Stratosphären-Observatorium SOFIA
Physik und Kunst
DPG-Preise 2026
Das große zylindrische Tor in der umgebauten Boeing 747SP gibt den Blick für das Teleskop von SOFIA frei (Bild: Tom Tschida, NASA, vgl. S. 28).
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Stratosphären-Observatorium SOFIA
Physik und Kunst
DPG-Preise 2026
Das große zylindrische Tor in der umgebauten Boeing 747SP gibt den Blick für das Teleskop von SOFIA frei (Bild: Tom Tschida, NASA, vgl. S. 28).
Vielfältige Angebote, große Reichweite und gestärkte Partnerschaften – die Deutsche
Physikalische Gesellschaft zieht eine äußerst positive Bilanz des Quantenjahres.
Die Mitgliedsstaaten bescheren der ESA ein Rekordbudget von 22,3 Milliarden Euro.
Am Stellarator Wendelstein 7-X zündete vor zehn Jahren das erste Plasma.
Das DLR hat in Köln ein neues Institut für Frontier Materials auf der Erde und im Weltraum gegründet.
Ein Gedenkjahr unter Schirmherrschaft der UNESCO würdigt Joseph von Fraunhofer.
In Berlin-Adlershof ist ein neues Applikationslabor für Elektronenmikroskopie in Betrieb gegangen.
Bei der turnusmäßigen Evaluation schneidet die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover hervorragend ab.
Akademische Ausgründungen ermöglichen den Technologie-Transfer.
Mit einem Offenen Brief fordern Nobelpreisträger Reinhard Genzel und weitere Astronom:innen dazu auf, den Nachthimmel über dem Paranal-Observatorium der ESO zu schützen.
Das CERN legt seinen ersten Open-Science-Report vor.
Die niederländische Interimsregierung fördert wieder Forschungsinfrastrukturen.
Zu: F. Böttcher, Physik Journal, November 2025, S. 3
• 1/2026 • Seite 22 • DPG-MitgliederAus der Beobachtung der Trajektorien von Ballons, Tracern
und Blasen lässt sich vieles über die turbulente Strömung lernen.
• 1/2026 • Seite 26 • DPG-MitgliederKlara Spieker arbeitet als Spacecraft Operations Engineer für die ESA-Mission HERA.
Nach einem Physikbachelorstudium an der Universität Münster wechselte Klara Anneliese Spieker für ein Masterstudium der Luft- und Raumfahrttechnik an die Königliche Technische Hochschule in Stockholm, Schweden. Anschließend absolvierte sie ein Traineeprogramm bei der ESA und begann parallel ein Physik-Masterstudium an der TU München. Dieses führt sie nun neben ihrer Arbeit als HERA Spacecraft Operations Engineer bei LSE Space zu Ende.
Woher kommt Ihr Fokus auf die Luft- und Raumfahrttechnik?
Schon in meiner Schulzeit war ich mit meinem Vater auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin und fand die Themen dort sehr spannend. Während des Physikstudiums habe ich verschiedene Praktika in diesem Bereich absolviert.
Bei welchen Firmen?
Zum Beispiel bei der Ariane Group, die die Trägerraketen für Europa herstellt, oder bei Rockwell Collins in Heidelberg, einem Luft- und Raumfahrtunternehmen, das etwa Kommunikations-, Kontroll- und Navigationssysteme für die Luftfahrt fertigt. Bei der Ariane Group in München habe ich auch meine Masterarbeit geschrieben.
Danach sind Sie zweigleisig gefahren – wie kam es dazu?
Während meines Masters habe ich gemerkt, dass ich wieder näher an die Physik heranrücken und Dinge bis ins kleinste Detail analysieren wollte. Deswegen habe ich mich für einen Masterstudiengang Physik eingeschrieben.
Aber auch ein Trainee-Programm begonnen?
Genau. Ich habe mich parallel für das Young Graduate Trainee-Programm bei der ESA beworben, aber dort gibt es sehr viele Bewerbungen auf sehr wenige Positionen, aber ich hatte Glück, von der ESA genommen zu werden.
