Unter einem Dach
Bochumer Forschungsneubau Zemos führt Naturwissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammen.
Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat am 19. Mai 2016 ihren ersten Forschungsbau eröffnet: das „Zentrum für molekulare Spektroskopie und Simulation solvensgesteuerter Prozesse” (Zemos). „Die Einweihung von Zemos ist ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen dem Bund und dem Land NRW“, sagt Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Denn rund 44 Millionen für den Bau, die Ersteinrichtung und Großgeräte für die Forschung haben Bund und Land NRW jeweils zur Hälfte gefördert. „Mit Zemos zeigt sich eindrücklich die Fortentwicklung moderner Schlüsseltechnologien. Der Bau leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Forschungsstandortes Deutschland“, so Rachel.
Abb.: Moderne Glasfassaden und farbliche Akzente bestimmen den Haupteingang des Forschungsbaus Zemos. (Bild: Marquard, RUB)
Vor rund zwei Jahren legte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze den Grundstein für das Gebäude. Zur feierlichen Schlüsselübergabe war die Ministerin erneut zu Gast auf dem Bochumer Campus. „Ich freue mich sehr, dass Zemos heute eröffnet wird“, so die Ministerin. „Die RUB ist maßgeblich am überaus erfolgreichen Ruf von NRW als Wissenschafts- und Forschungsstandort beteiligt. Die Forschungsarbeiten in diesem neuen Gebäude werden dazu beitragen, diesen guten Ruf weiter auszubauen.“
Die Solvatation, das Lösen einer chemischen Substanz, kennt jeder aus dem Alltag: Bereitet man einen Kaffee zu, lösen sich über 400 chemische Bestandteile des Kaffees im Wasser – so entsteht das Aroma. Was genau bei solchen Prozessen auf molekularer Ebene passiert, untersuchen Forscher an der RUB. Die Solvatation ist einer der grundlegendsten Vorgänge in der Chemie, in der chemischen Verfahrenstechnik und in der Biologie. Doch ein tiefgreifendes Verständnis dieses Vorgangs fehlt bislang.
Das soll sich mit Solvation Science ändern: Das neue, fachübergreifende Forschungsfeld bildet die Schnittstelle zwischen Chemie, Physik und Biologie. „Die Ruhr-
Etwa 100 Forscher verschiedener Fachrichtungen arbeiten gemeinsam in dem neuen Gebäude: Zemos führt Arbeitsgruppen zusammen und bietet Raum für Nachwuchsgruppen und internationale Gastwissenschaftler. So werden Expertisen und Techniken konsequent unter einem Dach gebündelt. „Mit Zemos wird an der RUB das erste international sichtbare Zentrum für Solvation Science errichtet“, sagt Martina Havenith, Direktorin von Zemos.
Das neue Gebäude ist außerdem ein elementarer Bestandteil des Verbunds Resolv (Ruhr Explores Solvation) mit Martina Havenith als Sprecherin. Das Exzellenzcluster, das seit 2012 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird, findet in Zemos seine neue Heimat. Die Wissenschaftler untersuchen, wie genau das Lösungsmittel eine Reaktion beeinflusst. Um diesen komplexen Sachverhalt grundlegend zu verstehen, beschäftigen sie sich mit vielen speziellen Teilproblemen – in einem „bottom-
Der Baukörper von Zemos ist kubisch und kompakt. Das Gebäude hat eine Nutzfläche von rund 4.000 Quadratmetern. Transparenz und Verbindung sind die Leitthemen: Mit einer modernen Glasfassade öffnet sich der Haupteingang des Forschungsbaus nach Nordosten. Die zentrale Eingangshalle verbindet die drei Geschosse über einen großzügigen Luftraum. Rund um den Luftraum der Eingangshalle kann der Blick durch Glasfronten in die verschiedenen Nutzungsbereiche schweifen. Brücken verbinden die verschiedenen Arbeitsbereiche, die neben Büros und Labors auch viel Platz bieten, um sich auszutauschen und zu diskutieren.
Der Bauherr von Zemos ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW. Die Geschäftsführerin Gabriele Willems betont: „Der Forschungsbau Zemos war ein Projekt mit hohen baulichen Anforderungen und einem engen Zeitplan, bei dem wir den Zeit- und Kostenrahmen eingehalten haben.“ Dieses gute Ergebnis sei durch die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der RUB, dem BLB NRW und den von ihm beauftragten Planungsbüros und Bauunternehmen gelungen. Das architektonische Konzept stammt aus der Feder des Architekturbüros PASD; das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner hat die Baugewerke ausgeschrieben und den Bau durchgeführt.
RUB / DE