Serienfertigung von Nanoteilchen
Schnelles Mischen einer Polymerlösung mit Wasser lässt Nanoteilchen mit gewünschten Eigenschaften entstehen.
Gemeinsam mit Experimentatoren von der Princeton University (USA) haben Mainzer Physiker um Arash Nikoubashman eine neuartige Technik zur Massenfabrikation von Nanoteilchen entwickelt und theoretisch analysiert. Damit wird es möglich, schnell und kostengünstig polymerbasierte Kolloide herzustellen. Solche maßgeschneiderten Kolloide werden für zahlreiche wissenschaftliche und technische Anwendungen benötigt. Bisher war es jedoch nur mit großem Aufwand, hohen Kosten und in kleiner Zahl möglich, die für moderne Anwendungen sehr gefragten Nanoteilchen zu produzieren.
Abb.: Schematische Darstellung der Fabrikationstechnik mit experimenteller Aufnahme eines Janus-Nanoteilchens bestehend aus Polystyren und Polyisopren (Bild: A. Nikoubashman)
Experimente in Princeton zeigten, wie beim schnellen Mischen einer Polymerlösung mit Wasser weiche Nanopartikel entstehen, die ohne das Hinzufügen zusätzlicher Stoffe stabil bleiben – eine verblüffend einfache Lösung für das Problem, Nanoteilchen zu erzeugen. Als Polymerlösung nutzten die Forscher zunächst in Tetrahydrofuran gelöstes Polystyrol (Styropor) sowie Polyisopren (Naturkautschuk). Um die zugrunde liegende Physik zu verstehen und systematisch zu erforschen, wie sich diese Aggregation über verschiedene Parameter beeinflussen lässt, haben Physiker um Arash Nikoubashman in Mainz zahlreiche Simulationen durchgeführt. Das Wasser lässt die Polymerketten kollabieren und zu Nanopartikeln aggregieren. Dass sich die Teilchen spontan selbst anordnen, macht es möglich zu beeinflussen, wie sich die einzelnen Partikel zu komplexeren Strukturen zusammenfügen. Über die Geschwindigkeit des Mischens und die Konzentration der Polymerlösung lässt sich somit gut steuern, wie groß die entstehenden Partikel werden.
Nanoteilchen stecken etwa in Katalysatoren, Kosmetik, wasserabweisenden Strukturen und optoelektronischen Elementen, zudem spielen sie in der medizinischen Forschung eine große Rolle. Die Eigenschaften dieser Teilchen sind abhängig vom Material, aus denen sie gemacht sind, aber auch ganz entscheidend von ihrer Größe und Oberflächenbeschaffenheit. Bei der bisherigen Produktion von Nanoteilchen musste man oft zusätzliche Stabilisatoren einbringen, damit die entstandenen Nanoteilchen nicht direkt wieder zerfallen oder verklumpen. Solche Stabilisatoren lagern sich um das Nanoteilchen herum an und beeinflussen damit die Oberflächenbeschaffenheit des Teilchens, die wiederum manchmal genau von entscheidender Bedeutung für die jeweilige Anwendung ist.
Dies ist zum Beispiel der Fall bei so genannten Janus-
Bislang experimentierten die Physiker mit verhältnismäßig einfachen Polymeren. Da sich diese allerdings ganz ähnlich verhalten, deutet sich an, dass dies für eine Vielzahl anderer Materialien und Oberflächen gleichermaßen gelten könnte. Dies würde es erlauben, unterschiedlichste kolloidale Teilchen herzustellen – und das im Unterschied zu bisherigen Methoden massenhaft, nicht nur vereinzelt. Die jetzt neu entwickelte Methode könnte damit zahlreiche neue Möglichkeiten für wissenschaftliche und industrielle Anwendungen eröffnen, etwa für optoelektronische Geräte, hochspezifische Katalysatoren oder biomedizinische Anwendungen.
JGU / DE