28.01.2010

''Wir brauchen das passende Studium''

Welche Kenntnisse und Kompetenzen benötigen Lehrerinnen und Lehrer? Wie vermittelt man diese? Und wie bereitet man Quer- und Seiteneinsteiger auf den Lehrerberuf vor? Diese und weitere Fragen waren Thema eines Rundgesprächs über die Lehrerausbildung.

In den internationalen Vergleichsstudien TIMSS und PISA haben deutsche Schülerinnen und Schüler gerade einmal im Mittelfeld abgeschnitten. Ihre Physikkenntnisse bleiben weit hinten denen finnischer Schüler zurück. Diese Ergebnisse haben die naturwissenschaftliche Ausbildung in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Bildungspläne wurden neu geschrieben, aber auch die Lehrerausbildung an den deutschen Hochschulen stand auf dem Prüfstand. Denn dort gilt die Didaktik oft nach wie vor neben der Fachsystematik und den Arbeitsweisen der Physik gerade mal als schmückendes Beiwerk. Um über die Lehrerausbildung in Studium und Referendariat zu diskutieren, hatte das Physik Journal Ende 2009 zu einem Rundgespräch eingeladen. „Wir brauchen für das Berufsbild Lehrer das passende Studium“, ist Fachdidaktikerin Manuela Welzel-Breuer überzeugt. Damit argumentiert sie ganz im Sinne der von der DPG durchgeführten Studie zur Lehrerausbildung, die ein eigenständiges Lehramtsstudium fordert. Angesichts der geringen Studentenzahlen in der Physik kann es sich eine Universität aber kaum leisten, Physik- und Lehramtsstudierende getrennt zu behandeln. „Eine Möglichkeit wären Veranstaltungen, die die Verbindung zur Schule herstellen“, schlägt Horst Schecker, Vorsitzender der Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und der Physik, vor.

Im Jahr 2008 hat eine Studie gezeigt, dass etwa die Hälfte der Referendare in Physik Quer- und Seiteneinsteiger sind, von denen fast jeder zweite nicht einmal Physik studiert hat. Schulleiter Rainer Pippig beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge: „Ich finde es sehr bedenklich, wer heutzutage Physik unterrichten darf.“ Im Gegensatz zu Seiteneinsteigern, die direkt in den Schuldienst eintreten, wählen Quereinsteiger den Weg über das Referendariat, wo sie wichtige Grundlagen der Didaktik kennen lernen und sich in der Schule erproben können. „Das Referendariat ist eine Anstrengung, die man nicht unterschätzen darf. Diese Hürde nehmen nicht alle“, führt Franz Kranzinger aus, der als Bereichsleiter am Staatlichen Seminar für Didaktik Stuttgart tätig ist. Angesichts der geringen Absolventenzahlen im Physik-Lehramt wäre die Alternative höchstens Stundenausfall. Den wiederum akzeptieren Eltern nicht, da die Physik in der Gesellschaft ein hohes Ansehen hat. Selbst Schüler schätzen den Physikunterricht als wichtig ein, „aber sie trauen sich meistens nicht zu, darin zu bestehen“, bedauert Horst Schecker. „Das kann man nur durch besseren Unterricht in der Mittelstufe auffangen. Und um den zu gewährleisten, braucht man eine gute Lehrerausbildung – in der Universität und im Referendariat.“

Maike Pfalz

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