Wegbereiter für Europas Raumfahrer
Mit dem erfolgreichen Weltraumeinsatz der US-Astronauten geht der Ausbau der Internationalen Raumstation ISS endlich weiter.
Wegbereiter für Europas Raumfahrer
Washington (dpa) - Extraschlaf und Riesenkomplimente für die «Atlantis»-Crew, große Erleichterung bei der US-Raumfahrtbehörde NASA und Vorfreude bei Europäische Weltraumorganisation ESA: Mit dem erfolgreichen Weltraumeinsatz der US-Astronauten geht der Ausbau der Internationalen Raumstation ISS endlich weiter. Wegen des tödlichen Unglücks der Raumfähre «Columbia» am 1. Februar 2003 war alles ins Stocken geraten. Jetzt sind wieder alle Augen auf den Außenposten der Erde gerichtet.
Partner der NASA, wie die ESA, Japan, Kanada und die russische Weltraumbehörde, können nach jahrelanger Warterei endlich wieder planen. Nach dem deutschen Astronauten Thomas Reiter, der seit dem 6. Juli als erster Europäer auf der ISS zu einem Langzeitaufenthalt weilt, freut sich Schweden auf seinen ersten Astronauten. Christer Fuglesang soll noch in diesem Jahr zur ISS fliegen und mindestens zwei Mal ins All aussteigen.
Und dann folgt im kommenden Jahr mit dem Italiener Paolo Nespoli der nächste Europäer. Nespoli wird bei der Installation des europäischen Verbindungsmoduls «Node 2» helfen. Danach ist dann wieder ein Deutscher an der Reihe: Hans Schlegel soll nach bisherigen Plänen im Oktober 2007 mit der Raumfähre «Discovery» das europäische Weltraumlabor «Columbus» zur ISS fliegen. Das Raumlabor, das schon längst hätte an der ISS angekoppelt sein müssen, ist einer der wichtigsten europäischen Beiträge für die Weltraumstation. Danach schlägt die Stunde der Japaner mit ihrem Modul «Kibo».
Mit viel Nervenflattern hat die NASA dem Start der «Atlantis» entgegen gesehen. Dreieinhalb Jahre später als vorgesehen und erst im fünften Anlauf startete die Raumfähre. Die professionelle Arbeit der Crew hat allen Ärger vergessen lassen. Der für die Raumstation zuständige NASA-Manager Mike Suffredini scherzte, die Crew sei so erfolgreich gewesen, dass er jetzt ein Riesenproblem habe: Er müsse überzeugend erklären können, dass der Ausbau der ISS wirklich so schwierig sei, wie es NASA und Astronauten vorausgesagt hätten. Darauf antwortete der 56-jährige US-Astronaut Joe Tanner, der seinen siebten und wahrscheinlich letzten Ausstieg absolvierte: «Danke dafür, dass Ihr uns sagt, wie einfach das aussah. Aber das war es sicherlich nicht.»
Mit drei Außenbordeinsätzen innerhalb von nur vier Tage schickte die NASA ihre Astronauten bis ans Limit. Nachdem die neuen Sonnensegel gesetzt waren, belohnte das Kontrollzentrum in Houston die Crew mit einer Überraschung. Am Samstag durften die US-Astronauten eine Stunde länger schlafen. «Wir haben die Extrazeit sehr zu würdigen gewusst», sagte Heide Stafanyshyn-Piper. «Danach hatten wir die Möglichkeit, die gesamte Raumstation kennen zu lernen. Wir waren in den Teilen, die man normalerweise nicht sieht, wie dem russischen Sojus-Modul. Danach haben wir Fotos gemacht und aus dem Fenster gesehen.»
Der Blick ins All hat den Astronauten Chris Ferguson völlig überwältigt: «Jede Sekunde ist wie eine Minute, und jede Minute ist wie eine Stunde, alles ist wie ein Wunder.»
Kommandant Brent Jett ist zuversichtlich für die kommenden Flüge: «Wir haben einen guten Start hingelegt für den Ausbau der Station. Ich glaube, wir können kommenden Crews viele Lehrstunden geben.»
Geht alles glatt, werden die Space-Shuttles noch mindestens 14 Mal starten, bis die ISS im Jahr 2010 ihre endgültige Größe erreicht hat. Danach richtet die NASA ihren Blick auf den Mond und Nachbarplaneten Mars.
Diese Flüge faszinierten alle von der «Atlantis»-Crew, sagte der Kanadier Steve MacLean. Er habe sich zwar noch keine Gedanken über die Zukunft gemacht, sagt der 51-Jährige. «Es wäre großartig, wenn man auf irgendeine Weise daran teilnehmen könnte.»
Hans Dahne, dpa
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