14.11.2024

Photonik mit Raum-Zeit-Kristallen

Vierdimensionalen Materialien eignen sich für die Verarbeitung von Information.

Photonische Raum-Zeit-Kristalle sind Materialien, die drahtlose Kommunikation oder Laser­technologien leistungs­fähiger und effizienter machen könnten. Sie zeichnen sich durch die periodische Anordnung spezieller Materialien aus, in drei Raumrichtungen wie auch in der Zeit, und ermöglichen so eine präzise Kontrolle der Lichteigenschaften. Forschende des Karlsruher Institut für Technologie haben nun zusammen mit Partnern der Aalto University, der University of Eastern Finland und der Harbin Engineering University in China gezeigt, wie sich solche vier­dimensionalen Materialien für die praktische Anwendung nutzen lassen. 

Abb.: Photonische Raum-Zeit-Kristalle machen es möglich, die Wechselwirkung...
Abb.: Photonische Raum-Zeit-Kristalle machen es möglich, die Wechselwirkung von Licht und Materie besser auszunutzen.
Quelle: X. Wang, KIT / Harbin Engineering U.

Photonische Zeit­kristalle bestehen aus Materialien, die im Raum überall gleich beschaffen sind, deren Eigenschaften sich aber zeitlich periodisch ändern. Durch diese zeitliche periodische Änderung lässt sich die spektrale Zusammen­setzung von Licht gezielt verändern und verstärken, beides sind entscheidende Faktoren für die optische Informations­verarbeitung. „Dies eröffnet neue Freiheitsgrade, birgt aber auch viele Heraus­forderungen“, sagt Carsten Rockstuhl vom Institut für Theoretische Festkörper­physik und Institut für Nano­technologie des KIT. „Die vorliegende Studie ebnet den Weg, diese Materialien für informations­verarbeitende Systeme einzusetzen, in denen alle Licht­frequenzen genutzt und verstärkt werden sollen.“

Die zentrale Kenngröße eines photonischen Zeit­kristalls ist seine Bandlücke im Impulsraum. Der Impuls ist ein Maß dafür, in welche Richtung sich das Licht ausbreitet. Eine Bandlücke beschreibt, in welche Richtungen sich das Licht ausbreiten muss, damit es verstärkt wird: Je breiter die Bandlücke, desto größer ist die Verstärkung. „Bisher müssen wir in photonischen Zeitkristallen für eine große Bandlücke die zeitlich periodische Änderung der Material­eigenschaften, etwa den Brechungs­index, inten­sivieren. Nur dann wird Licht überhaupt verstärkt“, erklärt Puneet Garg. „Da die Möglichkeiten hierfür bei den meisten Materialien begrenzt sind, ist dies eine große Heraus­forderung.“ 

Als Lösung kombinierte das Forschungsteam die photonischen Zeit­kristalle mit einer zusätzlichen räumlichen Struktur und konstruierte somit photonische Raum-Zeit-Kristalle: Es baute photonische Zeit­kristalle aus Silizium-Kugeln ein, die das Licht einfangen und etwas länger halten als bisher möglich. So reagiert das Licht wesentlich besser auf die zeitlich periodische Änderung der Material­eigenschaften. „Wir sprechen hier von Resonanzen, die die Wechsel­wirkung von Licht und Materie verstärken“, sagt Xuchen Wang. „In so optimal abgestimmten Systemen erstreckt sich die Bandlücke fast über den gesamten Impulsraum. Das Licht wird unabhängig von seiner Ausbreitungs­richtung verstärkt. Dies könnte das fehlende Puzzleteil auf dem Weg zur praktischen Nutzung solcher neuen optischen Materialien sein.“ 

„Wir freuen uns sehr über diesen Durchbruch bei den photonischen Materialien und sind gespannt auf die lang­fristigen Auswirkungen unserer Forschung“, sagt Rockstuhl. „So kann das enorme Potenzial der modernen optischen Material­forschung ausgeschöpft werden. Die Idee ist nicht auf Optik und Photonik beschränkt, sondern kann für viele Systeme in der Physik angewandt werden und potenziell neue Forschungen in verschiedenen Bereichen anregen.“

KIT / JOL

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