26.08.2014

Umweltlabor in der Tasche

Neue Smartphone-Apps liefern Daten zu Lärm und Luftverschmutzung in Kombination mit kleiner Sensorbox.

Luftverschmutzung und Lärmbelästigung gehören zu den schleichenden Bedrohungen unserer Gesundheit.Was wäre aber, wenn wir beides mit unseren Smartphones überwachen könnten? Die Apps AirProbe und Widenoise, die das EU-finanzierte Forschungsprojekt Everyaware entwickelt hat, machen es möglich. Fünf Partner aus Belgien, Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich haben dieses System geschaffen, um die Menschen mehr für Ihre Umwelt zu sensibilisieren Partner. EU-Finanzmittel in Höhe von zwei Millionen Euro flossen in das Projekt.

Abb.: Mit neuen Apps und einer Sensorbox lassen sich Luftverschmutzung und Lärm messen. (Bild: Everyaware)

AirProbe dient zur Überwachung der Belastung durch Luftverschmutzung und Widenoise zum Messen der Lärmpegel. Beide Apps beinhalten soziale Spiele zum Austausch von Informationen und Eindrücken sowie interaktive Karten. Die AirProbe-App, die noch nicht für die Öffentlichkeit verfügbar ist, funktioniert in Verbindung mit einer kleinen batteriebetriebenen Sensor-Box, die problemlos in einen Rucksack oder einen Fahrradkorb passt.Sie kommuniziert über Bluetooth mit dem Smartphone.Nachdem sie Luft angesaugt hat, sendet die Box Messwerte für Ozon, Ruß und andere Schadstoffe an einen zentralen Server, der dann hilfreiche Informationen über die luftverschmutzten Gebiete der Stadt sowie die zu vermeidenden Hauptbelastungszeiten zurückliefert.

„AirProbe kann von jedermann genutzt werden und wenn man sich bewusst wird, was man einatmet, kann das wirklich ein Aha-Erlebnis sein“, sagt der Projektkoordinator von Everyaware, Vittorio Loreto, Forschungsleiter bei der ISI Foundation in Turin und Physikprofessor an der Universität Sapienza in Rome.

Die Apps werden nicht nur gefährdeten Menschen, wie Kindern, älteren Menschen und Asthmakranken helfen, gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen, sondern machen auch Spaß, was ihre Akzeptanz erleichtern wird. Im Laufe des Projekts haben die Forscher Personen angeworben, um die AirProbe-App und -Sensorbox zu testen, indem Sie Aufrufe in vier Städten starteten – London, Antwerpen, Kassel und Turin. Auf diese Weise konnten interessierte Personen aus der breiten Öffentlichkeit Luftbotschafter werden, die die Schadstoffbelastung an verschiedenen Standorten messen.

Die Wissenschaftler können anhand der erfassten Daten auch Belastungstendenzen analysieren und diese Informationen Stadtbewohnern und Behörden online zur Verfügung stellen. Diese könnten beispielsweise zur Bekämpfung von Verkehrsstaus Verwendung finden. „Für Schlussfolgerungen ist es noch zu früh, aber es wird interessant, zu beobachten, wie die Menschen ihr Verhalten ändern, wenn sie sich der Umwelt immer stärker bewusst werden“, sagt Professor Loreto.

„Einstweilen stelle ich mir eine kleinere und idealerweise tragbare Sensorbox vor, die in die Kleidung oder Gegenstände integriert ist“, sagt Loreto. „Die Integration in Smartphones wird natürlich in Betracht gezogen, aber eher längerfristig. Es hängt alles davon ab, welche Unternehmen sich für die Produktion der Sensorbox interessieren und wie viele Smartphonehersteller zu Investitionen bereit sind“, sagt er.

Sobald die Sensorbox der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, werden voraussichtlich mehrere Apps veröffentlicht, die AirProbe ähneln, sowie Online-Spieleplattformen, die auf der Open-Source-Technologie von Everyaware basieren. „Wenn man Innovation will, muss man auch allen die Möglichkeit geben, das zu nutzen, was man gebaut hat“, sagt Loreto. „Der nächste Schritt besteht darin, jemanden zu finden, der die Massenproduktion der Sensorbox übernimmt, sodass jeder sie kaufen und verwenden kann.“

CORDIS / DE

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