29.06.2006

Schnelle Rechner

Der schnellste Computer der Welt ist zum vierten Mal in Folge die Rechenanlage «BlueGene/L» von IBM.


Dresden/Mannheim/Jülich (dpa) - Der schnellste Computer der Welt ist zum vierten Mal in Folge die Rechenanlage «BlueGene/L» von IBM. Der US-Supercomputer erledigt 280,6 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (Teraflops) und ist damit rund 35 000 Mal schneller als ein leistungsfähiger PC. Deutschland hat es auf der am Mittwoch in Dresden veröffentlichten Weltrangliste der Supercomputer erstmals seit fünf Jahren wieder unter die ersten zehn geschafft: Das IBM- System «JUBL» (Jülich BlueGene/L) des Forschungszentrums Jülich belegt mit 37,3 Teraflops Rang acht auf der «Top 500»-Liste.

«JUBL» ist nach Angaben des Jülicher Zentrums der weltweit schnellste frei zugängliche Computer für die Forschung. Anders als bei vielen Universitätscomputern können dort Wissenschaftler aus aller Welt Rechenzeit beantragen, die Projekte wählt ein wissenschaftlicher Beirat aus. Die Anlage dient unter anderem der Medizin, der Umweltforschung und der Erforschung der Geschichte des Universums. In Europa ist nur ein Rechner schneller: Der Supercomputer «Tera-10» des französischen Herstellers Bull wird von der französischen Atomenergiebehörde genutzt. Mit einer Rechenleistung von 42,9 Teraflops rangiert er weltweit auf dem fünften Platz.

Der US-Spitzenreiter «Blue Gene/L» steht im Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien im Dienst der US-Atomsicherheitsbehörde NNSA. Die Anlage führt die Weltrangliste mit großem Abstand an und ist bis heute das einzige System, das die Leistung von 100 Teraflops übertroffen hat. Der schnellste Verfolger, ein IBM-Rechner am Thomas J. Watson Research Center in New York, kommt gerade einmal auf 91,3 Teraflops.

Die neu aufgerüstete Rechenanlage des Forschungszentrums Jülich dient unter anderem der Medizin und der Umweltforschung und trägt auch zur Erforschung der Geschichte des Universums bei. Gemeinsam mit der Universität Groningen in den Niederlanden werten Wissenschaftler auch in Jülich Daten aus, die über das Teleskopsystem LOFAR gesammelt werden. Dabei werden über eine Vielzahl in Frankreich, Schweden und Polen verteilter kleiner Antennen Radioimpulse aufgefangen, die bis eine Milliarde Jahre an den Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren heranreichen. Die Forscher erhoffen sich mit diesem System auch, bis zu 100 Millionen neue Galaxien zu entdecken. Die Universität Groningen gelangte mit ihrer eigenen Rechenanlage «ASTRON» auf den zwölften Platz der «Top 500».

Insgesamt hat Deutschland in Europa mit jetzt nur noch 17 Supercomputern auf der Liste gegenüber Großbritannien (35 Systeme) an Boden verloren. Noch vor einem Jahr führte Deutschland mit 40 Anlagen vor 32 britischen Systemen. Europa wurde nach Angaben der «Top 500»- Herausgeber mit nur noch 83 Systemen inzwischen von Asien überholt, wo 93 der Anlagen stehen. Die USA führen bei der Nutzung der Hochleistungsrechner mit 298 der 500 Supercomputer.

Mit Abstand liefert IBM die meisten Hochleistungsrechner. Von dem US-Computerkonzern stammen 48,6 Prozent der gelisteten Anlagen mit 54,3 Prozent der erzielten Rechenleistung, gefolgt von Hewlett- Packard mit 30,8 Prozent der Systeme und 17,5 Prozent der Leistung.

Die aktuelle Ausgabe der Liste der 500 schnellsten Supecomputer wurde zum Auftakt der 21. internationalen Supercomputerkonferenz (ISC) in Dresden veröffentlicht. Die Fachtagung verzeichnet nach Worten von Konferenzchef und «Top 500»-Mitherausgeber Hans Werner Meuer (Universität Mannheim) einen Teilnehmerrekord: Mehr als 800 Experten aus Europa, Asien und Nordamerika seien vertreten. Beim Entwickeln einer neuen Leistungsklasse der Superrechner seien in Japan und den USA große Fortschritte gemacht worden, sagte Meuer. Dennoch werde der kalifornische «Blue Gene/L» vermutlich auch die nächsten Ausgaben der zweimal jährlich veröffentlichten «Top 500»-Liste weiter anführen.

Supercomputer sind heute jedoch nach Ansicht von SAP-Vorstand Peter Zencke keine exklusiven Werkzeuge ziviler oder militärischer Forschungszentren mehr. Hochleistungsrechner seien bereits für viele Institutionen erschwinglich, sagte Zencke zum ICS-Auftakt. «Die Hardware-Bausteine können sie um die Ecke kaufen, da müssen nicht viele Millionen Euro investiert werden.» Für die wachsenden Datenmengen seien solche Rechner auch unerlässlich, betonte Zencke. «Das betrifft nicht nur die Forschung, das reicht auch ins tägliche Geschäftsleben hinein.»

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