Von der Kuratorin zur Präsidentin
Mit Cornelia Denz steht ab nächstem Jahr erstmals eine Frau an der Spitze der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.
Ab 1. Mai 2022 wird die Physikerin Cornelia Denz von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) leiten. In der 135-jährigen Geschichte der PTB steht dann erstmals eine Frau an der Spitze des nationalen Metrologieinstituts Deutschlands. Die Berufung sprach Bundesminister Peter Altmaier aus, in dessen Ressort für Wirtschaft und Energie die PTB angesiedelt ist. Vorausgegangen war ein einstimmiger Vorschlag einer prominent besetzten Findungskommission.
Cornelia Denz engagiert sich seit vielen Jahren im Kuratorium der PTB und kennt daher bestens die Aufgaben und Ziele der Bundesanstalt. Eine solch einzigartige Institution mit langer Tradition und zukunftsgestaltenden Möglichkeiten zu leiten, sieht sie als herausfordernde Aufgabe und Ansporn zugleich. Als erste Frau ein Amt anzutreten, ist für sie nichts Neues: Schon zu Beginn ihrer Karriere war sie lange Zeit die einzige Physik-Professorin der Universität Münster.
Den Lehrstuhl für Experimentalphysik mit Schwerpunkt Angewandte Physik hat sie dort seit 2003 inne; seit 2004 leitet sie als Direktorin das Institut für Angewandte Physik. Internationale Bekanntheit erlangte sie durch ihre Arbeiten zu komplexer Lichtstrukturierung, die sie mit ihrer Arbeitsgruppe „Nichtlineare Photonik“ in der Nanophysik, der Biomedizin und in den Informationstechnologien anwendet. Von 2010 bis 2016 war Cornelia Denz Prorektorin für Internationales und Wissenschaftlichen Nachwuchs.
Die vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin erhielt unter anderem den Lise-Meitner-Preis des Landes Hessen und ist seit 2014 Mitglied in der Akademie der Wissenschaften und Künste des Landes Nordrhein-Westfalen. Als begeisterte Hochschullehrerin setzt sie sich für junge Physikstudierende ein mit einem besonderen Augenmerk auf Frauen. Seit fünf Jahren untersucht Cornelia Denz als Professorin zur Geschlechterforschung in der Physik die Ursachen für den geringen Frauenanteil in der Physik und fördert das Interesse von Mädchen an MINT-Themen.
Auch um die DPG hat sie sich in der Vergangenheit in verschiedenen Positionen verdient gemacht. So war sie unter anderem von 2009 bis 2018 Herausgeberin des Physik Journal. Derzeit ist sie direkt gewähltes Mitglied des Vorstandsrats und gehört dem Beirat für Wissenschaftskommunikation an. 2015 hielt sie während der DPG-Frühjahrstagung in Berlin einen Vortrag zu ihrer Forschung in der renommierten Reihe der Lise-Meitner-Lectures.
Der scheidende PTB-Präsident Joachim Ullrich hat das Amt seit 2012 inne und gibt es im kommenden Jahr altersbedingt ab. In den Ruhestand geht er dann allerdings nicht, sondern übernimmt die Führung der DPG. Cornelia Denz beglückwünscht er zur neuen Aufgabe und sieht die Zukunft der PTB bei ihr in den besten Händen.
PTB / Kerstin Sonnabend
Weitere Informationen
- Physikalisch-Technische Bundesanstalt
- Arbeitsgruppe Nichtlineare Photonik an der Universität Münster
- Arbeitsgruppe Gender in der Physik an der Universität Münster
- Publikationen zur Vortragsreihe Lise-Meitner-Lectures
Weitere Beiträge
- C. Denz, Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, Physik Journal, November 2012, S. 31 (PDF)
- C. Denz, Internationalisierung zuhause?, Physik Journal, Mai 2011, S. 3 (PDF)
- C. Denz, Gleiche Chancen?, Physik Journal, November 2008, S. 3 (PDF)
- I. Flegel, Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, November 2003, S. 37 (PDF)