30.04.2007

Viele Unternehmen fördern Studenten

Nach der Einführung von Studiengebühren in mehreren Bundesländern versuchen Unternehmen zunehmend, junge Talente auch während eines Studiums finanziell zu unterstützen.

Hamburg (dpa) - Nach der Einführung von Studiengebühren in mehreren Bundesländern versuchen Unternehmen zunehmend, junge Talente auch während eines Studiums finanziell zu unterstützen. Wie eine dpa- Umfrage ergab, übernehmen Firmen nun vermehrt die zusätzlichen Uni- Gebühren für ihre Mitarbeiter. Seit diesem Semester zahlt der Autobauer Volkswagen rund 500 Studenten, die in dem Unternehmen parallel ihre Ausbildung absolvieren, die Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester. Für den Kasseler Düngemittelriesen K+S ist diese Finanzhilfe bereits seit mehreren Jahren selbstverständlich. «Wir machen das gern, weil gute Leute nun mal eine gute Ausbildung brauchen», sagte Sprecher Ulrich Göbel.

K+S verbindet die Finanzhilfe wie einige andere Firmen mit einer Bedingung: Die Studenten sollen nach dem Studium für drei Jahre beim Unternehmen arbeiten - ansonsten müssen sie die Förderung anteilig zurückzahlen. In Zeiten von zunehmendem Fachkräftemangel, insbesondere im Ingenieursbereich, versuchen die Unternehmen, hoffnungsvolle Talente früh an sich zu binden.

Der Personalchef des Medizintechnikerstellers B. Braun Melsungen, Jürgen Sauerwald, sieht «Studium und damit eben auch Studiengebühren als Voraussetzung für gutes Personal.» Das hessische Unternehmen übernimmt seit Einführung der Studiengebühren diese Zusatzkosten für 23 Werkstudenten. Die Studiengebühren an Hochschulen haben bislang Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen eingeführt, Hessen und das Saarland wollen ab Herbst Studiengebühren erheben.

Besonders verbreitet sind Finanzhilfen für Studenten bei Unternehmen, die ihre betriebliche Ausbildung mit einem Studium verbinden. So übernimmt der Energieversorger EWE in Oldenburg für seine Azubis die zusätzlichen Uni-Kosten. Derzeit kommen den Angaben zufolge 30 Studenten der Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft und des Wirtschaftsingenieurswesen in den Genuss dieser Unterstützung.

Der Ingenieursnachwuchs im Dualen System von Berufsausbildung und Studium wird auch in Hamburg von der Wirtschaft gefördert: «Ich habe den Firmen empfohlen, die Studiengebühren zu übernehmen. Nur so vermeiden sie es, dass ihr Mitarbeiter noch einer zusätzlichen Beschäftigung nachgeht und sich damit möglicherweise verzettelt», sagte Winfried Box von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Knapp 20 Firmen, darunter die Werft Blohm + Voss und der Maschinenbauer Hauni, haben Box diese Finanzhilfe bereits zugesagt.

Auch rund 280 Azubis bei BMW verbinden ihre Berufsausbildung mit einem Studium an der Fachhochschule. Während der Praxis-Phasen zahlt der bayerische Autobauer den Studenten Gehälter von 1100 bis 1500 Euro pro Monat. Zudem gebe es Urlaubsgeld und Erfolgsbeteiligungen, sagte ein Sprecher. Der hessische Autobauer Opel bietet seinen Lehrlingen statt Gebührenübernahme für ein Studium eine Rückkehrgarantie, wenn sie nach ihrer Ausbildung studieren. Auch beim Chemiekonzern BASF können nach «individuellen Vereinbarungen» Mitarbeiter für Studienabschnitte freigestellt werden.

Die Bayer AG gewährt Mitarbeitern, die am Studiengang «Marketing and International Business Studies» teilnehmen, eine Kostenbeihilfe. Diese müsse nur dann zurückgezahlt werden, wenn die Mitarbeiter nach dem Studium das Leverkusener Pharmaunternehmen verlassen. Ähnlich verfährt das Essener Industrieunternehmen ThyssenKrupp: 100 Studenten werden zurzeit mit rund 250 Euro pro Monat gefördert. Dieses Geld müsse nur dann zinslos zurückgezahlt werden, wenn die Absolventen nach dem Studium nicht bei ThyssenKrupp arbeiten, sagte ein Sprecher.

Wenn Studenten nur durch Nebenjobs oder Werkverträge, nicht aber durch eine Ausbildung an die Unternehmen gebunden sind, müssen sie die Studiengebühren oft selbst bezahlen. So sieht der Münchner Elektronikkonzern Siemens keinen Bedarf an Finanzhilfen für seine bundesweit rund 12 000 Werkstudenten «Wir gehen davon aus, dass die Bezahlung ausreichend ist, um die Studiengebühren aufbringen zu können», sagte ein Sprecher. Der Versicherungskonzern Allianz übernimmt die Studiengebühren für seine insgesamt 50 Werkstudenten ebenfalls «in der Regel nicht». Die Deutsche Telekom AG fördert ihre Werkstudenten nach dem Vordiplom, wenn sie «anwendbares Wissen» mitbringen, sagte ein Sprecher.

Im Bankengewerbe zahlen Auszubildende, die parallel studieren, ihre Studiengebühren bislang noch überwiegend aus der eigenen Tasche: Die Deutsche Bank gewährt lediglich einen Zuschuss zu Miete und Fahrtkosten. «Wir zahlen den Studenten ein Gehalt, das dem Bankentarifvertrag entspricht», sagte eine Sprecherin. Die Commerzbank denkt dagegen darüber nach, bei «interessanten Leuten» das Studium finanziell zu fördern. «Die Einführung der Studiengebühren ist noch relativ neu, deshalb gibt es noch keinen Beschluss.»

EnergyViews

EnergyViews
Dossier

EnergyViews

Die neuesten Meldungen zu Energieforschung und -technologie von pro-physik.de und Physik in unserer Zeit.

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Meist gelesen

Themen