Quantencomputing für den Mittelstand
Digital-Gipfel 2024 erörterte die Bedeutung des Quantencomputings für die Wertschöpfung von morgen.
Im Rahmen des diesjährigen Digital-Gipfels der Bundesregierung nahm Bettina Just, Leiterin des TransMIT-Zentrums für Quantencomputing und Professorin für Mathematik und Informatik an der Technischen Hochschule Mittelhessen, an einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum Thema „Quantencomputing – Anwendungsgebiete und politische Steuerung einer Zukunftstechnologie von morgen“ teil. Gemeinsam mit führenden Experten wurden verschiedene wissenschaftliche und wirtschaftliche Leitfragen zur Technologieentwicklung, zum Transfer oder zu potenziellen Anwendungsmöglichkeiten in Unternehmen erörtert.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und Perspektiven des Quantencomputings standen dabei insbesondere die Fragen „Warum ist Quantencomputing so schnell?“ und „Was bedeutet Quantencomputing für den Mittelstand?“ im Fokus. So erläuterte Just an anschaulichen Beispielen, warum Quantencomputer in der Lage sind, Berechnungen durchzuführen, die klassische Computer überfordern würden. Darüber hinaus wurden bekannte Quantenalgorithmen und deren zukünftige Anwendungen diskutiert, die zeigen, wie diese Technologie enorme Rechenvorteile bei komplexen Problemen, wie in der Materialforschung oder Optimierung, erzielen kann.
Im wirtschaftlichen Teil der Diskussion wurde die Frage behandelt, wann erste reale Anwendungen von Quantencomputing zu erwarten seien. Hier wurde deutlich, dass derzeit vor allem „Toy Problems“ gelöst werden können, und der breite industrielle Einsatz noch Jahre entfernt ist – realistische Zeiträume reichen bis 2030 oder sogar 2040. Allerdings gibt es bereits konkrete Anwendungsfelder in der Forschung und Entwicklung, die erste Erfolge versprechen.
Für den Mittelstand, so stellte auch Just heraus, sind die direkten Auswirkungen des Quantencomputings derzeit also noch begrenzt. Dennoch riet sie den Unternehmen, sich auf die zukünftigen Möglichkeiten vorzubereiten, um den Einstieg in diese Technologie nicht zu verpassen. „Quantencomputing wird in den kommenden Jahrzehnten eine entscheidende Rolle spielen. Unternehmen, die bereits heute die Potenziale erkennen, sichern sich einen wichtigen Vorsprung in der digitalen Transformation,“ betonte Just. Mittelständische Unternehmen könnten insbesondere in Bereichen wie Steuerungstechnik und Elektronik ihre Innovationsstärken einbringen. Jan Timper vom Forschungszentrum Jülich hob ebenfalls hervor, wie wichtig es sei, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) „quantum-ready“ zu machen.
Ein weiteres zentrales Thema der Diskussion war der Übergang von der Forschung in die Praxis. Hier wurde von allen Teilnehmern des „Stationengesprächs“ die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft herausgestellt, um den Transfer von Quantencomputing-Anwendungen in den Markt erfolgreich zu gestalten. Besonders für europäische Unternehmen sei es entscheidend, frühzeitig in gut koordinierte Großprojekte zu investieren, die es ermöglichen, diese hochkomplexe Technologie auf wirtschaftlicher Ebene nutzbar zu machen.
Für den produktiven Einsatz von Quantencomputern in Unternehmen braucht es nach übereinstimmender Einschätzung der Teilnehmer auch noch benutzerfreundliche Softwarelösungen und eine niederschwellige Bedienbarkeit. Dabei wurde insbesondere das BMWK-Projekt EniQma unter der Leitung von Nikolay Tcholtchev hervorgehoben, das einen Rahmen geschaffen hat, um Unternehmen den Zugang zu Quantencomputern zu erleichtern.
Darüber hinaus wurde die Bedeutung der deutschen Spitzenposition im Quantencomputing erörtert. Es sei essenziell, dass Deutschland seine technologische Souveränität in diesem Zukunftsbereich bewahrt. Hierzu betonten die Experten die Rolle von Förderprogrammen wie dem Handlungskonzept Quantentechnologien der Bundesregierung und die Unterstützung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Entwicklung wirtschaftlicher Anwendungen.
TransMIT / DE