwert.

Sorge bereitet der Branche aber die Konkurrenz aus China. «Noch bauen die Chinesen die einfachen Maschinen, aber sie bilden sich zu ernst zu nehmenden Konkurrenten aus», sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Wolken am Himmel werden 2005 auch wegen des erwarteten schwächeren Wachstums der Weltwirtschaft aufziehen. Die anziehende Binnennachfrage könne diesen Rückgang nicht ausgleichen. «2005 wird ein Übergangsjahr, der Zuwachs wird ein schwächeres Tempo einlegen», prognostiziert Wiechers.

Trotz der guten Zahlen hat die Branche bislang bei der Beschäftigung nicht zugelegt. Im August arbeiteten laut VDMA rund 868 000 Menschen in der Schlüsselbranche - 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. «Der Rückgang ist aber jetzt zum Stillstand gekommen», sagt Volkswirt Wiechers. Im nächsten Jahr werde die Zahl konstant bleiben. Wegen der Rationalisierungen benötige der Maschinenbau zwei Prozent Wachstum, um die Stellenzahl halten zu können.

Marion Trimborn, dpa

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