13.01.2017

Membran mit Lichtschalter

Durchlässigkeit der Membran lässt sich durch Lichteinstrahlung je nach Wellenlänge einstellen.

Neuartige Membranen, deren Selektivität sich dynamisch mit Licht schalten lässt, haben Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Universität Hannover entwickelt: In die Membranen aus metall-organischen Gerüsten (metal-organic frameworks, MOFs) bauten die Forscher Azobenzol-Moleküle ein. Diese nehmen je nach eingestrahlter Wellen­länge eine gestreckte oder gewinkelte Form an. So lassen sich die Durch­lässigkeit der Membran und der Trennfaktor bei der Trennung von Gasen oder Flüssig­keiten stufenlos einstellen.

Abb.: Über die Lichteinstrahlung lässt sich der Trennfaktor der MOF-Membran stufenlos einstellen. (Bild: A. Knebel, U. Hannover / L. Heinke / KIT)

Bei metall-organischen Gerüsten handelt es sich um hoch­poröse kristalline Materialien aus metallischen Knoten­punkten und organischen Verbindungs­elementen. Sie lassen sich für viele verschiedene Anwendungen maßschneidern. Unter anderem besitzen sie ein enormes Potenzial als Membranen zur effizienten Trennung von Molekülen nach unter­schiedlichen Parametern. Modifikationen der Poren­größe und der chemischen Beschaffenheit der Poren­wände erlauben es, die statische Selektivität der Membranen an die jeweiligen Anforderungen anzupassen.

Die Forscher des KIT am Institut für Funktionelle Grenz­flächen (IFG) sowie am Institut für Organische Chemie (IOC) haben gemeinsam mit Wissenschaftlern der Leibniz Universität Hannover Membranen aus MOFs mit Photo­schaltern versehen. „Dadurch erhalten die Membranen winzige Fenster, die sich je nach Licht­einstrahlung öffnen und schließen“, erklärt der Leiter des Instituts für Funktionelle Grenzflächen, Christof Wöll.

Als ferngesteuerte Photoschalter dienen Azobenzol-Moleküle. Diese bestehen jeweils aus zwei Phenyl-Ringen, die über eine Stickstoff-Doppel­bindung zusammen­hängen, und kommen in zwei verschiedenen Konfigurationen vor: eine gestreckte trans-Konfiguration und eine gewinkelte cis-Konfiguration. Durch Bestrahlen mit Licht lagert sich das Molekül um: Unter sichtbarem Licht streckt es sich, unter UV-Licht krümmt es sich. Die Umlagerung ist reversibel, lässt sich beliebig oft wiederholen und beeinträchtigt die kristalline Struktur der MOFs nicht.

Eine präzise Kontrolle des Verhältnisses zwischen cis- und trans-Azobenzol, beispielsweise durch genau bemessene Bestrahlungs­dauer oder durch gleichzeitige Bestrahlung mit UV-Licht und sichtbarem Licht, ermöglicht es, die Durch­lässigkeit der Membranen und den Trenn­faktor bei der Trennung von gasförmigen oder flüssigen Stoff­gemischen stufenlos und genau einzustellen. „Dass sich diese entscheidenden Eigenschaften über externe Stimuli, das heißt ohne direkten Kontakt mit der Membran, steuern lassen, stellt einen echten Durchbruch in der Membran­technologie dar“, sagt Lars Heinke, der Leiter der IFG-Arbeitsgruppe „Dynamische Prozesse in porösen Systemen“.

Die Wissenschaftler demonstrierten die Funktion der neuartigen smarten Membranen anhand der Trennung eines Wasserstoff-Kohlen­dioxid-Gasgemisches. Dabei gelang es ihnen, den Trennfaktor stufenlos zwischen drei und acht zu regulieren. Das Konzept eignet sich auch zur Trennung anderer Gasgemische, beispielsweise von Stickstoff-Kohlen­dioxid-Gemischen. Ebenso ist es denkbar, MOF-Membranen mit Photoschaltern einzusetzen, um die Erreichbarkeit der Oberflächen von Katalysatoren oder Sensoren zu kontrollieren oder die Freisetzung von eingekapselten Arznei­mittel­wirkstoffen zu steuern.

KIT / DE

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