Vesta-Karten fertig gestellt
NASA-Raumsonde Dawn lieferte 10.000 detaillierte Fotos für einen Online-Atlas.
Zum ersten Mal schoss die Kamera an Bord der Raumsonde Dawn am 11. Mai 2011 ein Foto von Asteroid Vesta – damals war der Himmelskörper trotz eines Durchmessers von 530 Kilometern gerade einmal ein weißer Punkt auf der Aufnahme, denn die Sonde war damals noch 975.000 Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Im Laufe der Mission änderte sich dies deutlich: Nach der Ankunft kreiste Dawn schließlich sogar nur noch in einer Höhe von 210 Kilometern um den unregelmäßig geformten Asteroiden und nahm tausende von Fotos auf. Das Ergebnis der aufwändigen Mission, ein Atlas des Asteroiden Vesta, ist nun öffentlich zugänglich.
Abb.: Aus rund 10.000 Einzelaufnahmen des Asteroiden erstellten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen Atlas von Vesta. Die Kamera flog an Bord der Raumsonde Dawn über den Himmelskörper. (Bild: NASA, JPL / Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)
Vesta zeigte dabei zahlreiche erstaunliche Formen wie drei übereinanderliegende Krater, die schnell den Spitznamen „Schneemann“ erhielten, Einschlagskrater, wie man sie bisher nicht kannte, Täler, Canyons und ein Berg, der drei Mal so hoch wie der Mount Everest ist. „Wir hatten nicht mit einer derart komplexen Geologie gerechnet. Allein die Topografie mit Höhenunterschieden von bis zu zwanzig Kilometern spricht für eine gewaltige Dynamik der Oberflächengestaltung, ebenso wie die Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Einschlagskrater, die Täler und Canyons, die Vesta umspannen, und die großen Helligkeitsunterschiede des Oberflächenmaterials“, sagt Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung.
Aus der Datenflut der Kamera entstand nach und nach eine „Straßenkarte“ von Vesta, auf der wie bei einer regionalen Landkarte ein Zentimeter ungefähr zwei Kilometern auf der Asteroidenoberfläche entspricht. Rund 10.000 Einzelaufnahmen wurden für den Atlas verwendet, um aus diesem Mosaik ein Gesamtwerk zu schaffen. „Für jedes Kartenblatt der Serie haben wir etwa 400 Aufnahmen der Kamera verwendet“, erläutert Planetenforscher Thomas Roatsch. „Der Atlas zeigt, wie extrem das Gelände auf einem eher kleinen Himmelskörper ist. Auf dem Kartenblatt mit dem Südpol Vestas zum Beispiel ist der 18 Kilometer tiefe Krater Severina zu sehen und nur hundert Kilometer davon entfernt türmt sich ein sieben Kilometer hoher Berggipfel auf.“
Abb.: Auf dieser Karte der Südpol-Region sind die Höhen und Tiefen farbkodiert dargestellt. (Bild: NASA, JPL / Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)
Dawn ist mittlerweile bereits auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel, dem Asteroiden Ceres, den sie 2015 erreicht. Während Vesta ein „trockener“ Asteroid mit einem nur geringen Anteil Wassereis ist, erwartet die Planetenforscher mit Ceres ein „nasser“ Asteroid. Beide werden aber den Forschern einen Einblick in die früheste Zeit des Sonnensystems geben, weil sie sich nicht vor 4,56 Milliarden Jahren zu Planeten formten, sondern durch Jupiters Schwerkraft davon abgehalten wurden.
DLR / AH