Versteckte Turbulenzen
Riesige, turbulente Reservoirs an kühlem Gas niedriger Dichte in fernen Galaxien identifiziert.
Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Edith Falgarone von der École Normale Supérieure und Observatoire de Paris hat mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) Spuren von Kohlenstoffhydrid-
Abb.: Künstlerische Darstellung von Gas, das als Rohmaterial für ferne Starburst-
„CH+ ist ein besonderes Molekül. Für seine Entstehung ist eine gehörige Menge an Energie vonnöten, und es ist sehr reaktionsfreudig. Daher ist seine Lebenszeit sehr kurz, und das Molekül kann nicht weit von seinem Entstehungsort wegtransportiert werden. Mit CH+ lassen sich daher Energieströme in Galaxien und ihren Umgebungen nachzeichnen", erläutert Martin Zwaan, ein ESO-
Eine Analogie dafür, wie sich mithilfe von CH+ Energie nachweisen lässt, ist ein Boot in einem tropischen Meer in einer mondlosen Nacht. Unter geeigneten Bedingungen leuchten unter dem vorbeisegelnden Boot Mikroorganismen als Meeresleuchten auf. Die Turbulenz aufgrund des durch das Wasser gleitenden Bootsrumpfes regt diese Mikroorganismen dazu an, Licht auszusenden, und das Licht zeigt wiederum an, wo in dem eigentlich dunklen Wasser sich turbulente Regionen befinden. Da CH+ sich ausschließlich in kleinen Bereichen bildet, wo die Energie der turbulenten Strömung in Wärmeenergie umgesetzt wird, erfüllt sie eine ganz analoge Nachweisfunktion wie das Meeresleuchten – auf galaktischen Größenskalen.
Das beobachtete CH+ zeigt dichte Schockwellen, die von heißen, schnellen galaktischen Winden erzeugt werden, die aus den Sternentstehungsregionen der Galaxien stammen. Diese Winde fegen durch eine Galaxie und treiben dabei Materie aus der Galaxie heraus; ihre turbulenten Bewegungen sind aber dergestalt, dass ein Teil des Materials später durch das Schwerefeld der Galaxie wieder eingefangen werden kann. Dieses wieder eingefangene Material bildet riesige, turbulente Reservoirs an kühlem Gas niedriger Dichte, die sich bis in einen Abstand von mehr als 30.000 Lichtjahren von der betreffenden Sternentstehungsregion erstrecken können.
„Von CH+ lernen wir, dass Energie in Form riesiger, galaxiengroßer Winde gespeichert wird und sich am Ende als turbulente Bewegung in bislang nicht beobachteten Reservoirs von kaltem Gas manifestiert", erklärt Falgarone, die Erstautorin des neuen Fachartikels. „Unsere Ergebnisse sind eine Herausforderung für die Theorie der Galaxienentwicklung. Indem sie die Turbulenz in die Reservoirs treiben, verlängern diese galaktischen Winde die Starburst-
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die galaktischen Winde alleine nicht ausreichen, um die neuentdeckten Gas-
„Die Entdeckung stellt einen wichtigen Schritt hin auf ein besseres Verständnis derjenigen Prozesse dar, mit denen das Einströmen von Material rund um einige der aktivsten Starburst-
MPIA / DE