Noch immer gibt es viel zu wenig Frauen in der Physik. (vgl. S. 31, Quellen von links nach rechts: Dietmar Gust; Uni Heidelberg; Uni Paderborn)
Physik Journal 11 / 2003
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
USA
· Weltraumprogramm vor der Wende?· Erstmal alles begutachten· Ingenieure gegen Schurkenstaaten· Haushaltsnachrichten· Mehr Bachelors, weniger Promotionen
High-Tech
Im Brennpunkt
Schwerpunkt
Physikerinnen in Deutschland: Potenzial und Fakten
Immer mehr Frauen in Deutschland studieren Physik. Hochmotivierte, qualifizierte und engagierte Physikerinnen starten in ihr Berufsleben. In Führungspositionen sind sie jedoch immer noch unterrepräsentiert. Der vorliegende Beitrag möchte dieses Ungleichgewicht mit Zahlen konkretisieren.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Physikerinnen forschen in der nichtlinearen Optik, planen Schaltungen, simulieren Signalausbreitung, schreiben Anträge, fällen Technologieentscheidungen, schlichten Streit zwischen Mitarbeitern - und jonglieren nebenbei mit Kinderfrauen, Tagesmüttern und Krippenplätzen.
Bei den Stärken ansetzen - Schülerinnen und Physik
Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu erfinden - das heißt: zukünftige Entwicklungen aktiv mitzugestalten. Im internationalen Vergleich nehmen deutsche Mädchen und junge Frauen diese Chance weit weniger wahr als ihre Geschlechtsgenossinnen in anderen Ländern - sie werden von Elternhaus und Schule immer noch zu wenig ermutigt, ihr Begabungspotenzial in den mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächern auszuschöpfen. Wo immer schulische Strukturen es ermöglichen, sei es bei der Zugwahl oder bei der Wahl der Fächer in der Oberstufe, verabschieden sich die meisten Mädchen aus Technik, Physik und Informatik mit den entsprechenden Konsequenzen bei der Studien- und Berufswahl.
Ein Alarmsignal für Europas Unternehmen
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren die Investitionen in Forschung und Entwicklung erheblich zu erhöhen, um im internationalen Wettbewerb wissensbasierter Volkswirtschaften eine führende Position einnehmen zu können. Bis 2010 sollen die Forschungsinvestitionen im europäischen Durchschnitt, von derzeit 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 3 Prozent gesteigert werden. Der größte Anteil und Zuwachs wird von der Industrie erwartet, die ihren heute erreichten Anteil von 56 Prozent der Forschungsinvestitionen um weitere zehn Prozentpunkte steigern soll.
Hedwig Kohn - eine Physikerin des zwanzigsten Jahrhunderts
Die Lebensgeschichte von Hedwig Kohn ist beispielhaft dafür, wie sich die großen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts auf das Leben und die wissenschaftliche Leistung jüdischer deutscher Forscher - und insbesondere Forscherinnen - auswirkten. Hedwig Kohn gelang es in gewisser Weise über das Schicksal zu triumphieren, auch wenn ihr Einfluss auf die Entwicklung der von ihr gewählten Wissenschaft bescheiden blieb. Immerhin war sie die dritte und vor dem Zweiten Weltkrieg letzte Frau, die überhaupt in Physik die Habilitation erlangt hat, neben Lise Meitner (1878-1968) und Hertha Sponer (1895-1968).