27.09.2021

Zellen in Echtzeit erkennen und sortieren

Ulmer Start-up mit optischem Mess- und Automatisierungssystem erhält wichtige Anschlussförderung.

Mit ihrem Unternehmen Sensific haben drei Ulmer Wissenschaftler einen wichtigen Schritt hin zu einer erfolgreichen Unternehmens­gründung gemacht. Nach einer ersten Förderphase wurden die Gründer für die Anschlussförderung EXIST II des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgewählt. Nun bekommt die Ausgründung der Universität Ulm erneut bis zu 180.000 Euro, um das Start-up rund um ein optisches Mess- und Automatisierungs­system am Markt zu etablieren und die Technologie weiter­zuentwickeln.

 

Abb.: Das Gründerteam der Sensific GmbH: Daniel Geiger, Jonas Pfeil und Tobias...
Abb.: Das Gründerteam der Sensific GmbH: Daniel Geiger, Jonas Pfeil und Tobias Neckernuß sind Alumni der Universität Ulm. (Bild: Sensific)

Zellen, Bakterien und Partikel in Echtzeit erkennen, charakterisieren und gleichzeitig sortieren – das ist das Verfahren, mit dem sich die junge Sensific GmbH an Kunden aus den Lebens­wissenschaften, der Medizin, der Umwelttechnik, der Biotechnologie und der Prozess­kontrolle richtet. Die drei Gründer von Sensific, Daniel Geiger, Tobias Neckernuß und Jonas Pfeil, haben sich während ihrer Promotion am Institut für Experimentelle Physik der Universität Ulm kennengelernt. Damals ist auch der Wunsch entstanden, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Das erste Produkt der Firma – ein neuartiges Mess- und Automatisierungssystem – ist speziell auf die Anforderungen aktueller Forschung zugeschnitten. Das Bild­verarbeitungs­system kombiniert moderne Bildsensorik mit einer Daten­verarbeitungs­einheit sowie einer leistungs­fähigen Analyse- und Kontroll­software. Anwendung findet diese Technik in erster Linie bei Forschungseinrichtungen. Dort ermöglicht sie beispielsweise komplett neue Ansätze bei der Entwicklung von Krebstherapien oder bei der Diagnostik von Infektionskrankheiten. „Besonders ist auch die unkomplizierte Integration unseres Systems. Es kann einfach an bestehende optische Systeme angeschlossen werden“, erklärt Entwicklungsleiter Jonas Pfeil.

Um sich für das Förderprogramm EXIST II zu qualifizieren, haben die Alumni Ende vergangenen Jahres eine eigene Firma, die Sensific GmbH, gegründet und Beteiligungs­kapital eingebracht. Nun erhalten die Jungunternehmer für ein weiteres Jahr bis zu 180.000 Euro staatliche Förderung. Außerdem ist das Start-up durch ein Kooperations- und Lizenzierungs­abkommen mit der Universität Ulm weiterhin eng verbunden und kann Ausstattung und Infrastruktur auf dem Campus nutzen. „In den nächsten zwölf Monaten wollen wir unser Produktportfolio erweitern und den Kundenstamm ausbauen. Wir sind insgesamt mit der Geschäfts­entwicklung sehr zufrieden, obwohl die Pandemie viele Dinge erschwert hat. So sind viele Messen abgesagt worden und auch persönliche Vorstellungen unseres Systems bei potenziellen Kunden waren nicht möglich“, so Daniel Geiger, der im Gründerteam für Marketing und Vertrieb zuständig ist.

In der vergangenen Förderphase (EXIST I) haben die Gründer von April 2019 bis Juli 2021 bereits rund 700.000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erhalten. Damit konnte das Trio – damals unter dem Projektnamen CellMouse – den ersten Prototypen ihres Systems entwickeln. Außerdem bot das BMWi Workshops und Networking für die Unternehmens­gründung an. „Durch die Förderung haben wir in der kurzen Zeit das nötige Knowhow entwickelt und die technologische Basis geschaffen, um ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Ohne EXIST und den breiten Rückhalt durch die Universität – insbesondere unseren Instituts­leiter Professor Othmar Marti – wäre die Gründung sehr viel schwerer gewesen“, erzählt Tobias Neckernuß, der Spezialist im Unternehmen für Verwaltung, Personal und Finanzen.

Für die Zukunft planen die Gründer für Sensific eine nachhaltige Unternehmens­strategie und wollen organisch wachsen. Im nächsten Schritt sollen die ersten zusätzlichen Mitarbeiter eingestellt werden und die junge Firma will mit ihrem Produkt internationale Märkte außerhalb der EU erschließen. Und auch das nun erworbene Wissen rund um „Unternehmens­gründung aus der Wissenschaft“ wollen Geiger, Neckernuß und Pfeil weitergeben. Ihr Ziel: Andere junge Forscher auf dem Weg in die Selbständigkeit und hin zum eigenen Unternehmen unterstützen und bestärken.

U. Ulm / DE

 

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