PETRA III in Hamburg eröffnet
Nach einer Modernisierungsphase von zweieinhalb Jahren fiel der Startschuss für neue Einblicke mit einer der weltweit brillantesten Speicherring-Röntgenstrahlungsquellen.
Nach einer Modernisierungsphase von zweieinhalb Jahren fiel der Startschuss für neue Einblicke mit einer der weltweit brillantesten Speicherring-Röntgenstrahlungsquellen.
Forscherinnen und Forscher aus aller Welt erhalten in Hamburg ein neues Forschungsgerät der Superlative: Auf dem Campus des Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY ist am Montag die modernste Ringbeschleuniger-basierte Synchrotronstrahlungsquelle der Welt feierlich eingeweiht worden. Wissenschaftler erhoffen sich mit PETRA III grundlegend neue Einsichten in die Struktur der Materie. „Die Anlage bietet der Wissenschaft hier am Standort Hamburg einzigartige Perspektiven“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan zur Eröffnung. Die Ministerin würdigte die Leistung des Projektteams um Edgar Weckert, DESY-Direktor für die Forschung mit Photonen: „PETRA III wird nach knapp zweieinhalb Jahren Umbauzeit innerhalb des Kosten- und Zeitplans eingeweiht. Das ist vorbildlich. Ich bin sehr gespannt darauf, was Sie mit dem Röntgenlicht von PETRA III herausfinden werden.“
Abb.: Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Jürgen Mlynek, Hamburgs Forschungssenatorin Herlind Gundelach, Bundesforschungsministerin Annette Schavan und DESY-Direktor Helmut Dosch (v.l.n.r.) nehmen PETRA III symbolisch in Betrieb. (Bild: DESY)
PETRA III eröffnet völlig neue Perspektiven, insbesondere im Bereich der Strukturbiologie, also zum Beispiel bei der Erforschung des Aufbaus von Eiweißmolekülen. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigt der diesjährige Chemie-Nobelpreis, der zu einem Drittel Ada Yonath zuerkannt wurde, die von 1986 bis 2004 am PETRA III-Vorgänger DORIS III auf dem DESY-Campus die Struktur von Ribosomen entschlüsselt hat. „Ich begrüße die Pläne, in unmittelbarer Nachbarschaft zu PETRA III ein Zentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB) aufzubauen“, sagte Ministerin Schavan. „Denn die Zusammenarbeit von Physikern, Biologen und Infektionsforschern bietet große Chancen für wichtige medizinische Anwendungen.“
„Mit PETRA III nehmen wir bei DESY die weltbeste Synchrotronstrahlungsquelle ihrer Art in Betrieb“, so Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums. „Die hochenergetischen haarfeinen Röntgenstrahlen von PETRA III werden es Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Disziplinen ermöglichen, gestochen scharfe Bilder von Nano- und Biomaterialien zu erhalten, eine unabdingbare Voraussetzung für die Medikamente und Hochleistungsmaterialien von morgen.“
„Interdisziplinäre Vorhaben durch Kooperation von Hochschulen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind ein Markenzeichen des Wissenschaftsstandortes Hamburg“, betonte Hamburgs Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Herlind Gundelach. „Neue Großgeräte führen dabei zu Schwerpunktbildungen, wie zum Beispiel im Bereich der Strukturbiologie, für den gerade die wissenschaftlichen Konzepte erarbeitet werden, oder auch für den Bereich der Materialforschung. In diesem Zusammenhang freut es mich besonders, dass vier erfolgreiche Cluster unserer Landesexzellenzinitiative mit Beteiligung von DESY und unter Nutzung von PETRA III realisiert werden“, so die Senatorin weiter.
Die Modernisierung von PETRA und der Aufbau der neuen Experimentierhalle für PETRA III haben der Bund und die Freie und Hansestadt Hamburg gemeinsam mit 233 Millionen Euro gefördert, davon knapp 150 Millionen Sondermittel. Wie bei Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft üblich, hat Hamburg 10 Prozent der Summe beigetragen, der Bund 90 Prozent. Im Rahmen der Verbundforschung hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung in der laufenden Förderperiode zudem 12,2 Millionen Euro für Experimente zur Verfügung gestellt, die Wissenschaftlern an deutschen Universitäten die Möglichkeit geben, PETRA III für Ihre Forschungsvorhaben optimal zu nutzen.
Der bestehende PETRA-Ringbeschleuniger wurde dafür auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Zudem wurde eine 280 Meter lange Experimentierhalle gebaut, in der an 14 Strahlführungen und 30 Messplätzen gleichzeitig gearbeitet wird. Das entscheidend Neue sind aber die „Undulator-Magnete“, die die im Ring beschleunigten Teilchen auf Schlingerkurs bringen und zum Erzeugen von besonders intensiver Röntgenstrahlung anregen. PETRA III hat bereits vor der vollständigen Inbetriebnahme einen Rekord aufgestellt: Die Anlage hat den feinsten Röntgenstrahl der Welt erzeugt.
DESY/KP