Schafft man beides parallel?
Mein Supervisor hat mich sehr unterstützt, und Veranstaltungen fanden teilweise online statt, sodass ich tatsächlich einiges parallel absolvieren konnte. Aber die Masterarbeit konnte ich nicht nebenbei erledigen. Dazu bin ich aktuell an der Universität Kiel in der Gruppe für Extraterrestrische Physik und beschäftige mich mit Heliosphärenphysik, was Raumfahrt und Physik perfekt verbindet. (...)
• 1/2026 • Seite 28 • DPG-MitgliederDas Stratosphären-Observatorium SOFIA hat in seinen 12 Betriebsjahren viele wichtige Erkenntnisse zur Infrarotastronomie geliefert.
Das Stratosphären-Observatorium für Infrarotastronomie SOFIA war als Fluggerät ein Unikat in der Luftfahrt- und der Wissenschaftsgeschichte. Seine wissenschaftliche Mission ist beendet, doch die Auswertung der astronomischen Daten wird noch Jahre in Anspruch nehmen. Das extrem anspruchsvolle Projekt beschritt sowohl luftfahrt- wie auch messtechnisch Neuland und führte zu zahlreichen wissenschaftlichen Ergebnissen.
In der Astrophysik selektieren die wissenschaftlichen Fragestellungen sehr häufig bereits die Bereiche des elektromagnetischen Spektrums, soweit nicht etwa Gravitationswellen oder In-situ-Beobachtungen eine Rolle spielen. Bei der Behandlung von Fragen, die die Stern- und Planetenentstehung betreffen, die Entwicklung chemischer Moleküle im interstellaren Raum, optisch dichte Gebiete in der Milchstraße oder in anderen Galaxien, gerät wegen der niedrigen Temperaturen und Energien und der Extinktion der Strahlung stets der infrarote Spektralbereich ins Blickfeld. Auch die kosmologische Rotverschiebung verweist auf den infraroten Spektralbereich. Daher deckt das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST)1) nicht nur den nahen Infrarotbereich (NIR) bis etwa 3 µm Wellenlänge ab, sondern auch den mittleren Infrarotbereich (MIR) bis etwa 30 µm. Der ferninfrarote Spektralbereich (FIR) zwischen etwa 30 und 300 µm adressiert vor allem das kalte Weltall mit Temperaturen zwischen 10 und 100 K. Für SOFIA war dies der wichtigste Wellenlängenbereich.
Wegen der etwa 200-mal geringeren Energie der Photonen verglichen mit sichtbarem Licht erweist sich der Nachweis von FIR-Photonen jedoch als technisch aufwändig. Das gilt für den direkten Nachweis und auch für den Nachweis mithilfe von Terahertz-Radioempfängern.2) Das zunehmende Interesse an FIR-Photonen bzw. Terahertzwellen in der Astronomie führte in den letzten 50 Jahren zu einer stürmischen technologischen Entwicklung, die mit dem SOFIA-Projekt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. (...)
• 1/2026 • Seite 36 • DPG-MitgliederEine Skulptur auf dem Campus der TU Chemnitz ist der weltweit größte photonische Kristall – und zugleich ein phononischer.
In Chemnitz ist ein Kunstwerk mehr als gedacht: Vor dem zentralen Hörsaalgebäude der Technischen Universität Chemnitz offenbart es als großskaliger photonischer und phononischer – also phoxonischer – Kristall messbare Bandlücken für Schall- und Radiowellen. Im Folgenden stellen wir vor, wie sich damit Wellengleichungen, Simulationen und Experimente mit Kunst, Kultur und Wissenschaftsvermittlung verbinden lassen.
