Eins der vier kleinen Cherenkov-Teleskope von H.E.S.S. in Namibia (Bild: M. Pfalz, vgl. S. 34)
Physik Journal 9 / 2016
Meinung
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
High-Tech
Im Brennpunkt
Rätsel der Mars-Wüsten
Der Sandtransport auf dem Roten Planeten zeigt überraschende Unterschiede zu irdischen Verhältnissen.
Scharfe Linsen frisch gedruckt
Hochauflösende 3D-Drucker ermöglichen es, vielfältige polymerbasierte Mikrooptiken präzise herzustellen.
Bildung - Beruf
Gut geparkt ist noch nicht studiert
Statistiken zum Physikstudium an den Universitäten in Deutschland 2016
Die diesjährige Studierendenstatistik bietet ein uneinheitliches Bild. Einer nochmaligen Steigerung bei der Zahl der Neu-Immatrikulationen stehen stagnierende Absolventenzahlen und weniger Einschreibungen in Physik-Masterstudiengängen gegenüber. Insbesondere das nach wie vor virulente Phänomen der „Parkstudierenden“ erschwert die Interpretation der Daten.
Die Studierendenstatistik der Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) basiert auf einem vollständigen Datensatz, zu dem alle 59 universitären Physik-Fachbereiche in Deutschland beigetragen haben. Bei den Fachstudiengängen sind die Daten nahezu komplett. Bei den Lehramtsstudiengängen bestehen dagegen, wie stets, größere Unsicherheiten und gewisse Lücken.
Immatrikulationen
Im Wintersemester 2015/16 und im Sommersemester 2016 haben sich nochmals mehr Personen neu in einen grundständigen Physik-Studiengang eingeschrieben als in den Vorjahren: Insgesamt waren es 16 174, von denen sich 12 251 für einen Bachelorstudiengang Physik entschieden, 1505 für einen Bachelorstudiengang mit Schwerpunkt Physik und 2379 für einen Lehramtsstudiengang (Bachelor oder Staatsexamen). Der einzige verbliebene Diplomstudiengang verzeichnete 39 Neueinschreibungen (Abb. 1 und Tabelle). Damit waren im vorigen Wintersemester 50 597 Personen in einen Physik-Studiengang immatrikuliert (WS 14/15: 48 942; WS 13/14: 47 106; WS 12/13: 43 207). So beeindruckend diese Zahlen sind, so kritisch muss man sie betrachten. Seit mehreren Jahren weisen wir darauf hin, dass bei Weitem nicht alle, die sich für ein Physikstudium einschreiben, dieses auch ernsthaft betreiben oder überhaupt nur antreten. Physikstudiengänge sind in der Regel nicht zulassungsbeschränkt und daher offenbar ein attraktives Ziel für Parkstudierende – dazu unten mehr. (...)
Forum
Nachtschicht in Namibia
Im Khomas Hochland von Namibia stehen fünf Cherenkov-Teleskope, die den Himmel nach Quellen hochenergetischer Gammastrahlung durchforsten.
Um 20 nach fünf am Nachmittag sitze ich auf den Stufen zu einem imposanten, 60 Meter hohen Teleskop, das zusammen mit vier kleineren Teleskopen mitten im Nirgendwo von Namibia steht. Der Sonnenuntergang ist eindrucksvoll: Während die Sonne hinter einem der kleinen Teleskope versinkt, färbt sie den Himmel rötlich-golden.
Ein Vogel sitzt oben auf der Stahlkonstruktion und scheint dieses Schauspiel genauso zu genießen wie ich. Erst als der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwunden ist und es schlagartig dunkel wird, fliegt er davon. Für die Mitarbeiter auf der H.E.S.S.-Site beginnt nun die spannendste Phase des Tages, denn sobald es vollkommen dunkel ist, richten sich die Teleskope des High Energy Stereoscopic System (H.E.S.S.) zur Milchstraße aus. Sie suchen nach Gammaquellen.
