Etwa zweimal pro Woche durfte Christiane Heinicke während der Marssimulation auf Hawaii im Raumanzug das Habitat verlassen. (Bild: C. Johnston, vgl. S. 26)
Physik Journal 11 / 2016
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Im Brennpunkt
Schneller Fluss dank Kohlenstoff
Die Anordnung des Kohlenstoffs in Nanoröhrchen bestimmt, wie schnell Wasser in ihnen fließen kann.
Ein Planet in unserer Nachbarschaft
In der habitablen Zone von Proxima Centauri wurde ein Planet mit einer erdähnlichen Masse entdeckt.
Forum
„Es braucht gegenseitiges Verständnis.“
Interview mit Christiane Heinicke – Teilnehmerin an der Marsvorbereitungsmission HI-SEAS, die in Kooperation der Universität Hawaii und der NASA stattfand.
Drei Frauen und drei Männer – darunter ein Astrobiologe, eine Bodenkundlerin, eine Ärztin und die Physikerin Christiane Heinicke – haben ein Jahr lang zusammen in einem kleinen Habitat auf dem Mauna Loa gewohnt. Die Kommunikation mit der Außenwelt war künstlich zeitverzögert, das Habitat verlassen durften die Teilnehmer nur in Raumanzügen. Ziel der Simulation war es herauszufinden, wie ein Team zusammengesetzt sein muss, um lange Zeit auf engem Raum zusammenzuleben.
Was hat Sie bewogen, sich für diese Mission zu bewerben?
Neugier! Und der Wunsch, aktiv zur Raumfahrt beizutragen. In erster Linie war es ein psychologisches Experiment, bei dem die Gruppendynamik im Mittelpunkt stand. Die Herausforderung bestand darin, dass sechs Leute zusammenleben, ohne sich gegenseitig an den Kragen zu gehen.
Ist Ihnen das gelungen?
Die Tatsache, dass wir alle lebend aus dem Habitat gekommen sind, spricht wohl dafür.
Wie wurden Sie ausgewählt?
Angefangen hat es mit einer Bewerbung mit Lebenslauf. Später musste ich Fragebögen zu meiner Persönlichkeit ausfüllen und in Tests meine kognitive Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Außerdem gab es ein Skype-Gespräch. Die acht Finalisten wurden dann zu einer einwöchigen Trekkingtour in den Rocky Mountains eingeladen. Anschließend haben wir uns gegenseitig anonym bewertet. Auf dieser Basis wurden die sechs Teilnehmer ausgewählt...
Überblick
Sichere Nanomaterialien?!
Neue Erkenntnisse und Methoden in der Physik führten zur Nanotechnologie, einem breiten Forschungsfeld mit möglichen Risiken für Umwelt und Gesundheit.
Obwohl seit Jahrhunderten in Gebrauch, macht die Nanotechnologie erst seit etwas mehr als zwanzig Jahren große Schlagzeilen: Zunächst ermöglichten es die Entdeckung des Rastertunnelmikroskops und die damit einhergehenden Entwicklungen, Materie auf atomarer Ebene gezielt zu manipulieren. Kurz darauf haben Risikoforscher das Feld der Nanomaterialien für sich „entdeckt“. Aber was ist wirklich dran an den „neuen Risiken durch Nanomaterialien“?
Die Nanotechnologien in Gänze werden heute in den Medien gern vereinfacht mit der Entwicklung neuer Nanomaterialien gleichgesetzt – ein großer Fehler und eine starke Vereinfachung. Denn Nanomaterialien machen nur einen relativ kleinen Anteil an der gesamten Technologieentwicklung aus. Dennoch ist die Diskussion um die „Risiken der Nanotechnologie“ meist auf die Produktion und den Umgang mit Nanopartikeln gerichtet [1], sodass sich dieser Beitrag darauf konzentrieren wird. Noch zu Beginn des neuen Jahrtausends standen „bedrohliche“ technische Szenarien im Mittelpunkt der Befürchtungen wie die „selbst-reproduzierenden Nanobots“. Der Nanoforscher Eric Drexler und der Chemie-Nobelpreisträger Richard Smalley lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch, ob Nano-Assembler – also Maschinen, die etwas produzieren und sich auch selbst reproduzieren können – mit den Grundlagen der Naturwissenschaft vereinbar seien.
Warum ist aber die Kritik mittlerweile nahezu völlig auf ein einziges Merkmal der Nanomaterialien ausgerichtet, nämlich ihre Kleinheit? Um diese Frage schlüssig zu beantworten, sind einige Vorüberlegungen zu wichtigen Kernpunkten in der Entwicklung von sehr kleinen Materialien notwendig...
Leuchtende Türme
Dreidimensionale LEDs sorgen für hocheffiziente Beleuchtung.
Lichtemittierende Dioden (LEDs) haben sich als Leuchtmittel der Zukunft durchgesetzt. Sie können elektrische Energie viel effizienter in Licht umwandeln als herkömmliche Glühlampen oder Energiesparlampen. In Zukunft soll sich mit Hilfe eines dreidimensionalen Aufbaus der LEDs auf mesoskopischer Ebene der Wirkungsgrad sogar noch weiter erhöhen – bei deutlich geringeren Herstellungskosten.