Chemnitz ist von jeher ein Ort der Macher:innen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1143 als Kameniz, abgeleitet vom sorbischen „kamjenica“ für Steinbach. Zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt gehören der Renaissance-Gelehrte Georgius Agricola, der im 16. Jahrhundert die moderne Geologie, Mineralogie und Bergbaukunde begründete, und Hans Carl von Carlowitz, der 1713 das erste geschlossene Lehrwerk über die Forstwirtschaft vorlegte und als Schöpfer des Nachhaltigkeitsbegriffs gilt. Während der industriellen Revolution wuchs Chemnitz rasant. Die Familie Esche erlangte mit der Strumpffabrikation Weltgeltung; der Ingenieur und Fabrikant Richard Hartmann prägte im 19. Jahrhundert mit dem Bau von Dampflokomotiven das Eisenbahnwesen des Kontinents. Lange Zeit bildeten Maschinenbau und Automobilindustrie das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt. Heute beherbergt Chemnitz mit der Kommunikationsfirma Staffbase Ostdeutschlands erstes und einziges Technologie-Einhorn, also ein Start-Up mit einer Bewertung oberhalb einer Milliarde Dollar, das mit Martin Böhringer ein Absolvent der TU Chemnitz gegründet hat.
Chemnitz ist nach West-Berlin (1988), Weimar (1999) und Essen (2010) erst die vierte deutsche Stadt, die sich 2025 ein Jahr lang Europäische Kulturhauptstadt nennen durfte. Die offizielle Eröffnung fand am 18. Januar 2025 unter dem Motto „C the Unseen“ statt. Das Programm lud ein, das bislang Ungesehene zu entdecken und neue Perspektiven einzunehmen, sei es bei Biografien, Orten, Talenten und Nachbarschaften − aber auch in der Wissenschaft. (...)
• 1/2026 • Seite 42 • DPG-MitgliederDie Physikerin ist eine vergessene Pionierin der Quantenmechanik.
Nach der Formulierung der Quantenmechanik durch Werner Heisenberg, Max Born und Pascual Jordan 1925/26 wandten Wolfgang Pauli und Lucy Mensing die neue Theorie erstmals auf reale physikalische Systeme an. Mensing fand dabei als Erste die zulässigen Werte für den quantenmechanischen Bahndrehimpuls.
Im November 1927 bat Paul Ehrenfest seinen vormaligen Doktoranden Samuel Goudsmit, ihm bitte „VERTRAULICH!!!!! über die nächsten Zukunftspläne von London und Mensing oder von anderen jungen Theoretikern“ zu berichten, die ihm aufgefallen waren und „die MENSCHLICH SYMPATISCH sind.“ Während Fritz London heute als Physiker noch bekannt ist, ist Lucy Mensing weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie in der Frühzeit der Quantenmechanik eine anerkannte Physikerin war. Wer war diese Frau, was hat sie zur Quantenphysik beigetragen und was hat zum frühen Ende ihrer Karriere geführt?
Die am 11. März 1901 in Hamburg geborene Lucy Mensing entschloss sich nach dem Abitur, an der Universität Hamburg Mathematik, Physik und Chemie zu studieren, was in der damaligen Zeit ein bemerkenswerter Schritt für eine junge Frau war. Im Studium begeisterte sie sich für theoretische Physik und fertigte im Wintersemester 1923/24 im Institut für theoretische Physik eine Arbeit über zweiatomige Moleküle an, die in der Zeitschrift für Physik publiziert wurde. Diese Arbeit hatte sie noch im Rahmen der „alten Quantentheorie“ auf Grundlage der Bohr-Sommerfeldschen Theorie durchgeführt, die von Elektronenbahnen ausging. In diesem Bereich war auch das Thema ihrer Doktorarbeit bei Wilhelm Lenz angesiedelt. Darin ging es um die Verbreiterung der Spektrallinien von Atomen aufgrund des Stark-Effekts der atomaren bzw. molekularen Felder in einem Gas. Lenz konnte wegen seiner fragilen Gesundheit die Betreuung nicht in der nötigen Weise leisten, sodass Wolfgang Pauli dies übernahm, der zu dieser Zeit Assistent von Lenz war. (...)
Interview mit Peter Bussemer
1/2026 • Seite 59 • DPG-MitgliederLaudationes auf die Preisträgerinnen und Preisträger der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
DPG-Lehrerfortbildung