Die von einer kosmischen Quelle erzeugte hochenergetische Gammastrahlung kann die Erdatmosphäre nicht durchdringen. Aber sie reagiert mit den Atomkernen der oberen Atmosphäre und wandelt sich in Paare aus Elektronen und Positronen um. Letztlich entsteht dabei eine Kaskade von hochrelativistischen Teilchen, die Cherenkov-Licht emittieren. Der zugehörige Lichtkegel bildet auf der Erde einen Fleck mit einem Durchmesser von rund 250 Metern. Seine Spitze zeigt zurück auf die kosmische Quelle. Die vier kleinen H.E.S.S.-Teleskope stehen auf den Eckpunkten eines Quadrats mit einer Seitenlänge von 120 Metern – ein Kompromiss, um möglichst viele Signale aufzusammeln und um das Licht eines Schauers in mindestens zwei Teleskopen zu registrieren. Nur dann lässt sich zuverlässig auf den Ursprung der kosmischen Quelle schließen. Kurzlich ist es gelungen, im Galaktischen Zentrum die ersten Spuren von Protonen mit einer Energie im Petaelektronenvoltbereich nachzuweisen. (...)
Preisträger
Morphometrie von Mustern
Quermaße erfassen Inhalt, Form und Zusammenhang materieller Strukturen.
Die integralgeometrischen Quermaße − auch bekannt als Minkowski-Funktionale − wurden erstmals als morphologische Observable bei der Suche nach Spuren der Dunklen Materie verwendet. Inzwischen sind sie beispielsweise auch in der Statistischen Physik als wichtiges Werkzeug für die morphometrische Analyse materieller Strukturen anerkannt.
Dieser Artikel stellt Quermaße mit ihren Eigenschaften und ihrer anschaulichen geometrischen und topologischen Interpretation vor. Als Beispiel dient ihre Anwendung bei einem Test des aktuellen Standardmodells der kosmischen Strukturbildung, den ich zusammen mit dem Testergebnis kurz vorstellen möchte.
Die autonome Aggregation der Materie in der Natur erzeugt eine Vielfalt räumlicher Muster auf Längenskalen, die von molekularen bis zu kosmischen Distanzen reichen. Schon der visuelle Eindruck dieser Muster kann wichtige Informationen über den Aufbau, die Evolution und gegebenenfalls die Funktionalität der abgebildeten Struktur vermitteln. Ein Beispiel ist das Röntgenbild des DNA-Moleküls, das Rosalind Franklin 1952 aufgenommen hat (Abb. 1). Die X-Form dieses Laue-Diagramms ist die Signatur eines helikalen Mole-küls. Aus den fehlenden Bragg-Reflexen 4. Ordnung kann man schließen, dass das Gerüst des Moleküls aus zwei komplementären, gegeneinander um 180° verdrehten helikalen Strängen aufgebaut ist. Das Laue-Bragg-Muster bestätigt die DNA-Struktur, die Crick und Watson mittels Optimierung eines Analogmodells aufdeckten. Das Resultat lieferte den erhofften quantitativen Informationsgewinn aus dem Blickwinkel der Stereochemie. Wissenschaftlich bedeutsamer und folgenreicher war jedoch eine unerwartete semantische Information, die aus der Einsicht über die erkennbare Verbindung von Form und Funktion folgt und die in dem berühmten Satz von Crick und Watson aus dem Jahr 1953 dokumentiert ist: „It has not escaped our notice that the specific pairing we have postulated immediately suggests a possible copying mechanism for genetic material.“ Das Franklinsche Röntgenbild markiert die Geburt der Molekulargenetik. (...)
Magnetische Wirbel im Festkörper
Die emergenten Eigenschaften chiraler Magnete reflektieren Konzepte der Kern- und Elementarteilchenphysik.
Skyrmionen sind eine Art stabile Wirbel in physikalischen Feldern. Als topologisch nicht-triviale Spinkonfigurationen wurden sie erst kürzlich in der Magnetisierung von Festkörpern entdeckt. Sie verbinden dabei die Grundlagenforschung über topologische Phasen mit aktuellen Fragen der angewandten Forschung wie der Kopplung von Spinströmen und magnetischer Ordnung in der Spintronik.
