Vista-Teleskop entdeckt 96 Sternhaufen
Das Infrarot-Durchmusterungsteleskop der Eso schaut direkt in die Herzen galaktischer Sternentstehungsgebiete.
Ein internationales Astronomenteam hat mithilfe von Daten des Infrarot-Survey-Teleskops am Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte Eso fast hindert neue offene Sternhaufen in unserer Milchstraße entdeckt. Dichter Staub hat diese kleinen und lichtschwachen Objekte vor früheren Beobachtungen bislang verborgen. Noch nie zuvor war die Entdeckung so vieler lichtschwacher, kleiner Sternhaufen auf einen Schlag gelungen.
Abb.: Das Mosaik zeigt dreißig der neu entdeckten offenen Sternhaufen. Die Färbung blau, grün und rot entspricht jeweils den Infrarotbändern J, H und Ks. (Bild: Eso / J. Borrisova)
Der Großteil der Sterne mit mehr als einer halben Sonnenmasse entsteht in größeren Gruppen, offenen Sternhaufen. Sie sind die Bausteine von Galaxien wie unserer Milchstraße und lebensnotwendig für deren Entstehung und Entwicklung. Allerdings bilden sich Sternhaufen nur in sehr staubreichen Gegenden des Alls, und das erschwert ihre Beobachtung: Solche Staubregionen zerstreuen und verschlucken das Licht, das die jungen Sterne in ihrem Inneren aussenden. So kommt teilweise weniger als ein Zehnmillionstel der Strahlung noch bei uns an und sie sind daher unsichtbar für die meisten Himmelsdurchmusterungen – nicht aber für das Vista-Infrarotteleskop mit seinen 4,1 Metern Durchmesser.
Mithilfe von sorgfältig optimierter Software gelang es dem Team, die Vordergrundsterne in den Bildern zu eliminieren, die nicht Teil des Sternhaufens sind sondern nur zufällig von der Erde aus vor dem Haufen stehen. So konnten die Wissenschaftler anschließend die echten Haufenmitglieder zählen – meist nur ein bis zwei Dutzend. Dann ermittelten die Astronomen anhand der Aufnahmen den Durchmesser der Sternhaufen sowie, bei den Haufen mit ausreichend großer Mitgliederzahl, die Entfernung, das Alter und die Rötung des Sternlichts durch den interstellaren Staub zwischen ihnen und uns. Bislang sind in der Milchstraße gerade einmal 2500 offene Sternhaufen identifiziert. Die Astronomen schätzen, dass sich hinter Staub und Gas bis zu 30.000 weitere Haufen verbergen. Und so dürften diese 96 Neuentdeckungen nur die Spitze des Eisbergs sein.
ESON / OD