Die Geschichte der Astronomie
Karen Masters: Die Geschichte der Astronomie, Haupt Verlag, Bern 2024, geb., 272 S., 38 Euro, ISBN 9783258083773
Karen Masters

Wenn man heute fragen würde, was die Astronomie vorantreibt, dann würde die Antwort sicher lauten: Daten, Daten und nochmals Daten! Doch mindestens bis ins 19. Jahrhundert waren Bücher das Mittel der Wahl, um astronomisches Wissen zu bewahren und zu verbreiten.
Karen Masters, Professorin für Physik und Astronomie am Haverford College in den USA, zeichnet in diesem kompakten Bildband die Geschichte der Astronomie in 115 Büchern nach. Das umfasst einen großen Zeitraum, angefangen von den frühesten Zeugnissen in Form von Tontafeln über mittelalterliche Handschriften, astronomische Aufzeichnungen aus der Blütezeit des Islam vom 8. bis zum 14. Jahrhundert und den revolutionären Werken von Kopernikus, Kepler und Galilei bis hin zu Werken des 18. und 19. Jahrhunderts, die eine Popularisierung der Astronomie einleiteten.
Zu meinen persönlichen Favoriten im Buch gehört Wilhelm Herschels Karte der Milchstraße. Sie entstand aus umfangreichen Beobachtungen, die er mit seiner Schwester Caroline durchgeführt hatte. Auch wenn das Ergebnis noch nicht den wahren Verhältnissen entsprach, ist es erfreulich, dieses wichtige Dokument der Astronomiegeschichte auf einer Doppelseite originalgetreu abgebildet zu sehen. Oft nutzen populärwissenschaftliche Bücher nur schlechte Reproduktionen, manchmal sogar nur von einem Teil der ursprünglichen Bildtafel.
Die gute Abbildungsqualität der anderen größeren Seitenreproduktionen und astronomischen Fotos machen den Wert dieses Buches aus, das mit dem Format von 20 mal 24 Zentimetern angenehm handlich bleibt.
Ein gewisser angelsächsischer „bias“ macht sich bei den Ausführungen über die erste Messung einer Sternparallaxe bemerkbar. Thomas Henderson wird genannt – und die Frage der Priorität von Beobachtung und Publikation unterschlagen, weil Friedrich Bessels unerwähnt bleibt.
Die Bibliografie ist wegen der allzu rudimentären Angaben leider unbrauchbar. Hier hätte ich mir auch Links zu im Web verfügbaren Scans gewünscht. Die Lektüre des Buches, das am Schluss Schlaglichter auf modernere Astronomiebücher wirft, macht aber dennoch große Freude.
Alexander Pawlak