Der Vorschlag des britischen Kernphysikers Tony H. R. Skyrme, Neutronen und Protonen (Fermionen) als nicht-lineare Anregungen von Pionenfeldern (Bosonen) zu deuten [1], blieb zunächst über 20 Jahre unbeachtet. Erst 1983 erkannten Adkins, Nappi und Witten das visionäre Potenzial dieses Modells für quantitative phänomenologische Betrachtungen in der Kernphysik und als Bindeglied zur Quantenchromodynamik [2]. Aus heutiger Sicht stellt Skyrmes Arbeit einen Meilenstein der theoretischen Physik dar, dessen Bedeutung weit über die Kernphysik hinausreicht und sich von der Elementarteilchenphysik bis zur harten und weichen kondensierten Materie erstreckt [3].
Zur Illustration, was ein Skyrmion auszeichnet, ist es hilfreich, einen behaarten Ball zu betrachten (Abb. 1): Unabhängig davon, wie man diesen kämmt, bleibt immer ein Wirbel zurück. Dieser ist eine besondere Charakteristik der Geometrie der behaarten Oberfläche des Balls und reflektiert deren nicht-triviale Topologie. Zudem sind Skyrmionen Solitonen, d. h. stark nicht-lineare, räumlich lokalisierte, stationäre Anregungen mit teilchenartigem Charakter [4].
Die Erforschung der topologischen Eigenschaften der kondensierten Materie ist von großer Aktualität. So ziehen, angefangen von Quanten-Hall-Systemen über topologische Isolatoren und Weyl-Metalle, geometrisch frustrierte Spinsysteme großes Interesse auf sich. Die Entdeckung von Skyrmionen in der Magnetisierung von Festkörpern [5, 6] ist eine neue Entwicklung, welche die Erforschung topologischer Phasen mit Anwendungen, z. B. in der Spintronik, verbindet. (...)
Die Kraft aus dem Nichts
Eine verallgemeinerte Streutheorie auf Basis der Quantenoptik erlaubt es, den Casimir-Effekt für beliebige disjunkte Objekte zu berechnen.
Zwei Platten, die durch eine mikrometerbreite Lücke im Vakuum voneinander getrennt sind, spüren eine anziehende Kraft. Sie ist nach dem niederländischen Physiker Hendrik Casimir benannt, der ihre Existenz bereits 1948 vorhersagte. Doch wie kann eine Kraft zwischen zwei neutralen Platten entstehen, wenn dort Vakuum herrscht und diese Kraft weder durch Gravitation noch Elektrostatik zustande kommt?
Hendrik Casimir leitete diese unerwartete Kraft ab, als er die Energieänderung eines elektromagnetischen Feldes in Anwesenheit zweier Platten abschätzte und deren Abstand variierte. [1]. Seine Arbeit lieferte die Grundlage für unzählige Folgearbeiten über den Casimir-Effekt. Die zunächst verwandte formale Vorgehensweise bot allerdings nur begrenzte Einsicht in den zugrundeliegenden Mechanismus oder ein physikalisches Verständnis der Casimir-Kraft. Entsprechend galt sie lange vor allem als theoretische Kuriosität, obwohl Casimirs Arbeit zweifelsohne bahnbrechend war. Aktuell lebt das Interesse an dem grundlegenden Quanteneffekt wieder auf, der zudem in modernen physikalischen Experimenten und technischen Apparaturen zu berücksichtigen ist.
Hier möchte ich einen ergänzenden Blickwinkel auf den Casimir-Effekt vorstellen, der auf der Streutheorie elektromagnetischer Felder und auf Methoden aus der Quantenoptik beruht. Während die Casimir-Kraft zunächst als widersinnig erschien, weil sich zwischen den Platten nichts befindet, ist ihr Ursprung heute gut verstanden: Sie entsteht, wenn Vakuumfluktuationen räumlich eingeschlossen bzw. zwischen zwei Objekten gestreut werden. Zwischen den Platten befindet sich nicht etwa nichts, sondern ein quantenmechanisches Vakuum, das durchaus physikalische Effekte zeigt.
