Über China das Klima schützen
Dem Klima ist es egal, wo es geschützt wird. Dieser Gedanke bietet Potenzial für deutsche Unternehmen.
Über China das Klima schützen
Peking (dpa) - Dem Klima ist es egal, wo es geschützt wird. Dieser Gedanke bewegt den «Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung» (CDM): Unternehmen können in anderen Ländern Projekte zur Einsparung von Treibhausgasen finanzieren, um ihre heimischen Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll zu erfüllen. In China ist das Potenzial besonders groß. Seine rasant wachsende Industrie ist äußerst energie- und emissionsintensiv. Der größte Kohleverbraucher der Erde wird schon 2009 die USA als weltweit größter Produzent von Kohlendioxid überholen. «Der CDM-Markt boomt hier extrem», berichtet Georgia Badelt vom Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Peking.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will diese Woche bei einem Besuch in Peking die CDM-Zusammenarbeit voranbringen. Rund 200 chinesische und 80 deutsche Teilnehmer kommen am Mittwoch zu einer zweitägigen Veranstaltung über Geschäftschancen durch CDM in Peking zusammen. Die Kooperation erscheint für alle Gewinn bringend: Deutsche Anlagenbauer verkaufen Umwelttechnologie, andere deutsche Unternehmen wie Energieversorger oder Chemieunternehmen finanzieren das Projekt und erwerben damit Gutschriften für die Verringerung von Emissionen (CER), die ihnen in Deutschland angerechnet werden. Die chinesischen Partner wiederum bekommen nicht nur Umwelt schützende oder Energie sparende Technologie, sondern auch noch die nötige Finanzierung.
«Zuhause eine Tonne Kohlendioxid einzusparen, ist natürlich viel teurer als in China», sagt Badelt. «In China lässt sich mit wenig Aufwand viel sparen.» Das Reich der Mitte nutzt dieses Potenzial. Sein Anteil am weltweiten CDM-Markt, der dieses Jahr drei Milliarden US-Dollar erreicht, beträgt rund 44 Prozent. «China hat relativ wenige, aber großvolumige Projekte.» Sie drehen sich vor allem um die Verringerung von Trifluormethan (HFC-23). Es fällt bei der Kühlmittelherstellung an und hat einen hohen Treibhauseffekt. China will künftig aber mehr Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie Gewinnung und Nutzung von Methan in Bergwerken fördern, wo sich die deutsche Bergbauindustrie Chancen verspricht. Aus deutscher Sicht sind auch Abwasser- und Deponiegasprojekte aussichtsreich.
So vielversprechend diese Art von Klimaschutz erscheint, so vielfältig sind in China aber die Hindernisse. Ausländische Investoren haben kaum Zugang zur Strom-, Öl- und Metallindustrie. Chinesischen Staatsbetrieben fehlt immer noch der Anreiz zu Energie- oder Emissionseinsparungen. China lässt ausländische Firmen oder Gemeinschaftsunternehmen mit ausländischer Mehrheit nicht für CDM-Geschäfte zu. Ferner sind die Unsicherheiten im Vorlauf oder bei der Realisierung von CDM-Projekten in China relativ groß.
Vor allem gibt es in China keinen freien CDM-Markt für Käufer von Emissionsgutschriften. Lokale Consulting-Firmen kontrollieren mit ihrem Netzwerk bereits das Geschäft. «Die Projektideen sind schon verkauft, bevor sie entwickelt werden», sagt Badelt. Unternehmen aus Italien, den Niederlanden und Kanada stützen sich auf Regierungsabkommen und sichern sich frühzeitig Vorrechte auf CDM-Projekte. «Andere Länder sind schon weiter als Deutschland», sagt Badelt. Das soll sich ändern: Auf dem zweitägigen Treffen präsentieren deutsche Unternehmen ihre Lösungen. Eine Kontaktbörse wird deutsche Unternehmen ganz früh mit chinesischen Projektpartnern zusammenbringen. 60 Ideen wurden dafür überprüft und die 20 besten ausgesucht. 35 deutsche Unternehmen wollen in 180 Einzelgesprächen eventuelle Kooperationen ausloten.
Andreas Landwehr, dpa