Unerwarteter Verlust
Die renommierte Atmosphärenforscherin Astrid Kiendler-Scharr ist plötzlich verstorben.
Das Forschungszentrum Jülich trauert um Astrid Kiendler-Scharr. Die international renommierte Atmosphären- und Klimaforscherin starb am 6. Februar 2023 im Alter von nur 49 Jahren plötzlich und unerwartet. „Mit Astrid Kiendler-Scharr verliert das Forschungszentrum Jülich eine kluge Wissenschaftlerin, eine geschätzte Kollegin und eine engagierte Managerin. Wir sind mit unseren Gedanken bei ihrer Familie, der unser aller Mitgefühl gilt. Ihre Arbeit galt dem besseren Verständnis des Klimawandels. Ihr war es wichtig, das Wissen zum Klimawandel auch nutzbar zu machen. Daher engagierte Sie sich beispielsweise auch als Vorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums und als Leitautorin des jüngsten IPCC-Berichts. Astrid Kiendler-Scharr war Wissenschaftlerin mit Leidenschaft, tatkräftig und umsichtig. Sie hinterlässt eine große Lücke“, würdigte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Marquardt die Verstorbene.
Astrid Kiendler-Scharr, 1973 in Innsbruck geboren, studierte an der Universität ihrer Heimatstadt Physik. 1999 schloss sie ein Promotionsstudium am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg mit „magna cum laude“ ab. Nach ihrer Habilitation im Jahr 2010 an der Universität zu Köln wurde sie 2012 am Forschungszentrum Jülich Direktorin des Instituts für Energie- und Klimaforschung, Troposphäre (IEK-8), und lehrte Experimentalphysik an der Universität zu Köln.
Kiendler-Scharr beschäftigte sich vor allem mit der Chemie der Aerosole in der unteren Erdatmosphäre sowie den Wechselwirkungen von Luftschadstoffen und Klimawandel. Dabei ging sie auch ungewöhnliche Wege: Gemeinsam mit ihrem Team setzte sie im ersten Corona-Jahr 2020 einen Zeppelin als sehr flexiblen Träger der Instrumente für eine Messkampagne ein, um die Auswirkungen des Lockdowns auf die Atmosphärenchemie zu untersuchen.
Ihre Expertise war weltweit gefragt – in der Wissenschaft ebenso wie als Partnerin in zahllosen Interviews in den Medien. So wurde sie Leitautorin des Kapitels zu den kurzlebigen Klimaschadstoffen im jüngsten Bericht des Weltklimarats (IPCC), in dem der Zusammenhang zwischen Luftqualität und Klimawandel bewertet wird. Ihr immenses Fachwissen stellte sie auch für allgemeinverständliche Publikationen wie das Faktenpapier „Was wir heute übers Klima wissen“ zur Verfügung. Die Forscherin war Vorstandsvorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und eine Gründungsdirektorin des Zentrums für Erdsystembeobachtung und rechnergestützte Analyse (CESOC) in Köln. Von 2014 bis 2016 hatte Astrid Kiendler-Scharr das Amt der Präsidentin der Gesellschaft für Aerosolforschung inne, bei der Europäischen Aerosol-Konferenz 2020 in Aachen übernahm sie den Vorsitz.
Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit übernahm Astrid Kiendler-Scharr zusätzliche Aufgaben und engagierte sich für die Weiterentwicklung des Forschungszentrums Jülich. So saß sie von 2018 bis 2022 dem Wissenschaftlich-Technischen Rat vor, von 2016 bis 2017 war sie die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums. Bereits im Jahr 2013 übernahm sie die Aufgabe einer Ombudsperson für die „Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ am Forschungszentrum Jülich.
Die wissenschaftlichen Verdienste von Astrid Kindler-Scharr wurden immer wieder gewürdigt, so zeichnete sie die Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren 2012 mit der Exzellenz-Professur aus. Eine weitere Würdigung ihrer Forschungsarbeit war die Visiting Miller-Professur an der Universität in Berkeley in der ersten Jahreshälfte 2022. Es gibt die Möglichkeit, in einem elektronischen Kondolenzbuch Erinnerungen an Astrid Kiendler-Scharr zu teilen und zu kondolieren.
FZJ / DE