Die Entwicklung von Weißlicht-LEDs ermöglichte Mitte der 90er-Jahre den Durchbruch einer völlig neuen Beleuchtungstechnologie: Solid State Lighting. Seitdem wurden LEDs aus Galliumnitrid (GaN) und Indiumgalliumnitrid (InGaN) Schritt für Schritt weiter entwickelt. Die aktive InGaN-Schicht in der LED selbst emittiert blaues Licht, das Leuchtstoffe wie Phosphor teilweise in gelbes Licht konvertieren – so entsteht weißes Licht. Dabei hatten in den späten 80er-Jahren nur wenige Forscher geglaubt, dass GaN sich als Halbleitermaterial für LEDs eignen könnte, weil es zu viele Probleme gab – von der Herstellung der Kristalle bis zur passenden Dotierung. Doch einige japanische Wissenschaftler gaben nicht auf und entwickelten die entscheidenden Prozessschritte: Sie ließen GaN kristallin auf Saphir aufwachsen und konnten es sowohl n- als auch p-dotieren. So entstand 1992 die erste blaue GaN/InGaN-LED [1]. Für diese Entwicklung erhielten Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura 2014 den Physik-Nobelpreis [2]. Nachdem sich die Forschung über ein Jahrzehnt lang vor allem auf die Steigerung der Ausgangsleistung fokussierte, entbrannte in den frühen 2000ern ein Wettrennen um Effizienzrekorde. Heutzutage erreichen kommerzielle GaN-Weißlicht-LEDs Effizienzen von über 160 lm/W, die besten Labormuster erzielen sogar über 300 lm/W [3]. Im Vergleich dazu schaffen typische Glühlampen nur 10 bis 20 lm/W: Sie benötigen für dieselbe Lichtmenge also über zehnmal mehr elektrische Energie (Infokasten „Lichtausbeute und Lichtstrom“).
Leuchtdioden für die Allgemeinbeleuchtung bestehen aus einer lichtemittierenden, sehr dünnen Schicht aus InGaN, die in einen pn-Übergang eingebettet ist. In dieser Schicht treffen freie Ladungsträger – Elektronen und Löcher – zusammen und rekombinieren vorwiegend strahlend, d. h. unter Aussendung eines Photons. Die Energie der Photonen, und damit die Farbe des Lichts, entspricht der Energie der Bandlücke der InGaN-Schicht. Aufgrund der Quantentrog-Struktur von InGaN treten Quantisierungsenergien auf und modifizieren diesen Wert weiter. Die aktive, leuchtende Schicht besteht aus einem oder mehreren Quantentrögen, weshalb die eingeprägten Bandverläufe und die damit verbundenen Potentialverläufe sowohl Elektronen als auch Löcher lokalisieren (Abb. 1). Dieses Design ermöglicht eine sehr effiziente strahlende Rekombination, die üblicherweise im blauen Spektralbereich bei etwa 450 nm liegt...
Geschichte
Interferenzen mit Mach 2
Ernst Mach und sein Sohn Ludwig bildeten ein ambivalentes Forscherduo.
Dass Ernst und Ludwig Mach auch gemeinsam physikalische Forschung betrieben, ist eine weithin unbekannte Episode der Wissenschaftsgeschichte. Ludwig Mach blieb stets – nicht immer zu Recht – im Schatten seines Vaters. Ernst Mach entfaltet als vielseitige Forscherpersönlichkeit auch einhundert Jahre nach seinem Tod anhaltende Wirkung. Grund genug, sich dem Vater-Sohn-Gespann im Lichte ihrer wissenschaftlichen Nachlässe zu nähern.
In der Wissenschaft gab es immer wieder Beispiele für Forscherinnen und Forscher, die ihre Begabungen und Leidenschaften an die nächste Generation weitergeben konnten. Man denke nur an die Familie Curie oder Gespanne aus Vater und Sohn, die entweder gemeinsam oder einzeln den Nobelpreis erhielten wie William Henry und William Lawrence Bragg, Niels und Aage Bohr oder J. J. (Joseph John) und George Paget Thomson.
Dass bei den Machs heute nur ein Name dominiert, hat verschiedene Gründe. Ernst Mach (1838 – 1916) hat in seiner wissenschaftlichen Laufbahn eine bemerkenswerte Vielseitigkeit an den Tag gelegt. Seine umfangreichen Schriften entfalten eine bis heute anhaltende akademische Wirkung, und die „Mach-Zahl“ für das Verhältnis der Bewegungsgeschwindigkeit von Objekten zur Schallgeschwindigkeit ist ein fest etablierter Begriff...
Physik im Alltag
Menschen
Bücher/Software
DPG
Vom Frühstückstisch zur Windkraft
Jugendliche diskutierten auf der jDPG-Schülertagung 2016 eigene Forschung.
Tagungen
Radiation Exposure and Disposal Options for Nuclear Waste
WE-Heraeus-Physikschule
Foundations of Quantum Theory
International School of Physics „Enrico Fermi“ in Zusammenarbeit mit der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung
From Photosynthesis to Photo-voltaics: Theoretical Approaches for Modelling Supramolecular Complexes and Molecular Crystals
621. WE-Heraeus-Seminar