Das Neue Physikalische Grundpraktikum
Eichler u.a.
von H. J. Eichler, H.-D. Kronfeldt u. J. Sahm. Springer, Heidelberg 2001. XXII + 588 S., 577 Abb., Geb.,. ISBN 3-540-63109-7
Das Physikpraktikum - wer erinnert sich nicht daran? Manche Versuche spannend, manche stinklangweilig, aber alle sehr arbeitsaufwändig. Als Hilfe bei der Vor- und Nachbereitung ist bisher "der Walcher" das Standardwerk. Nun tritt mit dem "Neuen Physikalischen Grundpraktikum" ein Konkurrent an. Mit Spannung schaut man hinein, worin das Neue im Grundpraktikum besteht. Nach einem einleitenden Kapitel über Messmethodik und Messunsicherheiten (im Buch irreführend "Messfehler" genannt) folgt der übliche Kanon der Experimen talphysik: Von der Mechanik über die Wärme- und Elektrizitätslehre bis zur Optik, Atom- und Teilchenphysik. Traditionelles wie die Bestimmung von Adiabatenexponenten ist immer noch vertreten, mit der Leitfähigkeit von Nanodrähten wird aber auch ein modernes Thema behandelt. Insgesamt gibt die Versuchsauswahl einen vollständigen Über blick über die Grundlagen der Experimentalphysik. Ich finde das Buch sehr ansprechend gemacht. Mir gefällt der Springer-übliche breite Rand mit viel Platz für Notizen. Durch die einheitliche und übersichtliche Gestaltung erscheint alles sehr geschlossen, auch wenn die kleinen Piktogramme zur Markierung der einzelnen Unterabschnitte etwas verspielt wirken. Den positiven Gesamteindruck trüben die vielen Unachtsamkeiten in Text und Layout. Zum Beispiel enthält die Tabelle für die Definitionen der SI-Basiseinheiten beim Wert für die Lichtgeschwindigkeit einen Zifferndreher. Ein kleines Manko ist auch die ungewöhnliche Reihenfolge im ansonsten sehr ausführlichen Schlagwortverzeichnis, wo die Umlaute ä, ö, ü hinter z einsortiert sind. In einer Neuauflage würden sich typische LaTeX-Probleme wie fehlende Umlaute in Formeln oder nicht aufgelöste Ligaturen an Wortfugen korrigieren lassen, ebenso Layoutfehler wie "folgende Tabelle", die tatsächlich nebenstehend ist. Was mich aber wirklich stört ist, dass ein Buch, welches das Wort "Neu" im Titel führt, trotz Erscheinungsjahr 2001 immer noch die alte Rechtschreibung benutzt! Man kann sicherlich vieles über diese Reform sagen, aber sie wurde nun einmal durchgesetzt und wir müssen jetzt damit leben. Das Neue Physikalische Grundpraktikum stellt insgesamt eine brauchbare Lösung für alle dar, die sich bei der Praktikumsvorbereitung nicht ausschließlich auf die lokale Praktikumsanleitung und ein gutes Experimentalphysikbuch verlassen wollen. Robert Wynands
Priv.-Doz. Dr. Robert Wynands, Institut für Angewandte Physik, Universität Bonn
