Otto-Hahn-Preis für Ertl
Der Chemie-Nobelpreisträger 2007, Gerhard Ertl, hat am Dienstagabend in Frankfurt den Otto-Hahn-Preis erhalten.
Frankfurt/Main (dpa) - Der Chemie-Nobelpreisträger 2007, Gerhard Ertl, hat am Dienstagabend in Frankfurt den Otto-Hahn-Preis erhalten. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre abwechselnd an Chemiker und Physiker vergeben. Ertl erhielt die Auszeichnung für seine Aufklärung von chemischen Reaktionen auf festen Oberflächen, wie es auf der Urkunde heißt.
Das Kuratorium des Otto-Hahn-Preises, den die Stadt Frankfurt, die Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Deutsche Physikalische Gesellschaft vergeben, hatte sich schon Monate vor dem Nobelkomitee auf Ertl festgelegt. Die Wahl aus Stockholm wertet das Kuratorium als Bestätigung seiner Entscheidung. Der nach dem Kernspaltungspionier benannte Otto-Hahn-Preis gilt als eine der wichtigsten Wissenschaftsauszeichnungen Deutschlands.
Ertl stehe für das Zusammenwachsen der Disziplinen, sagte Prof. Dieter Jahn, Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (DGCh), laut Redemanuskript in der Paulskirche. Ebenso wie der Namensgeber des Preises, Otto Hahn, der als Chemiker auf einem Gebiet der Physik bahnbrechendes geleistet habe, habe Ertl als Physiker die Chemie vorangebracht: «Es gelang ihm, die Elementarschritte der chemischen Reaktionen mit physikalischen Methoden aufzuklären und mathematisch zu beschreiben.» Ertl habe die Katalyseforschung «auf ein neues Erkenntnisniveau gebracht (...) und damit den Schlüssel für energieeffizientere Herstellungsverfahren geliefert».
Auch der Laudator, Prof. Helmut Schwarz von der Technischen Universität Berlin, würdigte Ertl als einen «die fachliche Enge der Disziplinen permanent ignorierenden Grenzgänger». Er habe die Wissenschaft beispiellos bereichert, indem er die molekularen Vorgänge an Grenzflächen aufgeklärt habe. Ertl sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit, «ein begnadeter Forscher, ein inspirierender Lehrer». Ertl erhält am 10. Dezember in Stockholm den Nobelpreis für Chemie.
Porträt Gerhard Ertl
Der Chemiker Gerhard Ertl hat bahnbrechende Entdeckungen bei der Erforschung chemischer Reaktionen gemacht, die unter anderem für den Autokatalysator und die Düngerherstellung von fundamentaler Bedeutung sind.
Obwohl Ertl vor drei Jahren offiziell in den Ruhestand ging, hat er weiter ein Büro im Berliner Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Das Institut hatte er seit 1986 geleitet. Er gibt ein chemisches Handbuch heraus und veröffentlicht nach wie vor wissenschaftliche Abhandlungen. Anlässlich seiner Emeritierung hatte Ertl bekannt, wichtig sei ihm auch zu beobachten, was aus seinem Lebenswerk werde. Er wolle die «Ernte heranreifen sehen» und verfolgen, was aus seinen Schülern werde, die jetzt auf Lehrstühlen säßen.
Ertl wurde 1936 in Stuttgart geboren. In seiner Geburtsstadt studierte er zunächst Physik, seine Studien setzte er in Paris und München fort. 1968 ging er als Professor nach Hannover. Es folgte eine Stelle an der Universität München sowie Gastprofessuren in den USA. Ertl gehörte jahrelang zu den 100 weltweit am meisten zitierten Chemikern, sein Name steht auf 650 Originalarbeiten und sechs gewichtigen Lehrbüchern. Zur Entspannung spielt der Forscher Klavier, kümmert sich um seine beiden Katzen und sein kleines Haus in Bayern. Ertl ist verheiratet und hat zwei Kinder sowie mehrere Enkel.
Weitere Infos:
-
Gerhard Ertl:
http://w3.rz-berlin.mpg.de/pc/PCarchive2.html