«Seid neugierig»
Die deutschen Nobelpreisträger Gerhard Ertl (71) und Peter Grünberg (68) haben in Stockholm an alle Studenten appelliert, bei wissenschaftlicher Arbeit vor allem der eigenen Neugier zu folgen.
«Seid neugierig»
Stockholm (dpa) - Die deutschen Nobelpreisträger Gerhard Ertl (71) und Peter Grünberg (68) haben in Stockholm an alle Studenten appelliert, bei wissenschaftlicher Arbeit vor allem der eigenen Neugier zu folgen. Drei Tage vor der feierlichen Verleihung der berühmtesten Preise der Welt sagte der diesjährige Chemie-Preisträger Ertl bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Königlich- Schwedischen Akademie der Wissenschaften: «Mann muss die Neugier der Studenten einfach anzapfen. Wenn sie neugierig sind, finden sie auch etwas heraus. Das ist die Quintessenz von Wissenschaft.»
Der Physiker Grünberg meinte: «Man kann gar nicht früh genug damit anfangen.» Der ebenfalls anwesende US-Preisträger für Wirtschaftswissenschaft, Roger B. Myerson (56), ergänzte: «Würde man alle Nobelpreisträger in einen Topf werfen, würde wohl unvermeidlich herauskommen, dass wir alle von unheilbarer Neugier befallen sind, die uns immer überall juckt.»
Grünberg und Ertl sowie auch alle anderen Preisträger für Physik Medizin, Literatur und Wirtschaftswissenschaft erhalten ihre Auszeichnungen am 10. Dezember 2007 aus der Hand des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf. Während Ertl den Preis in seiner Wissenschaft für die exakte Untersuchung bestimmter chemischer Reaktionen zuerkannt bekam, wie sie etwa im Autokatalysator ablaufen, teilt Grünberg den Physikpreis mit dem Franzosen Albert Fert (69) für die Entdeckung eines Magneteffekts, ohne den heute keine Computer-Festplatte mehr auskommt. Je Sparte sind die Nobelpreise mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert.
Grünberg brachte die Lacher auf seine Seite, als er auf die Frage nach der Verwendung seines Preisgeldes auf eine Seite im Saal verwies und sagte: «Ich seh' dort meine Frau sitzen.» Er fuhr fort, dass der Nobelpreis ihm als Pensionär nun die Möglichkeit gebe, mit seiner Familie zu reisen und außerdem Einladungen für Vorträge anzunehmen. Nach seiner Pensionierung vor drei Jahren sei er nun wieder «auf dem Weg zurück».
Ertl meinte über die Zukunft von Physik und Chemie: «In der Physik müssen wir einige sehr grundlegende Fragen klären. Einige der ganz großen lautet: Können wir Quantenmechanik und Gravitation zusammenbekommen?» In der Chemie würden sich vor allem die Grenzen zur Biologie verschieben, die sich mehr und mehr zu einer Molekularwissenschaft entwickele.
Lennart Simonsson und Thomas Borchert, dpa
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