In der Quantenmechanik weisen alle Felder – insbesondere elektromagnetische – Fluktuationen um einen Mittelwert auf. Selbst ein perfektes Vakuum am absoluten Temperaturnullpunkt enthüllt fluktuierende Felder. Bei diesen Vakuumfluktuationen handelt es sich um elektromagnetische Felder, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortpflanzen wie jedes andere freie Feld. Sie haben eine mittlere Energie, die der Hälfte der Energie eines Photons pro Feldmode entspricht. Da sich Vakuumfluktuationen im Raum ausbreiten und eine mittlere Energie transportieren, üben sie auf die Oberflächen der Platten einen Druck aus – wie ein Fluss, der gegen ein Schleusentor drückt. Dieser Vakuumstrahlungsdruck wächst mit der Energie, also der Frequenz, des Vakuumfeldes. (...)
Ultraschnelle Dynamik in Graphen
Auger-Prozesse können die Anzahl optisch angeregter Ladungsträger in Graphen deutlich erhöhen.
Graphen steht aufgrund seiner faszinierenden Eigenschaften im Fokus der Grundlagenforschung. Um Graphen in der Nanoelektronik technologisch anwenden zu können, ist ein fundamentales Verständnis der Dynamik von Elektronen im Nichtgleichgewicht notwendig. Die einzigartige elektronische Bandstruktur von Graphen öffnet nämlich zusätzliche Streukanäle, die zu einer technologisch vielversprechenden Vervielfachung optisch angeregter Elektronen führen können.
Der anhaltende Trend zur Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen in der modernen Technologie steht vor fundamentalen physikalischen Grenzen. Die Suche nach neuen Konzepten hat atomdünne Nanostrukturen ins Zentrum der aktuellen Forschung gerückt [1]. Der bekannteste Vertreter dieser perfekten zweidimensionalen Materialien ist Graphen, das aus einer einzelnen Schicht von Kohlenstoff-Atomen besteht [2 – 4]. Lange Zeit galt Graphen als ein rein akademisches Material, das aufgrund zu erwartender thermodynamischer Instabilitäten nicht in der Realität existieren kann. Im Jahr 2004 gelang es Konstantin Novoselov und Andre Geim (Universität Manchester), eine einzelne Kohlenstoff-Schicht aus Graphit abzulösen und somit zum ersten Mal Graphen herzustellen [2]. Sie zeigten, dass das neue Material einzigartige Eigenschaften besitzt, die sowohl für die Grundlagenforschung als auch für technologische Anwendungen hoch interessant sind. So leitet Graphen elektrischen Strom ausgezeichnet, da sich Elektronen dort über weite Strecken nahezu stoßfrei bewegen können („ballistischer Transport“). Die starken Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen einerseits und die Biegsamkeit der gesamten Schicht andererseits ergeben ein außerordentlich reißfestes Material, das gleichzeitig flexibel und nahezu transparent bei optischen Frequenzen ist [3, 4]. (...)
Symmetriebruch fern des Gleichgewichts
Der Kibble-Zurek-Mechanismus führt in kolloidalen Monolagen zu lokaler, spontaner Symmetriebrechung.
Der Kibble-Zurek-Mechanismus beschreibt für kontinuierliche Phasenübergänge das Auftreten von topologischen Defekten bei endlichen Kühlraten. Er ist auf völlig unterschiedlichen Längenskalen relevant und wurde für die spontane Symmetriebrechung des Higgs-Feldes in kosmologischen Modellen entwickelt. Genauso wichtig ist er aber in kondensierter Materie, z. B. Quantenflüssigkeiten. Mit einem kolloidalen System lässt sich der Kibble-Zurek-Mechanismus auf „atomaren“ Skalen visualisieren und untersuchen.
