Schwarzes Loch verschlingt Stern – und rülpst!
Gamma- und Radioastronomen beobachten, wie die ferne aktive Galaxie Swift J1644+57 einen Teil ihres Festmahls ins All zurück speit.
Ein neu entdecktes Himmelsobjekt mit der Bezeichnung Swift J1644+57 ist das Resultat eines außergewöhnlichen Vorgangs - das Erwachen des zentralen Schwarzen Lochs in einer fernen Galaxie, verursacht durch das Zerreißen und das Aufnehmen des Materials von einem ganzen Stern. Zwei neue Untersuchungen, eine davon bezogen auf die Beobachtung von Röntgen- und Gammastrahlung mit dem Swift-Satelliten der Nasa, die andere über die Beobachtung dieses außergewöhnlichen Energieausbruchs mit einer Reihe von bodengebundenen Radio-Observatorien beschreiben dieses Ereignis fast über das gesamte elektromagnetische Spektrum.
Abb.: Nähert sich ein Stern einem supermassereichen Schwarzen Loch (a), bewirken starke Gezeitenkräfte zunächst eine Verformung (b) und zerreißen ihn schließlich (c). Das Material des Sterns bildet eine Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch, Magnetfelder beschleunigen ionisierte Teilchen in Form eines stark gebündelten Jets fast bis auf Lichtgeschwindigkeit (d). (Bild: Nasa, GSFC)
Bei der Entdeckung der Quelle mit dem Swift-Satelliten am 28. März 2011 nahmen die Astronomen zunächst an, dass es sich dabei um einen der inzwischen fast täglich gefundenen einen Gammastrahlungsausbruch (GRB) handelt. Als aber die Intensität der Strahlung immer noch weiter anstieg und weitere Strahlungsausbrüche zeigte, wurde schnell klar, dass die wahrscheinlichste Erklärung in der Zerstörung eines sonnenähnlichen Sterns durch starke Gezeitenkräfte und der damit verbundenen stark gebündelten Strahlung liegt.
Zwei Tage später, am 30. März, zeigten Radiobeobachtungen des Teams von Ashley Zauderer mit dem Extended Very Large Array (EVLA) eine Radioquelle mit ansteigender Helligkeit genau auf der Position einer sehr schwachen Galaxie sehr nahe an der Position des von Swift gemessenen Röntgenausbruchs. Mit dieser Beobachtung konnte man erstmals eine direkte Verbindung zwischen der Galaxie, der Radioquelle und dem Röntgenausbruch herstellen. Die Beobachtungen zeigen, dass die Region, in der die Radiostrahlung erzeugt wird, sich immer noch mit mehr als halber Lichtgeschwindigkeit ausdehnt. Die zeitliche Rückrechnung dieser Expansion sollte zeigen, dass beide, Radio- wie Röntgenquelle, zur gleichen Zeit entstanden sind.
MPIfR / OD