«Miss Universum»
Vom Star-Trek-Fan zur Shuttle-Kommandantin - Eileen Collins.
Vom Star-Trek-Fan zur Shuttle-Kommandantin - Collins hat keine Angst
Washington (dpa) - Viele nennen sie , auch wenn sie noch nie im Badeanzug oder Abendkleid über den Laufsteg schritt. Ein ganz anderes Outfit hat Eileen Collins berühmt gemacht: ein Astronautenanzug, in dem sie schon zwei Mal Geschichte schrieb. 1995 chauffierte sie als erste Shuttle-Pilotin die «Discovery» zu einem Rendezvous mit der russischen Raumstation MIR, und 1999 kommandierte sie als erste Frau eine Raumfähre, die «Columbia», die dann später - am 1. Februar 2003 - abstürzte. Bei der vorletzten komplett erfüllten Mission des Unglücksshuttle setzte die Besatzung unter Leitung von Collins erfolgreich das Weltraumteleskop «Chandra» aus.
Jetzt soll die Amerikanerin mit dem freundlichen Lächeln und dem gewellten Haar wieder eine Raumfähre kommandieren: Beim ersten Shuttle-Flug nach der «Columbia»-Tragödie, der am 13. Juli beginnen soll, wird sie erneut das Heft in der Hand haben. Angst vor dem Unternehmen hat die heute 48-Jährige nach eigenen Angaben absolut nicht. Es vergehe zwar kein Tag, an dem sie nicht an die ums Leben gekommene «Columbia»-Crew denke, sagte sie in einem Interview. «Ich vermisse sie sehr.» Sie sei sich auch darüber im Klaren, dass es bei derartigen Missionen immer Risiken gebe. Aber wichtig sei, dass es sich um «kalkulierte Risiken« handele, «die wir studiert haben und die wir verstehen». Sie habe volles Vertrauen darin, dass alles Menschenmögliche zur Sicherheit getan worden sei. «Nein, ich habe kein Angst», so Collins. «Wenn es anders wäre, würde ich nicht hierhin gehören.»
Dass sie «hierhin gehört», wusste Eileen Marie Collins schon in sehr jungen Jahren. Sie wuchs in Elmira im Bundesstaat New York auf, einem Ort mit viel Flugtradition. Unter anderem fanden hier 1930 die ersten US-Meisterschaften im Hangsegeln statt. Schon als kleines Mädchen verfolgte Eileen die Segelflugzeuge am Himmel und etwas später genauso fasziniert «Star Trek» im Fernsehen. «Kaum war sie aus der Schule zurück, warf sie ihre Sachen hin und setzte sich sich vor den Bildschirm», schildert ihre Mutter. Das Studium von Büchern über die Flugpionier-Gebrüder Wright fachten die Leidenschaft weiter an, und im Alter von 16 übernahm Eileen dann kleine Jobs und begann zu sparen. Sie zählte in der heimischen Kirche im Auftrag des Geistlichen Klingelbeutel-Spenden und arbeitete in einem Pizzarestaurant. Drei Jahre später hatte sie genügend Geld zusammen und erfüllte sich ihren Traum: Sie lernte Segelfliegen.
Sie sei eigentlich schüchtern und auch eher etwas ängstlich gewesen, erinnert sich Collins. Aber der Ruf der Lüfte war stärker: Als die US-Luftwaffe ihre Türen für Pilotinnen öffnete, bewarb sich die junge Frau in Windeseile und begann 1978 ihr Training am Steuerknüppel eines Kampfjets. Sie wurde dann selbst Fluglehrerin und brachte es nebenbei zu verschiedenen Universitätsabschlüssen, so in Mathematik, Wirtschaft und Raumfahrt-Management. Bei einer derartigen Qualifikation sagte die Weltraumbehörde NASA nicht nein, als sich Collins 1990 als Astronautin bewarb.
Über 6280 Flugstunden hat die mit einem Piloten verheiratete Collins, Mutter einer Tochter, mittlerweile mit 30 verschiedenen Luftfahrzeugen absolviert, fast 540 davon im Weltraum. Neben den «Discovery» und «Columbia»-Missionen war sie 1997 an Bord, als die «Atlantis» an MIR andockte. Den kommenden Flug kann Eileen Collins kaum noch abwarten. «Ich habe eine fantastische Crew», schwärmte sie vor Kurzem. Ihr Team gibt das Kompliment zurück und beschreibt Collins als eine bescheidene Person trotz aller Erfolge. So sehen es auch die stolzen Eltern. «Sie ist im Grunde ein sehr einfacher Mensch, der mit den Füßen auf dem Boden steht. Sie ist sehr nachdenklich. Niemand hat ihr etwas geschenkt. Alles, was sie heute ist, hat sie selbst verdient.»
Von Gabriele Chwallek, dpa
Weitere Infos:
Biographie von Collins
http://www.jsc.nasa.gov/Bios/htmlbios/collins.html