23.07.2007

Neues von der Himmelsscheibe von Nebra

Mit aufwendiger Röntgentechnik ist die 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra erneut auf verborgene Stellen im Innern untersucht worden.

Neue Materialuntersuchungen an Himmelsscheibe von Nebra

Halle (dpa) - Mit aufwendiger Röntgentechnik ist die 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra erneut auf verborgene Stellen im Innern untersucht worden. «Es kam ein Verfahren zum Einsatz, an das bei der Sicherstellung der Scheibe vor fünf Jahren noch nicht zu denken war», sagt Sachen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller. «Viele Rätsel können erst mit der Entwicklung der Technik gelüftet werden.» Zuletzt wurde der einzigartige archäologische Schatz vor zwei Jahren durchleuchtet.


Unter strenger Geheimhaltung und Bewachung war die Himmelsscheibe vor wenigen Tagen in die Forschungsabteilung der Nemak Europe GmbH in Wernigerode gebracht worden. Das Unternehmen ist Kooperationspartner des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und forscht an hochleistungsfähigen und leichten Motoren aus Aluminium.

«Innerhalb von 24 Stunden wurde die Scheibe mit Hilfe eines industriellen Computertomographen virtuell zerlegt», erläutert der Leiter des Mess- und Prüfbereiches, Dirk Fiedler. «Wir haben tausende von Einzelbildern aus dem Inneren der Scheibe gewonnen, die Auswertung der riesigen Datenmenge wird Jahre dauern», sagt der Fachmann.

«Eine Überraschung war, das jede einzelne Goldauflage auf der Scheibe eine andere Schichtdicke besitzt», sagt der Chefrestaurator des Landesmuseums, Christian-Heinrich Wunderlich. «Außerdem zeigen die aktuellen Aufnahmen viel mehr Korrossionsspuren als bisher, was natürlich nochmals die Echtheit der Scheibe beweist.»

Mit Hilfe des umfangreichen Bildmaterials setzen die Wissenschaftler jetzt einen einzigartigen Film zusammen. «Das wird eine dreidimensionale Fahrt durch die Bronzescheibe, bei der wir zerstörungsfrei das Innenleben erforschen können», sagt Wunderlich. Dazu gehört auch die genaue Auflistung aller Bearbeitungsspuren.

Bisher wussten die Forscher nur, dass die Scheibe gegossen und dann geschmiedet wurde. «Jetzt sehen wir den tatsächlichen Bearbeitungsaufwand. Die bronzezeitlichen Handwerker besaßen viel mehr Wissen in der Metallverarbeitung als wir bislang angenommen haben», sagt Wunderlich.

Die Himmelsscheibe ist die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Sie ist rund zwei Kilogramm schwer und im Durchmesser 32 Zentimeter groß. Die Goldauflagen zeigen ein Schiff, Sonne, Mond, Sterne und als Ansammlung von sieben Goldpunkten den Sternenhaufen der Plejaden. Außerdem sind am Rand der Scheibe zwei Bögen, so genannte Horizontbögen, zu sehen.

Zwei bereits verurteilte Raubgräber hatten die Scheibe zusammen mit anderen Bronzestücken 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra (Burgenlandkreis) in Sachsen-Anhalt entdeckt. Die Polizei konnte den Schatz im Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in der Schweiz sicherstellen.

Von Thomas Schöne, dpa

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