31.07.2009

Siemens im Strudel der Krise - Auftragseinbruch

Der Auftragseingang brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent ein



München (dpa) - Der Technologiekonzern Siemens ist im dritten Geschäftsquartal tiefer in den Strudel der Wirtschaftskrise geraten als befürchtet. Der Auftragseingang brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent ein auf 17,2 Milliarden Euro, wie die Siemens AG am 30. Juli 2009 in München mitteilte. Erstmals seit Ausbruch der Krise ging auch der Umsatz zurück, und zwar um 4 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Damit schnitt Siemens noch deutlich schlechter ab, als von vielen Experten erwartet. «Erwartungsgemäß hat das wirtschaftliche Umfeld deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen», räumte Konzernchef Peter Löscher ein. «Darauf hatten wir uns bereits sehr früh eingestellt.»

Die geringere Auslastung der Fabriken schlug sich auf das Ergebnis nieder. In seinen drei Kerngeschäftsfeldern Industrie, Energie und Medizintechnik verdiente Siemens mit knapp 1,7 Milliarden Euro ein Fünftel weniger. Unterm Strich ging der Gewinn dagegen nur leicht von 1,4 Milliarden auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Dabei half der Verkauf von Immobilien sowie des Anteils am Computer-Dienstleister Fujitsu Siemens. Beide Effekte zusammen polierten das Ergebnis um mehr als 500 Millionen Euro auf.

Vor allem das Industriegeschäft von Siemens leidet unter der Krise, und hier insbesondere die Industrieautomatisierung, die Antriebstechnik und die Licht-Tochter Osram. Insgesamt musste der Sektor einen Auftragseinbruch um 42 Prozent verkraften. Das Unternehmen führte dies auch auf den hohen Vorjahreswert zurück, als der Konzern einen Großauftrag über rund 1,4 Milliarden Euro von der belgischen Staatsbahn erhalten hatte.

Aber auch im lange Zeit stabilen Energie-Sektor wachsen die Probleme, hier nahm der Bestelleingang um 15 Prozent ab. Weil Siemens sich im Energie-Geschäft noch auf ein dickes Auftragspolster stützen kann, stieg der Umsatz im Energiegeschäft um 10 Prozent. Siemens gehört zu den weltweit größten Anbietern von Kraftwerken, Netztechnik und Windrädern für den Einsatz auf hoher See. Auch das Geschäft mit der Sonnenenergie baut der Konzern aus. So gehört Siemens zu den Unternehmen, die sich in der Wüstenstrom-Initiative Desertec zusammengeschlossen haben.

Das kleinste Standbein Medizintechnik stemmte sich gegen die Flaute. Der Auftragseingang stagnierte nahezu. Der Gewinn litt jedoch unter Problemen in der Partikeltherapie, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt.

An seinem Gewinnziel für dieses Geschäftsjahr hielt der Konzern trotz der Rückschläge fest und will beim Ergebnis der Kerngeschäftsfelder weiter den Vorjahreswert von 6,6 Milliarden Euro übertreffen. «Unsere Ergebnisse im dritten Quartal zeigen, dass wir voll auf Kurs sind, unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2009 zu erreichen», erklärte Löscher.

Siemens hatte den Beginn der Wirtschaftskrise noch fast unbeschadet überstanden, bereits zwischen Januar und März bekam das Unternehmen dann einen Auftragsschwund zu spüren. Wegen der Flaute waren zuletzt rund 19 000 der rund 130 000 Siemens-Beschäftigten in Deutschland in Kurzarbeit. Im August soll sich ihre Zahl wegen der Ferienzeit auf rund 15 000 reduzieren.


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