Fast alle Phasenübergänge sind mit einem Symmetriebruch verbunden, sei es, dass durch ein Magnetfeld eine Richtung ausgezeichnet ist oder dass die kontinuierlichen Translations- und Rotationssymmetrien einer Flüssigkeit zu diskreten Translations- und Rotationssymmetrien im Kristall gebrochen werden. Symmetrie bedeutet mathematisch die Invarianz unter einer Transformation, sie beschreibt die Menge der Abbildungen, die ein Objekt in sich selber zurückführen. In diesem Sinne hat eine Flüssigkeit im zeitlichen Mittel eine viel höhere Symmetrie als ein Kristall: Sie sieht in allen Richtungen bzw. an allen Orten gleich aus, während das für den Kristall nur entlang weniger diskreter Richtungen und an wenigen diskreten Orten gilt. Die Hochtemperaturphase besitzt eine hohe Symmetrie und wenig Ordnung, thermische Fluktuationen dominieren aufgrund der statistisch verteilten kinetischen Energie der Atome. In der Tieftemperaturphase ist eine (manchmal abstrakte) Symmetrie gebrochen, und thermische Fluktuationen zerstören die Ordnung nicht. Das Mysterium von Phasenübergängen ist, wie sich diese Ordnung aus den Wechselwirkungen der Atome untereinander von selbst generiert, ohne dass sich die Kräfte zwischen den Atomen in der Hoch- und Niedrigtemperaturphase unterscheiden. (...)
Kühler Kopf bei heißer Debatte?
Lassen sich Vorträge zur Energie- und Klimadebatte sachgerecht konzipieren,ohne Frust oder gar Ängste zu erzeugen?
Vortragende stehen bei den Themen Energieversorgung und Klimawandel angesichts der Komplexität und innerer Widersprüche vor großen Herausforderungen. Im Folgenden möchte ich einige persönliche Erfahrungen aus öffentlichen Veranstaltungen zu diesem Themenbereich wie auch aus der Vorlesungsreihe im Studium Universale an der Universität zu Köln vorstellen.
Die Diskussionen um die Zukunft der Energieversorgung und die Entwicklung des Klimas werden hierzulande oft mit kompromissloser Entschiedenheit und Selbstsicherheit geführt. Dabei werden die unanschaulichen globalen Emissionen mit den unmittelbar spürbaren positiven wie negativen Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Kosten und Renditen sowie Naturschutz verwoben.
Viele Mitbürger machen sich große Sorgen, dass es mit den Lebensbedingungen auf unserer Erde sehr schnell bergab gehen wird, wenn wir es nicht schaffen, die bei jedem Unwetter erneut heraufbeschworene Klimakatastrophe zu stoppen. So setzen sie ihre Hoffnungen vor allem auf Windräder und Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung. Unbewusst oder bewusst verübeln sie es dem Vortragenden, wenn er sie allzu unvorbereitet mit nüchternen physikalisch-technischen Fakten, Netz- und Speicherproblemen, Kosten und unanschaulichen Zahlen konfrontiert. Sie empfinden, dass er damit ihr Bild von der Zukunft und ihre persönlichen Hoffnungen zerstört – auch wenn es sich dabei objektiv betrachtet häufig um Illusionen handelt. Ein nicht naturwissenschaftlich geprägtes Publikum lässt sich nämlich durch die Atmosphäre, die „Stimmung“ einer Präsentation viel stärker beeinflussen als durch Grafiken, physikalische Argumente oder gar trockene Zahlen und Daten. Daran kann ein mit besten Intentionen geplanter aufklärerischer Vortrag scheitern. Zwar gelingt ein Vortrag vor Naturwissenschaftlern einfacher als vor einem allgemeinen Publikum, doch zeigt auch hier die heftige Debatte über Strom und Emissionen, über die Verlässlichkeit langfristiger Projektionen (Stichwort „Klimaprognosen“) und über mögliche Auswirkungen auf die belebte Natur oft ein Maß an Unversöhnlichkeit, das an den Streit um die friedliche Nutzung der Kernenergie erinnert. (...)
Von Bergen und Lawinen
Naturwissenschaftliche Talentförderung bei den Physikussen
Das Projekt „Physikusse“ an der Gesamtschule Hennef Meiersheide verfolgt das Ziel, physikalische Talente zu fördern und zu fordern sowie die Begeisterung für Physik zu wecken. Außerhalb des Unterrichts treffen sich regelmäßig derzeit 15 Schüler, um Experimente zu verstehen, durchzuführen und zu durchdenken oder um beispielsweise eine Physikshow vorzubereiten.
