Quantenkopplung von Licht und Schall
Neue, effiziente Methode verschränkt Photonen mit akustischen Phononen.
Über die Verschränkung sind zwei oder mehr Teilchen so stark miteinander verbunden, dass der Zustand eines Teilchens den Zustand des anderen instantan beeinflusst, unabhängig von der Entfernung zwischen ihnen. Das Phänomen ist die Voraussetzung für sichere Quantenkommunikation und hochdimensionales Quantencomputing. Photonen können sich sehr schnell ausbreiten und dabei Quanteninformationen transportieren. Deshalb ist die Erzeugung von Verschränkung zwischen Photonenpaaren mittels nichtlinearer Optik ein etabliertes Verfahren. Forschende am Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts haben sich nun mit der Frage befasst, wie eine Verschränkung zwischen sehr unterschiedlichen Entitäten hergestellt werden kann. Das ist bei sich ausbreitenden Schallwellen, also Phononen und optischen Photonen, der Fall. Das vorgeschlagene optoakustische Verschränkungsverfahren basiert auf der Brillouin-Mandelstam-Streuung. Es ist besonders belastbar, lässt sich in Quanten-Signalverarbeitungs-Schemata integrieren und ist bei hohen Umgebungstemperaturen einsetzbar.
Einstein nannte es eine „spooky action at a distance“. Die Verschränkung hat schon immer in vielerlei Hinsicht fasziniert, da sie eng mit unserem Verständnis der grundlegenden Naturgesetze verbunden ist. Quantenkorrelationen zwischen Teilchen können selbst dann bestehen bleiben, wenn sie durch große Entfernungen voneinander getrennt sind. Auf praktischer Ebene ist die Quantenverschränkung das Herzstück vieler neu entstehender Quantentechnologien. In der Optik ist die Verschränkung von Photonen grundlegend für sichere Ansätze in der Quantenkommunikation oder im Quantencomputing.
Allerdings sind Photonen instabil. Daher wird für bestimmte Anwendungen nach praktikablen Alternativen gesucht, wie etwa Quantenspeicher oder Quantenrepeater-Schemata. Eine solche Alternative ist der akustische Bereich, in dem Quanten in akustischen Wellen und Schallwellen gespeichert werden. Die Forschenden haben nun einen besonders effizienten Weg gefunden, wie Photonen mit akustischen Phononen verschränkt werden könnten: Während die beiden Quanten entlang derselben photonischen Strukturen wandern, bewegen sich die Phononen mit einer sehr viel geringeren Geschwindigkeit. Dem liegt ein optischer nichtlinearer Effekt, die Brillouin-Mandelstam-Streuung, zugrunde. Er ist für die Kopplung von Quanten auf grundverschiedenen Energieskalen verantwortlich.
So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass das vorgeschlagene Verschränkungsschema bei Temperaturen im zweistelligen Kelvin-Bereich funktionieren kann. Das ist viel höher als die Temperaturen, die bei Standardansätzen erforderlich sind. Diese verwenden oft teure Geräte wie Verdünnungskühler. Die Möglichkeit, dieses Konzept in Glasfasern oder photonisch integrierten Chips umzusetzen, macht den Mechanismus für moderne Quantentechnologien besonders interessant.
MPL / JOL