Mit JUICE zum Jupiter
Schwerpunkt von Europas nächster großer Wissenschaftsmission sind die Eismonde des Jupiter.
Der „Jupiter Icy moons Explorer“ – JUICE – erhielt den Vorzug vor zwei anderen Missionen, dem neuen Observatorium für Gravitationswellen („New Gravitational wave Observatory“, NGO) und dem fortschrittlichen Teleskop für Hochenergie-Astrophysik („Advanced Telescope for High-Energy Astrophysics“, ATHENA). Dies gab die Europäische Weltraumorganisation jetzt offiziell bekannt.
Abb.: JUICE auf Kreuzfahrt im Jupiter-System (Bild: ESA / AOES)
JUICE ist die erste große Wissenschaftsmission (Kategorie L) des ESA-Programms „Kosmische Vision 2015–2025“. Die Sonde soll 2022 mit einer Ariane-5 von Europas Raumflughafen in Kourou aus starten. Sie erreicht den Jupiter 2030 und führt über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren detaillierte Beobachtungen durch.
Die Galileischen Monde des Jupiter – der vulkanische Mond Io, der Eismond Europa und die aus Gestein und Eis bestehenden Monde Ganymed und Kallisto – machen das Jupiter-System zu einem eigenen Miniatur-Sonnensystem. Wahrscheinlich beherbergen Europa, Ganymed und Kallisto unter ihrer Oberfläche Ozeane. Ziel der Mission ist daher die Untersuchung der Monde als potenzielle Lebensräume, was zwei Schlüsselfragen des Programms „Kosmische Vision“ betrifft: Welches sind die Voraussetzungen für die Entstehung von Planeten und von Leben, und wie funktioniert das Sonnensystem?
JUICE nimmt eine ständige Beobachtung der Atmosphäre und der Magnetosphäre des Jupiter sowie der Wechselwirkungen der Galileischen Monde mit dem Gasriesen vor. Die Sonde stattet Kallisto, dem kraterreichsten Objekt des Sonnensystems, einen Besuch ab und fliegt zweimal an Europa vorbei. Dabei bestimmt die Sonde erstmals die Dicke von Europas Eiskruste und mögliche Standorte für künftige Untersuchungen vor Ort.
Im Jahr 2032 schließlich schwenkt das Raumfahrzeug in eine Umlaufbahn um Ganymed ein und erforscht die Eisoberfläche und interne Struktur dieses Monds. Ganymed ist der einzige Mond des Sonnensystems, von dem bekannt ist, dass er sein eigenes Magnetfeld erzeugt, weswegen JUICE eine gründliche Beobachtung der einzigartigen magnetischen und Plasmainteraktionen mit der Jupiter-Magnetosphäre durchführt.
„Jupiter ist der Archetyp der Riesenplaneten des Sonnensystems und zahlreicher andere Sterne umkreisender Riesenplaneten“, so Alvaro Giménez Cañete, der Direktor der ESA für Wissenschaft und robotische Erforschung. „JUICE wird uns einen besseren Einblick in die Entstehung von Gasriesen und ihrer Trabanten sowie in ihr Potenzial für die Beherbergung von Lebensformen geben.“
„Angesichts der hervorragenden Qualität der drei in Frage kommenden Missionen war das Auswahlverfahren eine Herausforderung, und ich möchte dem Beratenden Ausschuss für Weltraumwissenschaft für seine harte Arbeit und die äußerst gründliche Durchführung dieses sehr anspruchsvollen Verfahrens danken“, meint der Vorsitzende des ESA-Ausschusses für das Wissenschaftliche Programm, Richard Bonneville.
In dem heutigen Beschluss hat der Ausschuss für das Wissenschaftliche Programm auch den hohen wissenschaftlichen Wert der Missionen NGO und ATHENA hervorgehoben, und es ist vorgesehen, die Technologiearbeiten fortzusetzen, so dass die beiden Missionen als Kandidaten für künftige Startgelegenheiten in Betracht gezogen werden können. Für 2013 ist ein zweiter Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen für große Missionen vorgesehen.
ESA / OD