Quanten, Kunst und Kapital
Am 13. März beginnt die Jahrestagung der DPG in Dresden, zu der rund 7000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden.
Am 13. März beginnt die Jahrestagung der DPG in Dresden, zu der rund 7000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden.
An der Technischen Universität Dresden startet am Wochenende der größte europäische Physikkongress des Jahres. Zur Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) treffen sich vom 13. bis 18. März rund 7000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, darunter fünf Nobelpreisträger und mehr als 600 Fachleute aus dem Ausland. Das vielseitige Tagungsprogramm spannt den Bogen von der physikalischen Grundlagenforschung zur angewandten Forschung. Im Fokus stehen beispielsweise die Computer von übermorgen, die Hightech-Untersuchung von Kunstobjekten und das Auf und Ab des Finanzmarktes. Auch geht es um Rüstungskontrolle, Energie- und Klimaforschung sowie um Fälschungen und Mobbing in der Wissenschaft. Die lokale Organisation der Tagung liegt in Händen des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW Dresden).
Materialforschung und Quantencomputer: Unter anderem wird über Fortschritte in der Datenspeicherung und Mikroelektronik sowie in der Laser- und LED-Technologie diskutiert. Zudem geht es um optische Materialien und um aktuelle Entwicklungen rund um den Quantencomputer. Weitere Themen sind supraleitende Materialien und Graphen, das als Bausubstanz für Computerchips gehandelt wird.
Realität und Kunst: Eine Fachsitzung geht der Frage nach, inwieweit die Physik die Realität tatsächlich erfassen kann. Eine andere Sitzung befasst sich mit modernsten Techniken zur Untersuchung von Kunstobjekten und historischen Artefakten. Unter der Lupe: die Höhlenbilder von Lascaux, Gemälde von Dürer und Rembrandt sowie der Goldschatz von Hiddensee. Weiteres Thema: Hightech-Methoden der Weinprobe.
Bionik und Strahlentherapie: Hier geht es beispielsweise um künstliche Werkstoffe nach dem Vorbild der Natur (Bionik). Strahlentherapie und physikalische Methoden der medizinischen Diagnose (wie Magnet-Resonanztomographie, Ultraschall und Röntgendiagnostik) stehen derweil im Mittelpunkt der Vorträge aus dem Bereich der Medizinischen Physik.
Sicherheitspolitik und Kalter Krieg: Wie steht es um die Sicherheit des russischen Inventars an waffenfähigem Kernmaterial? Wohin entwickelt sich die atomare Abrüstung nachdem der neue START-Vertrag jüngst in Kraft getreten ist? Wie steht es um die Uran-Anreicherung im Iran und in Nordkorea? Solche Fragen werden in den Sitzungen zur Rüstungskontrolle und Sicherheitspolitik diskutiert. Überdies widmen sich zahlreiche wissenschaftshistorische Vorträge der Physik in der Zeit des Kalten Krieges. Im besonderen Fokus stehen Entwicklungen in der DDR und in der Sowjetunion, aber auch die Frage, ob der Kalte Krieg Einfluss hatte auf die Vergabe des Physik-Nobelpreises.
Elektromobilität und „Climate Engineering“: Es werden zahlreiche Aspekte der Energieforschung, Energietechnik und Energiepolitik behandelt, wie beispielsweise Solarstrom, Elektromobilität, Kernspaltung, Kernfusion, Atommüll und Windenergie. Außerdem steht die Klimaforschung auf dem Programm: Vor dem Hintergrund, dass die Verringerung des CO2-Ausstoßes nicht ausreichen könnte, um den Klimawandel zu begrenzen, werden Konzepte diskutiert, das Klima mittels technischer Verfahren zu beeinflussen. Eine Fachsitzung widmet sich diesem „Climate Engineering“.
Finanzblasen und Massenbewegungen: Der Finanzmarkt ist mittlerweile auch Forschungsobjekt der Physik geworden. „Ökonophysik“ heißt diese Disziplin, die sich mit Börsenschwankungen, Risikobewertung und auch mit der Finanzkrise auseinandersetzt. Derweil sucht die „Soziophysik“ nach Gesetzmäßigkeiten im Verhalten der „Masse“, also im Verhalten großer Menschenmengen. Im Blickpunkt dieser Tagungsbeiträge stehen die sozialen Foren des Internets, aber auch andere gesellschaftliche Gruppen.
Preise und Promis: Im Rahmen des Festakts am 15. März im Audimax der TU Dresden wird die DPG ihre beiden höchsten Auszeichnungen für wissenschaftliche Leistungen überreichen: die Max-Planck-Medaille für Theoretische Physik und die Stern-Gerlach-Medaille für Experimentelle Physik. Preisträger sind der Italiener Giorgio Parisi und der Hamburger Teilchenphysiker Günter Wolf. Überdies wird die ZDF-Journalistin Hildegard Werth, die unter anderem für das „heute Journal“ tätig ist, mit der Medaille für Naturwissenschaftliche Publizistik ausgezeichnet. Den Festvortrag hält der renommierte österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger.
Öffentliches Programm: Dem allgemeinen Publikum bietet der Kongress in diversen öffentlichen und kostenfreien Veranstaltungen Gelegenheiten, mit Physik auf „Tuchfühlung“ zu gehen.
„Physik im KaufPark“
Montag, 7. – Samstag, 12. März, täglich 10:00 – 20:00 Uhr
KaufPark Dresden, Dohnaer Straße 246 (Nickern)
Physikalische Mitmach-Experimente und Vorträge: pik.ifw-dresden.de
„EinsteinSlam: Physik in 10 Minuten“
Montag, 14. März, 20:00 Uhr
TU Dresden, Mathematik-Hörsaal, Trefftz-Bau, Zellescher Weg 16
Vortragswettbewerb, bei dem das Publikum per Stimmabgabe die beste Vorführung kürt: www.einstein-slam.de
„Photovoltaik - Strom aus der Sonne“
Mittwoch, 16. März, 20:00 Uhr
TU Dresden, Audimax/Hörsaalzentrum, Campus Südvorstadt
Abendvortrag von Karl Leo, TU Dresden
„Redlichkeit in der Wissenschaft“
Donnerstag, 17. März, 20:00 Uhr
TU Dresden, Audimax/Hörsaalzentrum, Campus Südvorstadt
Abendvortrag von Siegfried Hunklinger, Universität Heidelberg
DPG / MH