Ein Warnschild markiert den Beginn der 30 km großen Sperrzone um den Reaktor von Tschernobyl. (vgl. ab S. 29, Fotos: dpa; ZSR, Universität Hannover)
Physik Journal 4 / 2006
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Wasser, Luft und Elektrizität
''Boahh, das funktioniert ja wirklich!'' ''Hey, kuck mal, wie schön das aussieht!'' ''Irre, ich hätte nie geglaubt, dass das klappt!'' Nein, das hier sind nicht die Ausrufe von Kindern angesichts der neuesten Version einer Play-Station. Solche und ähnliche Sätze kann man in der Physik-AG der Grundschule in Ohmenhausen hören. Hier finden Grundschulkinder die Beschäftigung mit Physik weder mühsam noch langweilig, sondern spannend und lustig.
Schwerpunkt
20 Jahre Tschernobyl
Die Explosion des Reaktorblocks 4 in Tschernobyl während eines technischen Tests war der schlimmste Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Die freigesetzte radioaktive Wolke breitete sich nicht nur auf die angrenzenden Länder der ehemaligen Sowjetunion aus, sondern kontaminierte auch weite Bereiche in Mitteleuropa mit teilweise noch heute spürbaren Auswirkungen.
Der Unfall - Hergang und Erklärungen
Inzwischen ist es möglich, das Unfallgeschehen im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl recht detailliert zu rekonstruieren. Zur Katastrophe führte ein Experiment, das in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 im Rahmen von Wartungsarbeiten durchgeführt wurde. Konstruktionsbedingt und aufgrund von Bedienungsfehlern führte dabei eine positive Rückkopplung zu einer explosionsartigen Leistungszunahme und der anschließenden Zerstörung des Reaktors.
Die Wege der Radionuklide
Der Reaktorunfall von Tschernobyl führte zu einer großflächigen Kontamination von Belarus, Russland und der Ukraine sowie Mittel- und Nordeuropa. Bedingt durch den Frühling wurden dabei landwirtschaftlich genutztes Gebiet und Vegetation kontaminiert. Vor allem Cäsium-137 und Jod-131 gelangten so schnell in die Nahrungskette von Mensch und Tier und führten damit zur internen Strahlenexposition der Bevölkerung. Auch zwei Jahrzehnte nach dem Unfall sind die Auswirkungen immer noch zu spüren.
Die gesundheitlichen Auswirkungen
Studien zu den Spätfolgen der Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki legen nahe, dass es für eine abschließende Bewertung der gesundheitlichen Folgen des Reaktorunfalls noch viel zu früh ist. Bereits heute zeigt sich aber, dass in der Ukraine und in Weißrussland insbesondere Personen, die zum Zeitpunkt des Unfalls jünger als 18 Jahre waren, mit einer überdurchschnittlich hohen Wahrscheinlichkeit an Schilddrüsenkrebs erkranken.