„Skyglow“
Community von 10.000 Citizen-Scientists vermisst den Nachthimmel.
Das interdisziplinäre und international vernetzte Projekt „Verlust der Nacht“ geht neue Wege in Richtung „Citizen Science“, um mit global verteilten Messungen gegen die nächtliche Lichtverschmutzung anzugehen. Dazu wurde eine Smartphone-App entwickelt, die inzwischen in elf Sprachen kostenlos zum Download bereit steht. Seit April 2013 haben schon über 10.000 Freiwillige Daten vom Skyglow – also der Hintergrundhelligkeit des Nachthimmels – übermittelt. Auf diese Weise wollen die Projektbeteiligten die durch Verstädterung und sich wandelnde Beleuchtungstechnologien hervorgerufenen Veränderungen der Himmelshelligkeit überwachen.
Ein klarer Sternhimmel ist immer seltener zu sehen. (Bild: Cosalux)
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei IGB koordiniert das Projekt im Deutschland. „Wir möchten die Änderung der Himmelshelligkeit über Jahre hinweg verfolgen“, sagt Christopher Kyba vom IGB und der FU Berlin. „Deshalb wünschen wir uns, dass unsere Mitstreiter die Plätze in den kommenden Jahren erneut aufsuchen und oberservieren.“ Die eingegangenen Messungen stammen aus 111 verschiedenen Ländern. Besonders aktiv ist man in Deutschland (45%) und den USA (15%), aber auch in Italien, Frankreich und Großbritannien. Zehn Prozent der Daten kommen aus Asien. So auch die 10.000ste Beobachtung, die Ende Januar von einem Bürgerwissenschaftler aus Japan an den Server übertragen wurde. „Es ist toll, dass weltweit so viele Leute unser Projekt unterstützen“, freut sich Kyba. „Ich hoffe, wir werden in den kommenden Jahren noch zahlreiche neue Bürgerwissenschaftler hinzugewinnen.“
Ungefähr 15 Prozent der Beobachtungen haben eine so gute Qualität, dass sie für die Forschung nutzbar sind. Beeinträchtigt wird die Qualität zumeist durch Mondlicht oder Wolken. Auch benötigen die Wissenschaftler mindestens sieben Referenzsterne, um daraus Rückschlüsse auf die Helligkeit des Nachthimmels ziehen zu können. Die beste Zeit für Messungen sind die mondfreien frühen Abendstunden einige Tage nach Vollmond bis zum Neumond.
Die von Bürgerwissenschaftlern erhobenen Messdaten werden in einer Datenbank gespeichert, wissenschaftlich ausgewertet und auch anderen Forschern zur Verfügung gestellt. „Verlust der Nacht“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Berliner Senat finanziert. Beteiligt sind fünf weitere Leibniz-Institute, ein Helmholtz-Zentrum und zwei Universitäten.
FVB / MD