Wie begeistert man junge Menschen langfristig für Physik? In dieser Frage sind Problem und Lösung bereits enthalten. Das Problem ist die Langfristigkeit. Es reicht eben nicht, mit feurigen Explosionen einen kurzfristigen Wow-Effekt zu generieren. Die vielen populärwissenschaftlichen Sendungen und naturwissenschaftlichen Shows eignen sich bestens, um einen ersten Einstieg zu finden, aber erst der Biss, etwas wirklich wissen zu wollen, ein Experiment zu durchdringen, zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, hat langfristige Wirkung. Das bedeutet jedoch Arbeit. Diese extrinsische Notwendigkeit gilt es, mit einer intrinsischen Motivation zu verknüpfen. Die Motivation entsteht aus der Begeisterung, und um diese zu entfachen, also gedankliche Lawinen auszulösen, muss man im übertragenen Sinne an der richtigen Stelle eine Schneeflocke fallen lassen.
Zugegeben, der Vergleich zwischen Schülern und Bergen hinkt. Er ist aber hilfreich, um einige Aspekte deutlich zu machen. Wenn gedankliche Lawinen unser Ziel sind, ist zunächst einmal sicher zu stellen, dass der Berg überhaupt Schnee tragen kann. Im Schulalltag gehören dazu der Umgang mit physikalischem Fachwissen, die Erkenntnisgewinnung und die Kommunikation. Was aber hindert junge Menschen eigentlich daran, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen? Das sind häufig die banalen Widrigkeiten des Lebens: Stress in der Familie, Ärger in der Klasse, Streit mit Freunden oder die Pubertät. Wenn es im Leben nicht so klappt, hat man keinen Kopf für Schule und ist nicht leistungsfähig – auch Erwachsene nicht. Diese Leistungsfähigkeit herzustellen, zu erhalten und im Idealfall auszubauen, ist essenziell für eine erfolgreiche Schullaufbahn. (...)
Phasenkontrast durch Datenlast
Datenredundanz ermöglicht linsenfreie Mikroskopie.
Bei der linsenfreien Mikroskopie amplituden- und phasenmodulierender Objekte kommen kohärente Phasenrekonstruktionsmethoden zum Einsatz. Mit Hilfe von iterativen Algorithmen lassen sich dabei aus einem redundanten Datensatz von Beugungsbildern hochauflösende Rekonstruktionen bestimmen.
Die reichhaltige Geschichte der optischen Bildgebung ist untrennbar mit der Nutzung von Linsen verbunden. Während Teleskope ferne Galaxien darstellen, machen Mikroskope Strukturen in der Nanowelt sichtbar. Die Verwendung von Linsen scheint naheliegend, nutzt doch das menschliche Auge ebendiese, um Informationen zu sammeln. Dennoch wächst derzeit das Interesse an Abbildungsverfahren, die ohne Linsen auskommen. Seit den Arbeiten von Ernst Abbe Ende des 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass das Auflösungsvermögen von Mikroskopen an die Wellenlänge des Lichts gekoppelt ist: Bildgebung mit kurzwelliger Strahlung erlaubt demnach eine hohe Auflösung. Die Herstellung von Linsen für EUV- und Röntgenstrahlung ist aber mit hohem technischen Aufwand verbunden, sodass linsenfreie Abbildungsverfahren eine sinnvolle Alternative bieten. Die Renaissance linsenfreier Verfahren in der Röntgenmikroskopie beruht auf der zunehmenden Leistungsfähigkeit moderner Computer und auf der Entwicklung neuartiger kohärenter Röntgenstrahlungsquellen [1]. (...)
Physik im Alltag
Menschen
Bücher/Software
DPG
Tagungen
Quantifying Complex Transport with Lévy Walks: From Cold Atoms to Humans and Robots
617. WE-Heraeus-Seminar
Ultracold Quantum Gases – Current Trends and Future Perspectives
616. WE-Heraeus-Seminar
Interaction of Shaped Electron Wavefunctions with Light and Matter
620. WE-Heraeus-Seminar