21.02.2005

Einstein. Eine Biographie

Neffe

Einstein. Eine Biographie

Der große alte Mann der Physik, Freeman Dyson, hat neulich in einem Beitrag für The New York Review of Books geschrieben, dass es vielleicht zu viele Biographien von Einstein und sicher zu wenig entsprechende Texte über seine Kollegen - wie etwa Henri Poincaré - gibt. Tatsächlich denkt man bei jeder neuen Lebensbeschreibung von Einstein an die zahlreichen anderen Bücher, die es zu diesem Thema schon gibt, und an irgendeiner Stelle muss die Rezension einer weiteren Biografie des Jahrhundertphysikers auf die Frage eingehen, ob sie denn wirklich nötig war. Hier sollen zwei Antworten gegeben werden - eine allgemeine und eine spezifische -, die den Vorteil haben, gleich zu lauten. Beide Antworten heißen Ja. 


Das allgemeine Ja ergibt sich mit einem Blick auf Größen der anderen Kultur, die wir Kunst nennen. Über Schiller, den wir in diesem Jahr feiern, und Mozart, der im nächsten Jahr an der Reihe ist, gibt es sehr viel mehr Bücher als über Einstein, und alle werden gelesen. Die Naturwissenschaften sollten deshalb ihre handelnden Personen mehr ins Rampenlicht rücken, um so populär zu werden, wie es die Künste sind. Sie sollten es vor allem mit Büchern tun, die so gut recherchiert und so wunderbar geschrieben sind wie das von Jürgen Neffe, das hier vorzustellen ist. 


Die jetzt vorgelegte Biographie lohnt sich für Leser, die noch nichts von Einstein wissen, und sie lohnt sich für Leser, die schon ­alles über Einstein ¿ wenn auch nicht alles von ihm - gelesen haben. Neffe hat die Wissenschaftshistoriker besucht, die alles von Einstein gelesen haben - etwa seine Notizbücher, die er auf dem Weg zur Allgemeinen Relativitätstheorie gefüllt hat -, und er lässt uns an ihren Funden und der Begeisterung teilhaben, mit der sie ihre Entdeckungen gemacht haben. Dabei werden die Schwierigkeiten deutlich, die Einstein zu bewältigen hatte, um zu den fabelhaften Theorien zu kommen, für die wir ihn heute feiern. Da wird es tatsächlich möglich, im Anschluss an die Lektüre von Neffes Buch das Gefühl zu verspüren, etwas von Einsteins Einsichten erfasst zu haben und dem Geheimnis seines sagenhaften Ruhmes näher gekommen zu sein.


Wenn man unbedingt Kritik üben will, kann man vielleicht anmerken, dass sich Neffe etwas zu lang bei psychologischen Deutungen aufhält und Einsteins Innenleben ausbreitet, bevor wir die Außenansicht kennen. Sein Buch fängt merkwürdigerweise mit dem toten Helden auf dem Seziertisch an, und wir erfahren mehr vom Aufschneiden der berühmten Leiche, als wir jemals wissen wollten. Aber das ist nur am Anfang so. Den wird man überstehen. Danach erwartet den Leser das reine Vergnügen, spätestens dann, wenn "aus Albert Einstein" wird. 


Prof. Dr. Ernst Peter Fischer, Universität Konstanz

Weitere Infos:

  • J. Neffe: Einstein. Eine Biographie
    Rowohlt Verlag, Hamburg 2005. geb., 352 S.,
    ISBN 3-498-04685-3

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    Jürgen Neffe
    Einstein
    Rowohlt, Reinbek
    EUR 22,90

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