Quantensprung-Entdecker und Revolutionär wider Willen
Max Planck wurde vor 150 Jahren, am 23. April 1858, in Kiel geboren. Er hat nicht nur die Physik revolutioniert, sondern auch einen entscheidenden Grundstein für die moderne, von Wissenschaft und Technik geprägte Gesellschaft gelegt.
Quantensprung-Entdecker und Revolutionär wider Willen
Berlin (dpa) - Ohne seinen «Quantensprung» wären Alltagsgeräte wie Laser, Energiesparlampen und die gesamte Mikroelektronik undenkbar: Max Planck hat nicht nur das Weltbild der Physik revolutioniert, sondern auch einen entscheidenden Grundstein für die moderne, von Wissenschaft und Technik geprägte Gesellschaft gelegt. Privat hingegen musste der unerschütterliche Forscher kaum fassbares Leid ertragen. Vor 150 Jahren, am 23. April 1858, wurde Planck in Kiel geboren.
Die Präsentation seines «Wirkungsquantums» im Jahr 1900 vor der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin wurde zur Geburtsstunde der Quantenphysik, ohne die weder ein Verständnis atomarer Vorgänge, noch die Anwendung dieser Phänomene etwa in PCs, Mikrowellenherden oder CD-Spielern möglich ist. «Max Planck ist der Vater einer epochalen Veränderung in der Physik», resümiert der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Gerd Litfin. Planck selbst hat jedoch mit seiner revolutionären Entdeckung lange gehadert.
Das Planck'sche Wirkungsquantum besagt, dass Licht und Energie nur in kleinsten Paketen zu haben sind. «Das stand den bisherigen Vorstellungen, nach denen alle Naturvorgänge kontinuierlich erfolgen, völlig entgegen», erläutert der Berliner Physikhistoriker Dieter Hoffmann vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Ungewollt riss Planck damit gerade jenes Gebäude der klassischen Physik ein, zu dessen Vollendung er eigentlich angetreten war. Er hat danach noch lange gehofft, sein Wirkungsquantum irgendwie mit der klassischen Physik versöhnen zu können. «Insofern war er sozusagen ein Revolutionär wider Willen», betont Hoffmann.
«Max Planck verkörpert das Ideal des erfolgreichen Forscherpioniers, der - zunächst aus reinem Erkenntnisinteresse geleitet - die Grenzen des bestehenden Wissens überwand und neue Wege in der Forschung aufzeigte», betont der Präsident der Max-Planck- Gesellschaft (MPG), Peter Gruss. «Sein Grundsatz, dass dem "Anwenden das Erkennen vorausgehen" müsse, hat als Leitbild für die Max-Planck- Gesellschaft bis heute Gültigkeit behalten.» Die Gesellschaft würdigt ihren Namensgeber mit einer Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin (26. April bis 5. Oktober).
Planck war nicht nur ein brillanter Physiker - für sein Wirkungsquantum bekam er 1919 rückwirkend für 1918 den Nobelpreis für Physik -, sondern auch «ein bedeutender und sehr erfolgreicher Wissenschaftsmanager», wie Gruss sagt. Planck trat in zahlreichen Ämtern für die wissenschaftliche Selbstverwaltung ein, darunter als Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, als Rektor der Universität Berlin und von 1930 bis 1937 als Präsident der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft. «Planck begriff es als seine Hauptaufgabe, die Freiheit der Forschung zu schützen», erläutert Gruss.
Dennoch konnte der hochangesehene Forscher während der Nazizeit nicht verhindern, dass zahlreiche Wissenschaftler von Kaiser-Wilhelm- Instituten aus Deutschland vertrieben wurden. «Dazu muss man klarer Weise sagen, dass Planck sich zu Anfang - wie viele andere - etwas Illusionen gemacht hat über den Charakter der NS-Herrschaft und zunächst durchaus eine gewisse Kompromissbereitschaft gezeigt hat», sagt Wissenschaftshistoriker Hoffmann. «So etwa ab Mitte der 30er- Jahre setzte dann aber in hohem Maße eine Desillusionierung ein.»
Planck habe dann auch offen Stellung bezogen gegen die Politik der Nationalsozialisten, betont Gruss, etwa 1935 mit einer Gedenkfeier für den von den Nazis 1933 in die Emigration gezwungenen Chemienobelpreisträger Fritz Haber. «Max Planck hat sich von den Nationalsozialisten nicht korrumpieren lassen», unterstreicht der MPG-Präsident. Daher konnte Planck nach dem Ende der Naziherrschaft noch zu Lebzeiten zur Integrationsfigur für den Fortbestand der Forschung in Deutschland werden - und zum neuen Namensgeber der bisherigen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Fast 5000 Wissenschaftler in 80 Instituten forschen heute in seinem Namen.
Während Plancks wissenschaftliche Laufbahn glänzend verlief, war sein Privatleben von schweren Schicksalsschlägen gezeichnet. So musste er nicht nur seine erste Frau Marie, sondern auch alle vier Kinder aus dieser Ehe beerdigen: Sein Sohn Karl fiel 1916 im Ersten Weltkrieg bei Verdun, die Töchter Grete und Emma starben 1917 und 1919 beide im Kindbett. Plancks Lieblingssohn Erwin wurde noch im Januar 1945 als Mitverschwörer vom 20. Juli 1944 von den Nazis ermordet. Zudem verlor der betagte Physiker kurz vor Kriegsende durch eine Fliegerbombe sein Haus in Berlin. Entwurzelt und verwaist siedelte Planck nach Göttingen um, wo er am 4. Oktober 1947 starb.
«Plancks Name wird für alle Zeiten in der Physik bleiben», schrieb sein ehemaliger Schüler Max von Laue (1879-1960). «Zwar haben andere nach ihm die Quantentheorie weiter, viel weiter entwickelt (...) Aber den ersten richtungsweisenden Schritt, der sich in der Einführung einer neuen universellen Konstante dokumentiert, hat eben doch Planck und kein anderer gewagt. Der geniale Mut, der sich darin äußert, wird als Vorbild für künftige große Taten noch nach Jahrhunderten die Wissenschaftler begeistern.»
Till Mundzeck, dpa
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