18.09.2003

Biomedical Uses of Radiation. Part A - Diagnostic Applications, Part B - Therapeutic Applications

Hendee

Biomedical Uses of Radiation. Part A - Diagnostic Applications, Part B - Therapeutic Applications

Von W. R. Hendee (Hrsg.).
WILEY-VCH, Weinheim 1999. XXXIII + 1358 S.,
ISBN 3-527-29668-9

Kein Zweifel, dieses Werk füllt eine Lücke und ist deshalb im Prinzip begrüßenswert. Auf insgesamt 1350 Seiten werden im ersten Band zunächst die diagnostischen, im zweiten die therapeutischen Aspekte abgehandelt, woran 32 ausschließlich amerikanische Autoren beteiligt sind. Nach einem einleitenden Kapitel über die physikalischen Grundlagen der Röntgenstrahlen und ihre Wechselwirkung wird auf die Röntgendiagnostik (ein schließlich Computertomographie) eingegangen, es folgen nuklearmedizinische Methoden (einschließlich Positronen-Emissions-Tomographie), Ultraschalldiagnostik, Magnetresonanz und "Magnetic Resonance Imaging" (MRI) sowie "Imaging with Nonionizing Radiation" (eine leicht irritierende Überschrift, gemeint sind Messungen elektrischer und magnetischer Felder sowie optische Methoden). Strahlenschutz wird in drei Kapiteln angesprochen (Effekte und Risikoabschätzung, Bestimmungen, baulicher Strahlenschutz). Den Abschluß des ersten Teiles bildet eine Abhandlung über Bildqualität, in der auf quantitative Verfahren zu ihrer Beurteilung eingegangen wird. Der zweite Band beginnt wieder mit Grundlagenphysik über Strahlenquellen und Wechselwirkung, wobei hier aber hohe Photonen- und Elektronenenergien im Zentrum stehen, eine gewisse Wiederholung läßt sich dabei nicht vermeiden. Ausführlich werden Verfahren der Bestrahlungsplanung besprochen, dem wichtigsten Tätigkeitsfeld von Physikern in der Strahlentherapie. Zwei Kapitel sind der Brachytherapie gewidmet, eine ausführliche Abhandlung beschäftigt sich mit der "Hadronentherapie", worunter die Verwendung von Protonen, anderen Ionen (heutzutage ausschließlich Kohlenstoff) sowie von Neutronen (sowohl zur direkten Bestrahlung als auch in Form der Neutroneneinfangtherapie) verstanden wird. Es folgen auch hier wieder "nicht-ionisierende Strahlen", was sich bei genauerem Hinsehen allerdings auf Hyperthermie und Verfahren der Überwärmung (z.B. Diathermie oder durch Ultraschall) reduziert. Ein spezielles Kapitel beschäftigt sich mit der modellmäßigen Beschreibung strahlentherapeutischer Ansätze. Den Abschluß bildet eine Behandlung des Strahlenschutzes in Einrichtungen der Strahlentherapie. Beiden Bänden sind "Blicke in die Zukunft" angehängt, in denen versucht wird, künftige Entwicklungen ab- und einzuschätzen.

Ebenso wenig, wie ein einziger Autor ein solches Werk schreiben kann, ist ein Rezen sent in der Lage, alle Einzelheiten sachkundig zu würdigen, daher nur einige allgemeine Anmerkungen: Dies ist ein Werk von Physikern für Physiker, allerdings mit der Begleit erscheinung, daß es oft sehr schwer fällt, grund sätzliches in der Fülle des Materials zu erkennen. Wer etwa hofft, sich leicht über die Bildgebung bei Ultraschallverfahren oder MRI orientieren zu können, wird enttäuscht - man muß es sich selbst extrahieren. Es wäre wünschenswert, das didaktische Konzept, z.B. durch einführende Darstellungen der wichtigsten Prinzipien, zu verbessern. In dieser Hinsicht ist man von der angelsächsischen Literatur Besseres gewöhnt. Ganz offensichtlich ist das Ziel, wissenschaftliche Ansprüche zu erfüllen, was sich z.B. darin äußert, daß Einrichtungen (z.B. Synchrotonstrahlung zur Diagnose) ausführlich besprochen werden, obwohl die Autoren selbst einräumen, daß sie wohl niemals routinemäßig eingesetzt werden. Bezüge zur Praxis kommen dagegen etwas zu kurz. Schwerwiegender ist, daß bei der Besprechung des Strahlenschutzes der Patient nahezu vollständig ausgeblendet wird. Wer hofft, Angaben über Dosiswerte bei Untersuchungsverfahren zu finden, sucht vergeblich. Daß bei gesetzlichen Regelungen nur amerikanische Bestimmungen angesprochen werden, ist für das internationale Publikum ein gravierender Mangel. Ärgerlicher ist allerdings, daß in verschiedenen Kapiteln wichtige Größen wie die Äquivalenzdosis unterschiedlich definiert sind und daß die strahlenbiologischen Grundlagen nicht durchweg auf dem Stand heutiger Kenntnis sind. Fazit: Ein nützliches Werk, aber nicht eines, das in Bezug auf Darstellung und Verläßlichkeit alle Wünsche erfüllt, die der Titel verspricht.
Prof. Dr. Jürgen Kiefer, Strahlenzentrum, Universität Giessen

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