07.03.2014

Physiker mit Braunstich

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen Wissenschaftler mit Hang zu nationalsozialistischem Gedankengut. Verlost werden drei wertvolle Buchpreise.   

Es ist unbestritten, dass sich der Gesuchte viele Verdienste um die Physik erworben hat. Dennoch sucht man vergebens physikalische Theorien oder Formeln, die seinen Namen tragen. Auch den Nobelpreis, für den er zweimal vorgeschlagen wird, erhält er nie. Als Quantenmechaniker und Quantenfeldtheoretiker steht er in der zweiten Reihe, und das, obwohl er beispielsweise maßgeblich daran beteiligt ist, Heisenbergs mathematische Erfindungen in der Quantenmechanik als Elemente der Matrix-Algebra zu identifizieren – in einer Arbeit mit seinem Lehrer Max Born. Warum ist von seinem Namen in der Physik so wenig geblieben?

Zum einen war er oft derjenige, der die Beweise nachlieferte, nachdem andere die Entdeckung gemacht hatten. Die Vertauschungsrelationen der Quantenmechanik etwa bewies er, nachdem Max Born sie postuliert hatte. Oder er kam aus Zufall zu spät: Eine Arbeit, in der er die Fermi-Dirac-Statistik beschrieb, verschwand aus Versehen in Borns Koffer und wurde erst wieder ausgepackt, als Fermi und Dirac ihre Entdeckung veröffentlicht hatten.

Ein anderer Grund für sein Verschwinden aus der Physik ist wohl auch sein Sprachfehler: Er stotterte – eine schwere Hürde für die Lehre. Womöglich eine indirekte Folge seines Leidens war, dass er lange Jahre in Rostock arbeitete, zu damaliger Zeit nicht eben das Zentrum der Quantenmechanik – allerdings unweit der nationalsozialistischen Waffenschmiede Peenemünde gelegen, wo er einige Zeit tätig war.

Womit wir bei einem dunklen Punkt in der Lebensgeschichte angekommen wären: Es ist umstritten, ob der Gesuchte – Deutschnationaler und späterer SA-Mann – die NSDAP „von innen aufräumen“ wollte oder einfach ein nationalistischer Querkopf war. Sicher ist, dass er zu Beginn der 1930er Jahre unter dem Pseudonym Ernst Domeyer für die rechtsintellektuelle Zeitschrift „Deutsches Volkstum“ schrieb. Zur Zeit des Nationalsozialismus schaffte er es aber nicht, die Verantwortlichen für seine Ideen zur Entwicklung neuartiger Waffen zu erwärmen. Sicher ist ferner, dass seine Person seltsame Brüche aufweist: Er äußerte sich lobend über Richard Courant, hatte aber nichts gegen dessen Vertreibung in die USA. Nach dem Krieg sprach er sich – als CDU-Abgeordneter im Bundestag – für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr aus, womit er seinen ehemaligen Lehrer und Kollegen Max Born brüskierte und sich gegen die „Göttinger 18“ stellte.

Ein größeres berufliches Hindernis wurde seine Vergangenheit im Nationalsozialismus übrigens nach dem Krieg nicht, nachdem er sich mit Tricks durch die Entnazifizierung gemogelt hatte und Wilhelm Lenz und Wolfgang Pauli ihn für eine Professur in Hamburg empfohlen hatten – obwohl er inzwischen durch einige wissenschaftliche Außenseiterthesen aufgefallen war: So glaubte er zum Beispiel, man könne möglicherweise eine zeitliche Veränderung der Gravitationskonstante unter anderem mit einer Expansion der Erde und des Mondes belegen.

Andreas Loos, FU Berlin

Wer war der Physiker mit Braunstich? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.4.2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Plastisch, elastisch, fantastisch von Georg Schwedt.

Den Originalbeitrag finden Sie in der März-Ausgabe von Physik in unserer Zeit.  

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