22.09.2016

Neuer Direktor am Beschleunigerzentrum

Paolo Giubellino wird ab 2017 wissenschaftlicher Geschäftsführer von FAIR und GSI.

Der international renommierte Physiker Paolo Giubellino wird der erste gemeinsame wissenschaftliche Geschäfts­führer und Sprecher der Geschäfts­führung der beiden Teilchen­beschleuniger­zentren Facility for Antiproton and Ion Research in Europe GmbH (FAIR GmbH) und der GSI Helmholtz­zentrum für Schwer­ionen­forschung GmbH in Darmstadt. Das haben die FAIR-Gesellschafter­versammlung und der GSI-Aufsichtsrat beschlossen. Die Verträge sind bereits unterzeichnet, zum 1. Januar 2017 wird Paolo Giubellino seine neue Funktion in Darmstadt antreten.

Abb.: Paolo Giubellino (Bild: G. Otto, FAIR / GSI)

Paolo Giubellino tritt als wissenschaftlicher Geschäftsführer die Nachfolge von Boris Sharkov bei FAIR und von Karlheinz Langanke bei der GSI an. Damit ist die künftige gemeinsame Führungs­spitze von GSI und FAIR komplett. Auch der neue wissenschaftliche Geschäfts­führer übernimmt seine Aufgaben in Personal­union für GSI und FAIR wie zuvor bereits die administrative Geschäfts­führerin Ursula Weyrich (Ende 2014) und der technische Geschäfts­führer Jörg Blaurock (Anfang 2016). Beide freuen sich sehr über die Gewinnung von Paolo Giubellino und auf die künftige Zusammen­arbeit. Ziel ist es, Spitzenforschung an der bestehenden Anlage durchzuführen und die künftige Beschleuniger­anlage FAIR in inter­nationaler Zusammen­arbeit zu realisieren.

Georg Schütte, Staatssekretär im Bundes­ministerium für Bildung und Forschung und Vorsitzender des GSI-Aufsichts­rats und des FAIR-Council, sagt: „Mit Paolo Giubellino konnten wir einen herausragenden Wissenschaftler gewinnen, der viel Erfahrung in der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit hat. Sein profundes Wissen über Schwer­ionen­forschung und seine klaren Vorstellungen einer zukunfts­orientierten Grundlagen­forschung werden eine wichtige Rolle beim weiteren Aufbau von FAIR spielen."

Otmar D. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, betont darüber hinaus die internationale Bedeutung dieser Neu­besetzung: „Mit der umfangreichen, inter­nationalen Erfahrung, die Paolo Giubellino am CERN in der Schweiz sammeln konnte, bringt er ideale Voraus­setzungen mit, um die großen Aufgaben in Darmstadt anzugehen. Paolo Giubellino für FAIR zu gewinnen, zeigt zudem, dass die Helmholtz-Forschung weltweit attraktiv ist. Mit der Strategie, unsere Gemeinschaft noch stärker international auszurichten, haben wir den richtigen Weg eingeschlagen. Wir werden ihn künftig konsequent fortsetzen."

Die Forschungsschwerpunkte des 56-jährigen Paolo Giubellino sind die Physik hoch­energetischer Schwerionen­stöße und die dabei erzeugte Materie. Nach seinem Studium an der Universität Turin und der University of California in Santa Cruz war er an zahlreichen Schwer­ionen­experimenten am europäischen Kern­forschungs­zentrum CERN in der Schweiz beteiligt. Beim dortigen ALICE-Experiment, einem der vier großen, dauerhaft eingerichteten Experimente am Teilchen­beschleuniger LHC, hat er seit Anfang der 1990er Jahre verschiedene verantwortliche Positionen übernommen. Seit 2011 ist Giubellino der Leiter von ALICE bei CERN. Aktuell sind mehr als 1600 Wissenschaftler aus 42 Ländern Mitglied der ALICE-Kollaboration. Zudem ist Paolo Giubellino seit 1985 auch in der Sektion Turin am italienischen nationalen Kern­physik­institut (Istituto Nazionale di Fisica Nucleare, INFN) tätig und dort seit 2006 Forschungs­direktor.

GSI ist für Paolo Giubellino bereits bekanntes Terrain. Zum einen durch die Verbindung über das ALICE-Experiment, denn Wissenschaftler von GSI sind maßgeblich an Entwicklung und Bau von Mess­instrumenten sowie an dem wissenschaftlichen Programm von ALICE beteiligt. Zum anderen hat Paolo Giubellino derzeit den Vorsitz des international besetzten GSI-Komitees, dem General Program Advisory Committee, das die GSI-Geschäftsführung über Experimentier­vorschläge von Wissenschaftlern und Nutzung der Beschleuniger­anlage berät.

Paolo Giubellino, der verheiratet ist und einen Sohn hat, verfügt neben seiner wissenschaftlichen Expertise über umfassende Erfahrungen mit internationalen Kollaborationen und hat bereits viele Schlüssel­rollen bei bilateralen Vereinbarungen und Forschungs­programmen, etwa der Europäischen Union, übernommen. Nun blickt er mit hoher Motivation auf seine künftigen Aufgaben bei GSI und FAIR: „Es ist eine große Freude und eine große Verantwortung für mich. Mit FAIR entsteht bei GSI eine neue und einzigartige Beschleuniger­anlage. Mehr als 3000 Wissen­schaftlerinnen und Wissen­schaftler aus aller Welt werden künftig an FAIR arbeiten. Für jeden Forscher ist das eine fantastische Gelegenheit.“ Von den Forschungs­möglichkeiten ist der künftige wissenschaftliche Geschäfts­führer begeistert: „Wir werden hier herausragende Experimente durchführen, um wegweisende neue Erkenntnisse über den Aufbau der Materie und des Universums zu gewinnen. Die Fragen, die wir hoffen, durch FAIR klären zu können, sind faszinierend, zum Beispiel: Wie genau entstehen die chemischen Elemente in den Sternen, die eine Grund­voraus­setzung für unser Leben sind?“ Außerdem werde FAIR ein weltweiter Anziehungspunkt für junge Menschen sein, so dass in Darmstadt wissenschaftlich-technisch hoch­qualifizierte Nachwuchs­kräfte im inter­nationalen Umfeld ausgebildet werden können.

Für seine Arbeit, zu der mehr als 300 wissenschaftliche Publikationen gehören, konnte Paolo Giubellino bereits zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen. So erhielt er unter anderem 2014 den Lise-Meitner-Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft, außerdem den Enrico-Fermi-Preis, die höchste Würdigung der Italienischen Physikalischen Gesellschaft (2013). Im Jahr 2012 war er vom italienischen Staats­präsidenten Napolitano für seine wissenschaftlichen Verdienste zum „Commendatore della Repubblica Italiana“ ernannt worden.

FAIR / DE

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